Heimat in „Hütten aus Beton“
Im November vergangenen Jahres entstand auf dem Gelände der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz – AKNZ – in Bad Neuenahr-Ahrweiler ein kleines Dorf mit 60 Containern (Sheltern) aus Betonfertigteilen, die aus CEM I 42,5 R der Opterra Wössingen GmbH im Werk in Andernach produziert wurden. In Bad Neuenahr-Ahrweiler finden nun 300 Flüchtlinge, die zuvor in einem großen Zelt und einer beheizbaren Garage lebten, winterfesten Raum. Und ein bisschen mehr: Denn in dem rund 15 m² großen Shelter haben 4 bis 6 Personen einen Ort für sich. Vier Wände, ein Dach, drei Fenster und eine Tür, die man hinter sich schließen kann. Ein wenig Privatsphäre, ein kleines Stück Heimat.
Ein Wort hört man immer wieder, wenn man mit den beiden „Erfindern“ dieser Betonshelter spricht: „Eigentlich“. Denn eigentlich waren die von Dipl.-Ing. Peter Görgen vom Technischen Hilfswerk und Dipl.-Ing. Martin Hachmeister, Geschäftsführer des Betonwerks Heinrich Hachmeister, entwickelten Shelter für die Krisenregionen dieser Welt gedacht. Sie sollten einfach herzustellen, leicht zu montieren und ebenso leicht wieder abzubauen sein. Die Pläne von Peter Görgen waren die Antwort auf diese Forderungen und sahen einfach herzustellende „Hütten aus Beton“ vor. Beton als Baustoff bietet dabei gleich mehrere Vorteile. Neben den statischen Vorzügen und der schnellen Montage dank Vorfertigung können solche Betonshelter eng nebeneinander aufgestellt werden, ohne dass es Probleme mit dem Brandschutz gibt. Konstruktion und Herstellung sind denkbar einfach. Sechs Elemente, eine Bodenplatte, vier Wände und ein Dach bilden einen Shelter. „Die 10 oder 15 cm dicken Betonelemente lassen sich nahezu überall auf der Welt auch ohne Schaltisch auf einer Betonplatte mit Kanthölzern als Begrenzung fertigen“, erläutert Martin Hachmeister.
Für den Einsatz in Deutschland mussten die werkseitig schon mit drei 1 x 1 m großen Fenstern und einer T30 Tür ausgestatteten Shelter in der zweiten Ausbaustufe isoliert werden. Auf dem AKNZ-Gelände kombinierte man immer zwei Shelter zu einer „Doppelhauseinheit“. Auf diese Weise reduzierten sich die zu dämmenden Hüllflächen. An den Außenwänden kam hierzu ein WDVS in 80 mm Dicke zum Einsatz. Die Dachelemente bestehen aus einem tragenden Betonelement, auf das auch werkseitig schon ein Sandwichelement mit Dämmung und wasserführender Außenhaut installiert wurde. Die Bodenplatte verlegte man direkt auf einer vorbereiteten Fläche aus Kiessplitt und einer 40 mm dicken, tragfähigen EPS-Hartschaumplatte. Zusätzlich erhielten die Innenwände eine Grundierung und der Boden eine Epoxidharz-Beschichtung.
Durch die Elementierung lassen sich die Shelter einfach auf einem Lastzug transportieren. Mit Hilfe eines Autokrans sind sie so innerhalb weniger Stunden abgeladen und montiert. „Eigentlich sind die Gebäude sofort nach der Montage nutzbar“, erklärt Martin Hachmeister das ursprüngliche Konzept.