Baustoffmarkt im Industriedenkmal
Umnutzung und Mauerwerksanierung einer alten Schiede auf dem Gelände der Zeche Westfalen in Ahlen
Auf der ehemaligen Zeche Westfalen im Münsterland wurde eine alte Schmiede in einen Baustoffhandel mit besonderem Industrieambiente verwandelt. Dabei musste auch das historische Ziegelmauerwerk mit einem Mauerwerksanierungs-System umfassend instand gesetzt werden.
Am Rand des Ruhrgebietes, schon weit im Münsterland gelegen, profitierte auch die Stadt Ahlen lange vom Kohlenbergbau. Über 100 Jahre war die ortsansässige Zeche Westfalen größter Arbeitgeber und Motor für die wirtschaftliche Entwicklung. Im Jahr 2000 war damit Schluss. Die Kohleförderung wurde eingestellt, Schächte verfüllt und ein Großteil der bergbauspezifischen Anlagen abgerissen. Erhalten blieben nur einige denkmalwürdige Gebäude, für die ein Konzept zur Folgenutzung entwickelt wurde. Seitdem ist ein für die Region einzigartiges Zentrum für Kultur, Freizeitgestaltung und wirtschaftliche Aktivitäten entstanden. Große Teile der denkmalgeschützten Gebäude sind mittlerweile saniert und werden als Büros, als Kletterhalle oder für Indoor-Fußball genutzt.
Altes Zechengebäude aus Dornröschenschlaf geweckt
Doch einige wenige Bauten dämmern noch immer im Dornröschenschlaf. Dazu zählte bis vor kurzem auch die 1913 erbaute Schmiede. Für den wuchtigen Ziegelbau mit dem charakteristischen Tonnendach und einer Grundfläche von 52 x 17 m kam nur ein Nutzer mit hohem Platzbedarf in Frage. 2011 brachte Oliver Weigelt, Inhaber der Firma Weriflex, die Dinge ins Rollen. Er kaufte das denkmalgeschützte Gebäude und baute es zu einem Baustofffachhandelszentrum für das Fliesenhandwerk um.
Doch bevor der neue Handel seine Tore öffnen konnte, mussten umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen werden. Das Gebäude wurde fast vollständig entkernt, Dach und Fenster erneuert. Schäden am Rohbau wurden vor allem im Bereich der Fundamente und der Außenwände festgestellt. Das robuste Ziegelmauerwerk entsprach bei weitem nicht den Anforderungen an einen zeitgemäßen Bautenschutz. Um das Problem in den Griff zu bekommen, zogen Architekt und Bauherr Anwendungsberater der Firma Saint-Gobain Weber zu Rate. Gemeinsam wurde zunächst eine genaue Bestandsaufnahme und Analyse der Schäden vorgenommen. Zu den wichtigsten Untersuchungen gehörte hierbei die Erfassung der Mauerwerksart, Dicke und der Besonderheiten der Bauweise. Feuchtemessungen an Innen- und Außenwänden in unterschiedlichen Höhen gaben dabei wichtige Informationen zur Ursache des Feuchteschadens. Mit speziellen Baustellenanalyseverfahren wurde die Art und Konzentration von bauschädlichen Salzen wie Chloride, Nitrate und Sulfate festgestellt. Man entschied sich schließlich für den Einsatz eines Mauerwerksanierungs-Systems, das aus einer nachträglichen Horizontalsperre, einer Innenabdichtung am Wandfußpunkt sowie einem innenseitigen Sanierputz zur Aufnahme der schädlichen Salzbelastung besteht.
