Trockenbau und Akustik in der neuen Stadthalle in Boppard

Feinste Akustik

Seit 2009 genießen die Bürger von Boppard die Vorzüge eines neuen, multifunktional nutzbaren Veranstaltungszentrums: Die neue Stadthalle der Gemeinde entstand durch den Umbau von Räumen einer ehemaligen Kreissparkasse und einen modernen Anbau.

Beim Umbau der ehemaligen Kreissparkasse von Boppard zu einem multifunktionalen Veranstaltungszentrum konnte die Windheuser & Esper GmbH aus Boppard nicht nur den Bauherrn und Architekten mit außergewöhnlichen Leistungen im trockenen Innenausbau überzeugen, sondern auch die Jury der Rigips Trophy ‘09: Das Verarbeiterteam um Geschäftsführer Joachim Windheuser gewann mit diesem Ausbauobjekt den renommierten Trockenbauwettbewerb im Leistungsbereich Akustiksysteme. Die Fachjury bewertete die neue Stadthalle als vorbildliches Beispiel dafür, wie Bestandsgebäude mit Hilfe moderner Trockenbausysteme umgenutzt und einer neuen Verwendung zugeführt werden können. Insbesondere die Vielfalt und Komplexität der ausgeführten Trockenbauarbeiten sowie die geschickte Verbindung von Gestaltung und Akustik überzeugten die Experten. „Unser Team war mit durchschnittlich acht Monteuren fast ein ganzes Jahr lang täglich vor Ort. Dass wir im wahrsten Sinne des Wortes ,gute Arbeit’ abgeliefert haben und dies von einer ausgewählten Fachjury anerkannt wurde, freut uns deshalb natürlich besonders“, so Joachim Windheuser.

 

Tagungs- und Büroräume gestalten

Neben dem eigentlichen Neubau des großen Veranstaltungssaals mit Foyer und Garderobe sollten weitere Versammlungsräume und Büros im Ober- und Dachgeschoss akustisch wirksam ausgebaut werden. So wurde zum Beispiel im Dachgeschoss ein Raum für kleinere Versammlungen und Tagungen bis zu einer Besucherzahl von 100 Personen ausgebaut. Nach einem konventionellen Dachausbau – der Einbau von Wärmedämmung, Dampfbremse und einer doppelten Beplankung aus Gipsplatten erfolgte innerhalb kurzer Zeit – erhielten die Dachinnenflächen eine zusätzliche Bekleidung aus Lochplatten Rigiton 8/18 zur Verbesserung der Raumakustik. Sie wurden auf die Unterkonstruktion aus Metallprofilen geschraubt, ihre Fugen geklebt. Joachim Windheuser erinnert sich: „Vor allem die Montage in der Dachschräge und der geringe Betrachtungsabstand erschwerten die Herstellung eines ästhetischen Lochbildes auf den großen Dachinnenflächen. Darüber hinaus erforderte der Einbau der Belüftung im Firstbereich mit den erforderlichen Lüftungsgittern ein sehr genaues Arbeiten.“

Gestalterisch akzentuiert wurden die Anschlüsse der Lochplatten an die flankierenden Bauteile mit einem glatten Fries, der durch das Abkleben mit einem Malervlies entstand. Eine Gestaltungsidee übrigens, die später im Foyer und weiteren Räumen erneut aufgenommen wurde und so zu einer durchgehenden Ästhetik im gesamten Gebäude beiträgt. Die Türumrandungen wurden auf beiden gegenüberliegenden Raumseiten identisch erstellt, so dass der Raum optisch symmetrisch wirkt. Alle Gipsplatten wurden abschließend mit der verarbeitungsfertigen Spachtelmasse ProMix Plus von Rigips in Q 3 verspachtelt.

