Das Solar-Quartier

Im Laatzen unweit von Hannover entstand in den Jahren 2008/09 eine Wohnsiedlung, die ganz unter dem Motto „Effizienz“ steht. Dazu integrierte man eine Photovoltaik(PV)-Anlage auf den Pultdächern. Der elektr­i­sche Strom wird über eine Strom erzeugende Dachbahn gewonnen.

Grundelement dieser modernen und komplett vermieteten Solarsiedlung bildet ein dreigeschossiger Reihenhaustyp, der in Form von 17 Niedrigenergie- und fünf Passivwohnhäusern realisiert wurde. Dabei setzte der Bauherr, die Gundlach GmbH & Co. KG, auf die Entwürfe des Architekturbüros Akzente Architektur & Landschaft, Hannover. Der von den Planer vorgestellte Haustyp ermöglicht durch Variation der Achsbreiten und unterschiedliche Auslegung der Haustechnik ein flexibles Spektrum vom kostengünstigen 110 m2 großen Reihenmittelhaus bis hin zum exklusiv ausgestatteten 130 m2 großen Passivhaus.

 

Erlebbare Energiegewinnung

Die „Solarenergie zum Anfassen“ zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Wohnsiedlung. Schiebeläden aus PV-Modulen bespielen die Fassaden der Passivhäuser. Alle Pultdächer der Häuser sind mit dachintegrierten PV-Anlagen ausgestattet. Überkopf-PV-Module auf der Pergola über dem zentralen Erschließungsweg fungieren neben der Stromerzeugung als Unterstand und versorgen die Fontaine eines Solarspringbrunnens, der je nach Wetterlage plätschert oder sprudelt.

 

Ganz ohne Heizung

Für alle Niedrigenergiehäuser wird Warmwasser und Heizung dezentral über ein Blockheizkraftwerk und Gasbrennwerttechnik bereitgestellt. In den Passivwohnhäusern ist keine Heizung vorhanden. Hier erfolgt die Wärme- und Warmwasserbereitstellung über eine Lüftungsanlage in Kombination mit Wärmerückgewinnung.

 

Dachintegrierte PV-Anlage

Neben den sichtbaren PV-Modulen in der Fassade sowie den Fensterläden der Passivhäuser spielt die dachintegrierte PV-Anlage beim Eco-Carré in Laatzen eine wichtige Rolle. Insbesondere die ideale architektonische Integration der Module unterstreicht die gestalterischen Vorteile einer dachintegrierten Anlage. Verwendung fand die patentierte Dachbahn Evalon Solar der Alwitra GmbH. 

Besonderer Vorzug der multifunktionalen Dachabdichtung ist die gelungene Kombination aus bewährter Dachbahn und flexiblen PV-Modulen. Die Dachbahn wird wie eine herkömmliche Dachabdichtung direkt von der Rolle auf dem Dach verlegt. Denn die flexiblen und leichten UNI-Solar-PV-Module sind zum Einsatz für multifunktionale Dachabdichtungen allseitig wetterfest und transparent polymerverkapselt. Auch aufgrund dieser besonderen Verbindung von flexiblen PV-Modulen und einer Kunststoff-Dachbahn ist das Eigengewicht niedrig (4 beziehungsweise 4,3 kg/m²). Gestelle oder zusätzliche schwere Konstruktionen – Betonsockel oder kiesgefüllte Wannen – als Auflager und zur Lagesicherung wie bei gerahmten ebenen PV-Modulen unter Glas sind nicht erforderlich. Damit ist diese multifunktionale Dachbahn auch auf Dachkonstruktionen mit geringer Traglast anwendbar. Dachabdichtung und PV-Module bilden eine Einheit, die sich homogen an die jeweilige Dachform anpasst. Verantwortlich für dieses Gewerk war die Karl Junker Bedachungen GmbH aus Hessisch Oldendorf.

 

Gelungenes farbliches Zusammenspiel in der Siedlung

Innerhalb der heterogen bebauten Umgebung bildet das Eco-Carré auch farblich eine Enklave. So variieren die Fassadenplatten der Passivhäuser nach dem Farbkonzept „Cappuccino - Espresso - Crème“ von hellem Beige bis zu tiefem Rotbraun. Zusammen mit den Niedrigenergie-Häusern (nach KfW 60-Standard) bilden sie eine abwechslungsreiche, aber harmonisch gefügte Siedlung. In Kombination mit der dachintegrierten PV-Anlage mit einer Leistung von 47 kWp trägt das Quartier dazu bei, dass zehn Häuser ihren Strom zusätzlich aus der Kraft der Sonne beziehen.

 

Autor

Sven-Erik Tornow ist Baufachjournalist und betreibt eine Agentur in Köln.

Die Dachbahn mit den PV-Modulen wird direkt von der Rolle auf´s Dach verlegt

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