Starkregenereignisse erfordern die Sanierung der Abdichtung
Immer häufiger heißt es: Wasseralarm im Keller wegen langanhaltender, intensiver Regenschauer. Der nachfolgende Beitrag befasst sich damit, welche Maßnahmen – außen wie innen – zur Abhilfe sinnvoll sind und gibt Hinweise, wie Kellerräume regelkonform und nachhaltig abgedichtet werden können.
Die Möglichkeiten zur Vermeidung eines Wassereintritts in Gebäude über die Außenbauteile sind vielfältig. Neben dem präventiven Schutz durch Überflutungsflächen, Hochwasserschutzwällen oder temporärem Schutz sind Maßnahmen an Gebäuden selbst sinnvoll, um einen Wassereintritt zu verhindern.
Der erste Schritt
Erdberührte Abdichtungen gehören zu den bauaufsichtlich relevanten Bereichen. Die Bestimmungen in der Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen sind verpflichtend
Foto: PCI
Am Anfang steht ein Rundgang im Außen- und Innenbereich des Gebäudes, um den Ort des Feuchtezutritts und die Erreichbarkeit der Zutrittsstelle herauszufinden. Liegen die Wasserzutritte oberhalb des Geländes, lassen sie sich einfach schließen, zum Beispiel durch Abdichtungsergänzungen auf der Außenseite. Mit mineralischen Dichtschlämmen oder den flexiblen polymeren Dickbeschichtungen (FPD) gibt es Produkte auf dem Markt, die nicht nur abdichten, sondern auch rissüberbrückend und vor allem UV-stabil sind. Sie tragen nur wenige Millimeter auf und lassen sich vielfältig überarbeiten.
Tritt das Wasser im erdberührten Bereich ein, stellt sich die Frage, ob eine Außenabdichtung möglich ist. Diese hat viele Vorteile und ist die bevorzugte Wahl, außer, wenn der Zugang unmöglich ist, wie zum Beispiel bei der Bodenplatte oder in überbauten Bereichen.
Art der Wassereinwirkung
Neben dem Eintrittsort ist auch die Art der Wassereinwirkung entscheidend. Starkregenereignisse wirken sehr unterschiedlich auf Gebäude ein. Bei ausreichend durchlässigem Boden versickert Regenwasser bis zur wasserundurchlässigen Schicht. Ist diese 50 cm unter der Bodenplattenoberkante, kann man davon ausgehen, dass das Gebäude nur mit Bodenfeuchte belastet ist. Ist der Boden nicht ausreichend durchlässig, kann es vorkommen, dass zwar die Wand, aber nicht die Bodenplatte selbst, zumindest auf der Unterseite des Gebäudes, mit Wasser belastet ist.
Es erfordert einen Statiker oder einen Bodengutachter, der die Wasserbelastung analysiert. Ein Fachmann muss die Schäden an der Bausubstanz bewerten, denn nicht jeder Baustoff ist dauerhaft wasserfest. Dazu können Witterungseinflüsse (wie Frost im Sockelbereich) und Auftrieb hinzukommen.
Regelungen zur Abdichtung
Erdberührte Abdichtungen gehören zu den bauaufsichtlich relevanten Bereichen, die Bestimmungen in der Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen, sind verpflichtend. Für die Außenabdichtung bei Neubauten gibt es viele Ausführungsregeln. Je nach Nutzung müssen möglicherweise auch Regelungen zur Energieeinsparung beachtet werden.
Eine Orientierung für nachträgliche Abdichtungsarbeiten an erdberührten Bauteilen bietet das Merkblatt 4-6 der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege International e.V. (WTA). Das Merkblatt ist im Dezember 2024 als 4. Ausgabe neu erschienen.
WTA-Merkblatt 4-6
Auftrag einer Bitumendickbeschichtung zur Außenabdichtung
Foto: PCI
Das WTA-Merkblatt 4-6 umfasst die Planung, Auswahl und Ausführung der nachträglichen Abdichtung von Bauteilen von außen ebenso wie von innen und unterscheidet sich damit zum Beispiel von der DIN 18 533, bei der es um die erstmalige Abdichtung von dem Wasser zugewandten (neuen) Bauteilen im erdberührten Bereich geht.
Nachträgliche Abdichtungen sind aufwändiger, besonders von innen, da sie einer negativen Wasserbeanspruchung ausgesetzt sind. Natürlich kann es laut Merkblatt auch Kombinationen von Außen- und Innenabdichtungen geben oder Situationen, bei denen der Handwerker weitere Merkblätter berücksichtigen muss. Ein Beispiel: Neben der flächigen Abdichtung der vertikalen oder horizontalen Flächen sind Bereiche betroffen, die man nur durch Injektage erreichen kann. Gleiches gilt, wenn Salze im Untergrund vorkommen oder wenn die Ausbreitung von Feuchtigkeit in nicht belasteten Flächen verhindert werden soll.
Das Merkblatt gibt Hinweise zur Untersuchung des Objekts, um die Beschaffenheit der Bauteile und die Art der Wassereinwirkung zu erkennen. Die Einwirkung des Wassers auf das Gebäude spielt eine entscheidende Rolle. Dies ist in der DIN 18 533-1 thematisiert, die allerdings die besondere Situation des Bestandbaus mit seinen wirtschaftlichen Aspekten nicht berücksichtigt. Anstatt sich zu sehr an der DIN zu orientieren, sollten Handwerker stärker auf objektspezifische Lösungen und die Abdichtungsziele – bezogen auf die jeweilige Art der Abdichtung – achten.