 

Schwungvoller Auf- und Abstieg

Auch im ersten Obergeschoss und im Foyer kamen Akustikplatten des Typs Rigiton 8/18 zum Einsatz: In die aus diesen Platten gefertigten Deckenflächen sollten jeweils Halb- und Viertelkreise integriert werden, die später eine hinterleuchtete Spanndecke aufnehmen sollten. Einem glatten Zuschnitt und dem sehr genauen Einmessen der Decken kam entsprechend große Bedeutung zu. Für den visuellen Gesamteindruck der Räume ebenfalls maßgeblich mitverantwortlich ist die geschwungene Treppe, die vom ersten Ober- bis zum Untergeschoss durch den Baukörper führt. Die Brüstung und Untersicht der Betontreppe beplankten die Trockenbauer pro Seite mit jeweils drei Lagen der flexiblen GK-Form-Platten (6 mm) von Rigips. Die Unterkonstruktion der Brüstung wurde aus Latten in gebogener Form hergestellt und die vorhandenen Stahlstützen integriert. Die gesamte Konstruktion erhielt durch die stabile Unterkonstruktion und die vielen Beplankungslagen eine enorme Steifigkeit. „Der Montage- und Spachtelaufwand an der Treppe war allerdings entsprechend groß. Das Ergebnis spricht jedoch für sich. Es ist uns gelungen, geschmeidige und übergangslose Formen zu schaffen“, sagt Joachim Windheuser.

 

Der Große Saal schlägt Wellen

Die eigentliche Herausforderung des Projektes wartete jedoch im Erdgeschoss des Neubaus auf das Ausbauteam. Er wurde zwischen der bestehenden Nachbarbebauung errichtet und sollte den „Großen Saal“ und damit das „Veranstaltungsherz“ der neuen Stadthalle aufnehmen. Mit einer Fläche von rund 400 m2 und einer bestuhlten Kapazität für 500 (beziehungsweise unbestuhlt für 900) Besucher bietet der Saal heute optimale Voraussetzungen für Veranstaltungen aller Art.

Das Dach des Saals besteht aus einer Holzkonstruktion mit außen liegender Wärmedämmung, die von zwei großen Gitterbindern getragen wird. Zur Belichtung der Halle plante der ortsansässige Architekt Rainer Pörsch insgesamt 20 Lichtschächte ein, die um einen Mittelpunkt auf der Bühne angeordnet wurden. Seine Planungen sahen weiter vor, die Lichtschächte bogenförmig in die Unterdecke zu integrieren und die Decke selbst in Wellen konkav und konvex – zueinander in der Höhe versetzt – im Radius der Lichtschächte zu erstellen.


Schallschutzwände bilden die Basis

Als Grundlage für eine gute Raumakustik wurden in einem ersten Schritt die Wände zu den Nachbargebäuden mit einer doppelt beplankten, freistehenden Vorsatzschale aus „Die Blaue“ (12,5 mm) akustisch ertüchtigt. Diese Schallschutzplatte erreicht bereits mit einlagiger Beplankung in Verbindung mit 75er CW-Wandprofilen Schallschutzwerte von 48 dB R w,R und schuf auch in Boppard die Basis für eine fein austarierte Raumakustik, wie sie heute in modernen Veranstaltungsgebäuden verlangt wird. In einem nächsten Arbeitsschritt wurden die eigentlichen Akustik-
vorsatzschalen montiert. Die oberen Anschlüsse der Vorsatzschalen sollten dabei die Wellenbewegung der Decke elegant übernehmen. Zum genauen Einmessen der geschwungenen oberen Anschlüsse der Vorsatzschalen fertigte das Architekturbüro einen Plan mit Stichhöhen an, die dann auf der Baustelle auf die Konstruktion übertragen wurde.

Da in die Vorsatzschalen auch die Quellauslässe der Lüftung integriert werden sollten, wurde der untere Teil als Stahlkonstruktion ausgeführt, auf der die Trockenbauer dann die einzelnen Vorsatzschalen aufbauten. Die einzelnen Akustikvorsatzschalen haben jeweils 50 mm Versatz zueinander, was durch die Verwendung von Ständerwerken in 150, 100 und 50 mm (nach oben schmaler werdend) ermöglicht wurde. Die Beplankung der Wände erfolgte erneut mit Rigiton-Lochplatten.

