Mathematik hinter Jura-Fassade
Neubau der Uni Heidelberg erhielt VHF aus Mineralwolle und Naturstein
Die Neubauten der Universität Heidelberg wurden in Stahlbetonbauweise errichtet und mit einer 220 mm dicken Schicht aus Mineralwolle gedämmt. Die vorgehängten hinterlüfteten Fassadenplatten aus Naturstein befestigten die Handwerker mit einer selbstentwickelten Klebermischung.
Heidelberg ist eine traditionsreiche Universitätsstadt. Bereits 1386 wurde die heute in zwölf Fakultäten gegliederte Ruprecht-Karls-Universität gegründet. Auf dem Campus „Neuenheimer Feld“ entstehen derzeit mehrere Neubauten nach den Entwürfen des Architekturbüros Bernhardt + Partner, die sich mit edlen Natursteinfassaden in das gewachsene Quartiersumfeld einfügen. Hinter den vorgehängten Fassaden sorgen 220 mm nichtbrennbare Steinwolle für einen zeitgemäßen Wärmeschutz.
Das Zentrum der Bauarbeiten bilden drei Gebäude an der Berliner Straße: Mit Bauteil A entsteht das neue Seminar- und Institutsgebäude für Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung der Heidelberger Fakultät für Mathematik und Informatik. Im so genannten „Mathematikon“ werden zukünftig sämtliche Aktivitäten der Fakultät gebündelt, die sich vorher auf bis zu sechs provisorische Lehrstätten verteilten. In den benachbarten Bauteilen B1 und B2 entstehen parallel Einzelhandels- und Gastronomieflächen sowie Büro- und Gewerberäume. Im Juni 2016 sollen alle Arbeiten abgeschlossen und alle Gebäudeteile eröffnet und bezogen sein.
Wie harmonisch sich die drei Gebäude ergänzen, lässt bereits ein Blick auf die gewählten Natursteine erahnen. „Das Mathematikon erhält gerade eine vorgehängte Fassade aus hellem Jura-Gestein. Anschließend werden wir das Bauteil B1 mit einem dunklen Muschelkalk und B2 wieder mit Jura bekleiden“, erläutert Günther Goreth vom Natursteinwerk Villmar. Seit Anfang Juli 2014 ist der verantwortliche Projektleiter vor Ort und leitet die Arbeiten eines rund 40 Mann starken Baustellenteams, das pro Woche etwa 360 m2 Fassadenfläche fertigstellt.
Zeitgemäße Wärmedämmung in 033
Die Vorbereitungen für die Arbeiten an den etwa 15 000 m2 großen Fassadenflächen waren zunächst schweißtreibend: Rund 55 000 Bohrlöcher wurden in die 240 mm dicken Stahlbetonwände gebohrt. In sie werden später die Trage- und Halteanker für die vorgehängte Fassade eingemörtelt. In einem ersten Schritt wurde das Gebäude jedoch mit einer hoch wärmedämmenden Schicht Steinwolle ausgerüstet. „Genau genommen handelt es sich um zwei Schichten. Zuerst haben wir eine 80 mm dicke Lage aus „Fixrock 033“ von Rockwool montiert. Diese nichtbrennbaren Platten wurden speziell für den Einsatz bei vorgehängten hinterlüfteten Fassaden entwickelt und leisten aufgrund ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit einen wichtigen Beitrag zum geringen Primärenergieverbrauch eines Gebäudes“, so Güther Gorth. Diese erste Dämmlage konnte zeitsparend mit einem Dübel je Platte befestigt werden, denn unmittelbar darauf folgt eine Schicht „Fixrock 033 VS“. 140 mm dick und werkseitig mit einem schwarzen Vlies kaschiert betont diese zweite Dämmlage später dezent das Fugenbild zwischen den Natursteinplatten. „Die obere Dämmstofflage haben wir mit insgesamt drei Dübeln befestigt: Ein voller Dübelteller fixiert in der Mitte, jeweils eine Dübelhälfte greift von oben und unten sowie je ein Viertel Dübelteller an den Ecken auf die ,Fixrock’ Platten“, beschreibt Günther Goreth.
Diffusionsoffener Dämmstoff birgt Vorteile
schon bei der Verarbeitung
Für die Edelstahl-Anker der Jura-Fassadenplatten wurde der Dämmstoff im nächsten Schritt sorgfältig kreisrund mit einem Durchmesser von etwa 200 mm über den Bohrlöchern ausgeschnitten. Anschließend wurden die Anker mit dem schnell trocknenden Ankermörtel „NAM“ von quick-mix 8 bis 10 cm tief im Stahlbeton fixiert. Die zuvor ausgeschnittenen Steinwollezylinder wurden dann wieder exakt in die Öffnungen eingeschoben und umschließen die Anker vollständig. Da die Steinwolledämmung diffusionsoffen ist, kann auch ein möglicherweise noch nicht komplett getrockneter Ankermörtel hinter der wieder geschlossenen Steinwolleschicht problemlos aushärten. Anker wie Mörtel sind echte Lastenträger: Die größten Natursteinplatten sind rund 1,90 x 0,80 m groß und bringen ein Gewicht von gut 180 kg auf die Waage. Unabhängig von Größe und Gewicht werden alle Platten von vier Befestigungsstellen getragen. Von den eingemörtelten Edelstahlankern führen jeweils links und rechts 35 mm lange Edelstahldorne in zuvor in die Platten gebohrte Löcher. Für deren Fixierung in der Fassadenplatte nutzte das Team des Natursteinwerkes Villmar einen interessanten Kleber: „In die Löcher wurde eine spezielle Mischung aus Fliesenkleber und Schnellzement eingebracht. Dessen Konsistenz ist zum einen etwas feiner als die des Ankermörtels, zum anderen gewährleistet der Fliesenkleber eine gewisse Elastizität und damit eine auf Jahre hinweg sichere Verbindung. Die Trocknungszeit beträgt hier durchschnittlich nur 15 Minuten“, so Günther Goreth.
Autor
Dipl.-Ing. Thorsten Wand ist Segmentleiter VHF bei der Deutschen Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG in Gladbeck.