Bodenfeuchte oder drückendes Wasser
Freigelegter Keller als Vorbereitung für die Anbringung einer Außenabdichtung
Foto: PCI
Die Außenabdichtung muss gemäß Merkblatt eingesetzt werden, wenn dies technisch oder wirtschaftlich möglich ist. Die geforderte wannenartige Abdichtung bei Bodenfeuchte im Bereich der Wandaufstandsfläche lässt sich durch eine Kapillarsperre (zum Beispiel durch Verkieselung) erzielen, die die Verbindung zwischen der außenliegenden Vertikalabdichtung und der innenliegenden Bodenplattenabdichtung schafft. Damit entsteht bei drückendem Wasser (W2.1-E) nur eine funktionstüchtige Abdichtung, wenn die Bodenplatte selbst ausreichend wasserundurchlässig ist. Dies zeigt, wie wichtig eine ausreichende Kenntnis der am Gebäude vorhandenen Wassereinwirkung ist, um die Abdichtung zielgerichtet durchzuführen.
Das Merkblatt geht auch auf Innenabdichtungen ein, die bei Bodenfeuchte, aber auch bei drückendem Wasser bis 3 m Eintauchtiefe grundsätzlich erfolgen können. Hierzu muss der Handwerker die Abdichtungen nach den Vorgaben des Merkblatts gegen die negative Wasserbelastung prüfen. Außerdem nennt das Merkblatt das Risiko der dauerhaften Durchfeuchtung des Wandbaustoffs. Die Innenabdichtung ist daher nur möglich, wenn der Baustoff seine Tragfähigkeit behält und der Abdichtungsstoff haftfähig ist. Daher kommen in der Regel nur zementhaltige Abdichtungen in Frage.
Der Einbau von wasserundurchlässigen Betonbauteilen ist nicht Gegenstand des Merkblatts. Dies kann jedoch in Verbindung mit drückendem Wasser statisch notwendig sein, zum Beispiel aufgrund des durch die Abdichtung entstehenden Auftriebs oder wegen des notwendigen Einbaus mechanischer Querschnittsabdichtungen.
Besonderheit Innenabdichtung
Silaninjektion einer Abdichtungscreme, um eine Horizontalsperre gegen drückendes Wasser an Kellerinnenwänden einzubauen
Fotos: PCI
Anders als bei der Abdichtung von außen werden Innenabdichtungen laut Merkblatt immer auf der Rohbau-Ebene durchgeführt. Das Merkblatt weist darauf hin, dass rissüberbrückende Materialien in der Regel einen trockenen Untergrund benötigen. Dies bedeutet, dass eine nicht rissüberbrückende mineralische Dichtungsschlämme zumindest als Vorabdichtung erforderlich ist.
Ebenso können Salzkonzentrationen im Untergrund die Dauerhaftigkeit aufgebrachter Abdichtungen beeinträchtigen. Bei salzbelasteten Untergründen wendet man bevorzugt ein Sanierputzsystem anstelle einer Innenabdichtung an.
Aufgrund der innenliegenden Abdichtung müssen Handwerker beachten, dass sie einbindende Innenwände oder Aufstandsflächen nicht einfach abdichten können, es ist vielmehr eine Querschnittssperre, zum Beispiel durch Injektion, erforderlich. Als Alternative kann man das Mauerwerk trennen und mechanische Einlagen oder wasserundurchlässige Betonbauteile einbauen, die für eine ausreichende Wassersperre sorgen. Letzteres ist bei drückendem Wasser unausweichlich.
Ein eigenes Kapitel des Merkblatts befasst sich mit der Abdichtung von Bodenplatten. Diese unterscheiden sich nicht grundsätzlich von den Wandabdichtungen. Allerdings ist es nicht immer notwendig, einen Verbund zum Untergrund herzustellen. Daher sind auch Abdichtungen mit Bitumen oder Reaktionsharz möglich. Eine Auflast kann dafür sorgen, dass die Abdichtung ihre Funktion entsprechend erfüllt.
Fazit
Zementäre Kellerabdichtung im Sockelbereich
Foto: PCI
Für eine nachträgliche Abdichtung gegen Starkregen gibt es verschiedene Lösungen. Die eingesetzten Produkte haben sich bei der Abdichtung bewährt und sorgen insbesondere bei einer Außenanwendung zusätzlich für eine Verbesserung des Raumklimas. Energetisch gesehen ist die Innenabdichtung die ungünstigste Variante, da eine höhere Wassereinlagerung im Mauerwerk die Wärmedämmeigenschaften reduziert. Aufgrund der rückseitigen Wassereinwirkung kann man bei einer Innenabdichtung keine rissüberbrückenden Abdichtungen (MDS) anwenden. Wenn der Handwerker den Einbau einer MDS plant, muss deren Einsatzfähigkeit, bezogen auf die Wassereinwirkung, durch eine Prüfung belegt sein.
Autor
Manfred Vaupel ist in der Zentralen Anwendungstechnik bei der PCI Augsburg GmbH tätig.