Abgestimmtes System für die Mauerwerksanierung
Voraussetzung für die dauerhafte Funktionsfähigkeit einer Mauerwerksanierung ist die fachgerechte Vorbereitung des Untergrunds. So wurde in der alten Schmiede der komplette Innenputz durch Abschlagen und Sandstrahlen entfernt. Anschließend kratzten die Handwerker das Fugennetz des Mauerwerks bis etwa 1 m Höhe aus. Da die Schäden am Ziegelmauerwerk vor allem auf kapillar aufsteigende Feuchtigkeit zurückzuführen waren, wurde – nach dem Aufbringen einer fachgerechten Vorabdichtung (Verdämmung) aus dem wasserundurchlässigen sowie schnell abbindenden Hohlkehlen- und Egalisierspachtel weber.tec 933 – eine nachträgliche Horizontalsperre eingebracht. Zum Einsatz kam das Silikonmikroemulsions- Konzentrat weber.tec 940 E, das im Verhältnis 1:9 mit Wasser verdünnt und anschließend im Niederdruckverfahren in das Mauerwerk injiziert wurde. Besonderer Vorteil des Produktes ist es, dass kein Aktivator benötigt wird und der Reaktionsprozess der Injektion umgehend einsetzt. Um die Horizontalsperre einzubringen, brachten die Handwerker zunächst Bohrlöcher in einem Abstand von 10 bis 12 cm in einem Winkel von etwa 30 Grad ins Mauerwerk ein. Entscheidend dabei war, dass die Löcher immer eine Lagerfuge durchstoßen. In die Bohrungen brachten die Handwerker anschließend die Emulsion über spezielle Packer ein.
Sanierputz für stark durchfeuchtete Mauerwerksteile
Anschließend konnte mit den Abdichtungs- und Putzarbeiten begonnen werden. Um den einzigartigen Charme des alten Gebäudes herauszuarbeiten, brachten die Handwerker das Innensanierungssystem nur am Wandfußpunkt beziehungsweise auf einzelnen Wandflächen oder bis unter die Fensterbrüstungen auf. Der Rest des Ziegelmauerwerks blieb sichtbar erhalten. Die Vordichtung der schadhaften Stellen erfolgte mit dem Hohlkehlenspachtel HKS weber.tec 933, mit dem die Handwerker die ausgekratzten Fugen füllten. Gleichzeitig diente das Material als Dünnegalisierung für die nachfolgende Abdichtung. Schließlich erfolgte die eigentliche Abdichtung mit der flexiblen, reaktiv- und schnell abbindenden Dichtungsschlämme weber.tec Superflex D 2. Das Risse überbrückende Produkt brauchen die Handwerker mit dem Quast flächendeckend zweilagig auf.
Den Abschluss des Aufbaus bildet das mehrschichtige Weber-Sanierputzsystem. Auf die durchgetrocknete Innenabdichtung trugen die Handwerker zunächst einen vollflächigen Spritzbewurf mit weber.san 951 S auf. Danach folgte der Sanierputzauftrag (weber.san 954 mit Armierungsgewebe weber.sys 987). In Bereichen ohne Innenabdichtung wurde der schnell abbindende Spritzbewurf nur auf Teilflächen aufgetragen. Dem folgte mit weber.san 952 ein Porengrundputz, den die Handwerker im frischen Zustand mit einem Kammglätter horizontal aufkämmten. Die Deckputzlage führten sie wiederum mit dem Sanierputz des Herstellers aus, einem hydraulisch abbindenden, Schimmelpilze hemmenden Sanierputz WTA. Der spannungsarme, sehr weiße Sanierputz bewirkt eine gute Abtrocknung des feuchten Mauerwerks und nimmt die dadurch entstehenden Salzkristalle auf.
Das Ergebnis der Sanierung kann sich sehen lassen. Innerhalb kürzester Bauzeit entstanden Büros in industriellem Ambiente, ein Showroom sowie die dazugehörigen Verkaufs- und Lagerflächen. Der Baustoffhandel profitiert nun von dem ganz eigenen Charme der denkmalgeschützten Industriearchitektur, die dank detailgerechter Planung und Umsetzung durch die beteiligten Handwerksunternehmen erhalten bleiben konnte.
Vor Beginn der Sanierungsarbeiten wurde die Konzentration von bau-schädlichen Salzen wie Chloride, Nitrate und Sulfate festgestellt