 

Dreidimensional geformte Decke im Großen Saal

„Die wirkliche Herausforderung stellte die Decke des Großen Saals dar: Im Gegensatz zu konventionellen, geraden Decken, die sozusagen nur zweidimensional sind, haben wir hier eine dreidimensionale Decke erstellt. Zwangspunkte waren dabei sowohl die Dachträger, die Lüftungsrohre als auch die verkleideten Lichtschächte“, erläutert Joachim Windheuser. Im Bereich „über Dach“ – der obere Teil der Lichtschächte ragt ins Freie – wurden die Innenseiten der Lichtschächte seitlich aus OSB-Platten hergestellt. In der Zwischendecke musste eine Unterkonstruktion aus C-Profilen erstellt werden. Die bis zu 3 m hohen Lichtschächte wurden anschließend mit Standard-Gipsplatten beplankt und in Q 3 mit dem Vario Fugen-spachtel von Rigips verspachtelt. Aufgrund der Enge in den Schächten durchaus keine „leichte Übung“ für die Trockenbauprofis aus Boppard. Erschwerend kam hinzu, dass die Abluftöffnungen seitlich in den Schächten angeordnet wurden und im oberen Teil eine Verdunklungsanlage eingebaut werden musste.

Für die Radien der Wellenbögen wurden 50 mm UA-Profile entsprechend den Planungsvorgaben werkseitig gebogen (für jeden Versatz der Wellen zueinander zwei Profile). Die so vorbereiteten UA-Profile wurden dann mit Nonius-Abhängern frei im Raum abgehängt und bildeten die Ausgangspunkte zum Aufbau der Decke.

Mithilfe dieser formgebenden Profile konnten anschließend die Versprünge eingemessen und die senkrechten Abschottungen aus Gipskartonplatten eingebaut werden. Von diesen Schotten konnten dann – mit den in einem Radius von 10 m konkav und konvex gebogenen Decken-C-Profilen – die einzelnen Deckenflächen aufgebaut werden. Um die Gesamtkonstruktion möglichst steif und tragfähig auszubilden, führten die Trockenbauer sämtliche Abhängungen über Nonius-Abhänger aus. Durch die teilweise hohe Installationsdichte im Deckenhohlraum mussten zusätzlich mehrere Traversen in Form von 50 mm UA-Profilen eingebaut werden. Mit Ausnahme des hintersten Deckenfeldes beplankte das Ausbauteam alle gewölbten Flächen mit glatten Gipskartonplatten und verspachtelte diese mit ProMix Plus in Q 3. Das letzte Deckenfeld wurde trotz der Wölbung und der Anordnung im Radius ebenso wie die geraden umlaufenden Deckenflächen mit Lochplatten beplankt. Entsprechend dieser Einteilung wurden auch die Zwickel vor den Gitterträgern mit Lochplatten bekleidet. Das Zusammenspiel aus glatten und gelochten Platten erzeugt ein optimales Verhältnis von benötigter Nachhallzeit und optimaler Schallabsorption.

„Die Decke im Großen Saal der Stadthalle Boppard war die bisher schwierigste und aufwendigste Aufgabe für unser Team. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro, dem Rigips Fachberater und unserem Handelspartner haben wir aber die Vorstellungen des Bauherrn voll erfüllt, wenn nicht sogar ein wenig übertroffen“, so das Fazit von Joachim Windheuser.

Akzentuiert wurden die Anschlüsse der Lochplatten mit einem glatten Fries, der durch Abkleben mit einem Malervlies entstand

Für die Radien der Wellenbögen im Großen Saal

wurden 50 mm UA-Profile werkseitig gebogen

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