Was die Baubranche von der Hotellerie lernen kann

Die Bauwirtschaft kann von den Erfahrungen anderer Branchen, wie der Hotellerie während der Coronapandemie, lernen.
Foto: Burst / Pexels

Die Bauwirtschaft kann von den Erfahrungen anderer Branchen, wie der Hotellerie während der Coronapandemie, lernen.
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Die Bauwirtschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Das Jahr 2024 begann mit dem schwächsten Start seit elf Jahren, bedingt vor allem durch stark rückläufige Baugenehmigungen. Laut Statistischem Bundesamt gab es im Januar einen Anstieg der Aufträge um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, jedoch einen realen Rückgang von 7,4 Prozent von Dezember auf Januar. Besonders betroffen davon sind der Hoch- und Wohnungsbau.

Eine Umfrage der Creditreform zeigt zudem, dass nur 24,2 Prozent der Handwerksbetriebe mit einer positiven Entwicklung rechnen, während es 2023 noch 33,3 Prozent waren. 47,6 Prozent erwarten gleichbleibende Umsätze (Vorjahr 48,5 Prozent), und 27,2 Prozent befürchten derzeit rückläufige Umsätze (Vorjahr 16,8 Prozent). Die angespannte Auftragslage führt dazu, dass Betriebe erstmals seit 15 Jahren Stellen abbauen und Tarifverhandlungen scheitern könnten, was perspektivisch auch zu Streiks in der Baubranche führen könnte.

Vertrauen durch Transparenz stärken

Wie können Unternehmen mit diesen Herausforderungen umgehen? Da sich die makroökonomischen Bedingungen nur schwer von einzelnen Unternehmen beeinflussen lassen, empfiehlt sich ein Blick nach innen, auf Faktoren, die im direkten Einflussbereich des einzelnen Unternehmens liegen.

Ein entscheidender Faktor zur Bewältigung der Situation ist die effektive Kommunikation zwischen Management und Arbeitenden. Eine Beekeeper-Studie unter Führungskräften und operativen Arbeitskräften im Bauwesen zeigt jedoch: Es herrscht an vielen Punkten eine Diskrepanz zwischen dem, was die Arbeitnehmenden besonders beschäftigt und dem, was ihre Vorgesetzten glauben, was ihre Belegschaft umtreibt. In Krisenzeiten ist Kommunikation zentral und schafft Transparenz, die wiederum Vertrauen erzeugt. Gerade wenn nicht alle Mitarbeitenden gehalten werden können, ist es wichtig, alle übrigen an das Unternehmen zu binden. Häufig fehlt jedoch der passende Kanal, um effizient mit der operativen Belegschaft zu kommunizieren.

Hotellerie in der Corona-Pandemie als Vorbild

: Durch die Nutzung moderner Technologien können Bauunternehmen nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen. 
Geralt / Pixabay

: Durch die Nutzung moderner Technologien können Bauunternehmen nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen. 
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Die Bauwirtschaft kann an diesem Punkt einiges von der Hotellerie lernen. Auch sie stand während der Coronapandemie vor einem plötzlichen Geschäftseinbruch nach Jahren des Wachstums. Das Personal wurde freigestellt oder in Kurzarbeit geschickt. Trotzdem erkannten viele Betriebe die strategische Relevanz ihrer Mitarbeiter und investierten gerade in die digitale Kommunikation mit ihnen. Die Arbeitgeber reagierten also schnell und flexibel, indem sie ihre freigestellten Mitarbeitenden kontinuierlich über aktuelle Entwicklungen informierten oder auch einfach den Austausch der Mitarbeitenden untereinander förderten. Das erreichten sie mit Tools wie internen Mitarbeiter-Apps, aber auch sogenannten „Keeping in touch”-Days (KIT). Dies hielt die Moral hoch und erleichterte das Re-Onboarding, als das Geschäft wieder Fahrt aufnahm.

Nach dem Abflachen der Pandemie kam es nämlich zu einem explosionsartigen Anstieg der Nachfrage nach Hotelübernachtungen, was wiederum den Fachkräftemangel verschärfte. Hier war es wichtig, schnell auf beurlaubte oder ehemalige Mitarbeiter zurückzugreifen und diese zügig wieder einzugliedern, was durch eine reibungslose digitale Kommunikation stark vereinfacht wurde.

Antizyklisch handeln, um gestärkt aus der Krise zu kommen

Das Beispiel zeigt: (Digitale) Kommunikation ist branchenübergreifend unerlässlich, um Mitarbeitende motiviert zu halten, Streiks vorzubeugen und die Digitalisierung voranzutreiben, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Das Baugewerbe hat hier noch viel Nachholbedarf, war es doch 2023 erneut das Schlusslicht bei der Digitalisierung. Ähnlich wie die Hotellerie sollten Bauunternehmen jetzt antizyklisch handeln. Die aktuelle Krise können sie nutzen, um in die Mitarbeitenden zu investieren und so gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Sobald sich die Auftragslage verbessert, wird der Fachkräftemangel wieder ein Thema. Mit etablierten, digitalen Prozessen können Bauunternehmen diesem Mangel entgegenwirken und sich gleichzeitig als moderner Arbeitgeber am Markt positionieren.

