Latthämmer im Test
Seit Jahrhunderten sind im Zimmererhandwerk hierzulande Latthämmer mit Spitze etabliert. Wir haben gemeinsam mit Mitarbeitern der Zimmerei Holzbau Vorderwisch eine ganze Reihe Latthämmer unterschiedlicher Hersteller getestet. Dabei fanden wir heraus: was gut aussieht, ist nicht immer praktisch.
Die Bandbreite an Latthämmern ist groß – sowohl was den Preis als auch die Qualität anbelangt. Von Spaßhämmern wie dem „Feierabendhammer“ zum Öffnen der Bierflasche oder dem „Magazin-Nagler“ mit hohlem Kunststoffgriff, aus dem heraus die Nägel unter den Hammerkopf gleiten sollen (was aber eher eine witzige Idee, als ein funktionierendes Werkzeug ergibt) und den Latthämmern aus dem Baumarkt, die zum Teil mit Kunststoffgriff für den täglichen Einsatz auf der Baustelle für Zimmerer ungeeignet sind, unterscheiden sich die echten Profi-Werkzeuge, die sich in zwei große Gruppen unterteilen: den aus mehreren Teilen zusammengesetzten Latthammer mit Rohrstiel und den aus einem Stück geschmiedeten Ganzstahl-Latthammer.
Leichter Ganzstahl-Latthammer mit Ledergriff
Gemeinsam mit Mitarbeitern der Zimmerei Holzbau Vorderwisch aus Gütersloh haben wir von der Redaktion der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau eine ganze Reihe von Latthämmern verschiedener Hersteller getestet – darunter „Premiummodelle“ der Hersteller Estwing, Peddinghaus und Picard. Vor allem von Picard hatte uns der neue Ganzstahl-Latthammer 790 ½ besonders interessiert, den der Hersteller Anfang Februar dieses Jahres auf der Messe Dach+Holz in Stuttgart vorgestellt hatte. Mit seinem Griff aus Lederscheiben ist auch dieser komplett geschliffene Ganzstahl-Latthammer ebenso wie der Klassiker 790 so schön, dass man ihn kaum mit auf die Baustelle nehmen mag. Was einem sofort auffällt, wenn man den neuen Hammer in die Hand nimmt, ist sein geringes Gewicht. Schaut man sich das Werkzeug etwas genauer an, erkennt man schnell, wo im Vergleich zum Klassiker 790 die 100 g Gewicht eingespart wurden: am eingeschnürten Hammerkopf. Für den Hammer hat der Hersteller im März dieses Jahres den Designpreis Red Dot Award erhalten.
So schön der Hammer auch ist – Zimmerermeister Markus Vollmer von Holzbau Vorderwisch, der ihn mehrere Monate lang auf Baustellen im Einsatz hatte, würde lieber zum schweren Modell greifen, wenn es darum geht, den ganzen Tag lang auf dem Dach Nägel einzuschlagen. „Außerdem vibrieren die Hämmer mit den Lederscheibengriff mehr als die mit Grummigriff“, meint der Zimmerermeister. Was die hübschen Lederscheiben anbelangt, weiß sein Chef und Betriebsinhaber Hans-Peter Vorderwisch noch einen weiteren Nachteil zu berichten: „Wenn nach längerem Einsatz sich eine der Lederscheiben löst, bekommt man die restlichen Scheiben auch mit der hierfür vorgesehenen Imbusschraube am Ende des Stiels nicht mehr zusammengedrückt. Beim Hämmern klemmt man sich dann die Haut der Hand ein“, meint Zimmerermeister Vorderwisch.
Ganzstahl- und Rohrstiel-Latthämmer mit Gummigriff
Vom Gewicht vergleichbar ist der neue Ganzstahl-Latthammer mit den typischen Rohrstielhämmern, die man üblicherweise auf deutschen Baustellen sieht. Aber auch diese Werkzeuge werden von den Mitarbeitern der Zimmerei Vorderwisch nicht sonderlich geschätzt, nicht etwa, weil sie ebenfalls eher zu leicht sind, sondern weil der Rohrstiel unterhalb des Hammerkopfes auf Dauer zerbeult, wenn man mit dem Hammer daneben schlägt. Einige Hersteller und auch die Zimmerleute selbst verstärken daher den Stielabschnitt unmittelbar unter dem Hammerkopf mit einem Metallrohrstück. „Wir bevorzugen eindeutig den Ganzstahl-Latthammer“, sagt Hans-Peter Vorderwisch „und dann die Variante mit dem Gummigriff“, von denen er Modelle von Picard, Peddinghaus und Estwing getestet hat. Ihm persönlich gefällt das schwere Modell von Estwing am besten. Das liegt preislich allerdings auch in der obersten Liga, weshalb man bei Vorderwisch eher auf die nur halb so teuren Modell von Peddinghaus zurückgreift. Uns gefallen die Modelle mit Lederscheibengriff von Picard trotzdem am besten.