Der Weg zur digitalen Kommunikation

Mitarbeitende erwarten mittlerweile eine gewisse „Experience”, die sie aus dem privaten Umfeld von WhatsApp, TikTok und Co. gewohnt sind. Herkömmliche Lösungen haben jedoch häufig eine veraltete Benutzerfläche oder sind einfach nicht digital.

Gerade in der Baubranche arbeiten häufig Menschen mit unterschiedlichen Sprachprofilen, was den Informationsaustausch zusätzlich herausfordert. Um diese Barrieren zu überwinden, sollten Kommunikationsinhalte durch Formate wie Video und Audio ergänzt werden.

Der Einsatz geeigneter Technologien ist notwendig, um konjunkturellen Schwung auf dem Bausektor zu initiieren: Kürzere Bauzeiten, niedrigere Kosten, geringerer Planungsaufwand und digital optimierte Prozesse müssen eine Bauoffensive im notwendigen Umfang begleiten.

Langfristige Strategien für die Bauwirtschaft

Laut Dr. Cristian Grossmann, Mitgründer und CEO von Beekeeper, hat das Baugewerbe digitalen Nachholbedarf.
Foto: Beekeeper

Laut Dr. Cristian Grossmann, Mitgründer und CEO von Beekeeper, hat das Baugewerbe digitalen Nachholbedarf.
Foto: Beekeeper
Für die Bauwirtschaft ist es essenziell, langfristige Strategien zu entwickeln, die auf die aktuellen Herausforderungen reagieren und gleichzeitig zukunftsorientiert sind. Unternehmen sollten nicht nur in die Modernisierung ihrer Infrastruktur investieren, sondern auch in die Schulung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, um den Umgang mit neuen Technologien zu fördern.

Zudem ist die Integration von Nachhaltigkeitsstrategien in den Bauprozess von großer Bedeutung. Angesichts der steigenden Anforderungen an umweltfreundliche Bauweisen müssen Unternehmen in innovative Materialien und Techniken investieren, die den ökologischen Fußabdruck reduzieren.

Bindung von Mitarbeitenden über das Arbeitsverhältnis hinaus

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bindung von Mitarbeitenden über das Arbeitsverhältnis hinaus – so wie es die Hotellerie vorgemacht hat. Es ist wichtig, auch mit freigestellten und entlassenen Mitarbeitern in Kontakt zu bleiben, um schnell auf ein verändertes Marktumfeld reagieren zu können. Potenzielle Veränderungen wie das Ende der Hochzinsphase oder geopolitische Entwicklungen könnten eine rasche Reaktion erfordern. Eine gut gepflegte Kommunikation sowie eine starke Bindung an das Unternehmen erleichtern die Rückkehr von verdienten Mitarbeitenden und fördern eine positive Unternehmenskultur.

Die Chancen der Digitalisierung nutzen

Die derzeitigen Herausforderungen bieten also auch Chancen. Durch Investitionen in die Digitalisierung und die Implementierung moderner Kommunikationswege können Bauunternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dies erfordert jedoch eine proaktive und vorausschauende Herangehensweise. Sie müssen bereit sein, in ihre Mitarbeitenden zu investieren, digitale Prozesse zu optimieren und sich an die sich wandelnden Marktbedingungen anzupassen.

Die Bauwirtschaft kann von den Erfahrungen anderer Branchen, wie der Hotellerie während der Coronapandemie, lernen. Eine effektive, transparente und kontinuierliche Kommunikation ist der Schlüssel, um Vertrauen zu schaffen, Mitarbeitende zu binden und den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein.

Durch die Nutzung moderner Technologien und die Förderung einer digitalen Unternehmenskultur können Bauunternehmen nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen. Dies wird entscheidend sein, um den Fachkräftemangel zu bewältigen und eine nachhaltige Zukunft für die Bauwirtschaft zu sichern.

Autor

Dr. Cristian Grossmann, Mitgründer und CEO von Beekeeper

 

Über Beekeeper

Die 2012 gegründete Beekeeper AG, mit Sitz in Zürich und Berlin, ist ein führender Anbieter von mobilen Kommunikations- und Produktivitätslösungen für Firmen aus der Baubranche. Mit der ISO zertifizierten Mitarbeiter-App von Beekeeper können Unternehmen alle Beschäftigten jederzeit und in Echtzeit erreichen und miteinander vernetzen, papierbasierte Prozesse digitalisieren und bestehende Systeme integrieren. Der mobile digitale Arbeitsplatz ermöglicht es, das Engagement, die Produktivität und die Sicherheit der operativ tätigen Mitarbeitenden messbar zu verbessern.

www.beekeeper.io/de


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