Recycling der WDV-Systeme an zwei Hochhäusern in Hannover Laatzen

Zwei Hochhäuser in Hannovers Stadtteil Laatzen werden nicht nur optisch aufgewertet. Ihre alte Fassade ist das Fundament eines großangelegten Versuchs, um ressourcenschonend und nachhaltig mit alten Dämmmaterialien umzugehen.

Die alten Fassaden der Gebäude an der Karlsruher- und Eichelkampstraße in Hannover Laatzen werden thermisch, aber auch stofflich genutzt, um daraus zum Beispiel neue Ziegelsteine herzustellen. Dazu arbeiten die temps GmbH Malereibetriebe mit Stammsitz in Neustadt am Rübenberge mit Sto, Hersteller für Baustoffe, aus Baden-Württemberg zusammen. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Institut für Infrastruktur, Wasser, Ressourcen und Umwelt der Fachhochschule Münster (IWARU).

„Nachhaltigkeit im Bauwesen ist eine Herausforderung, der wir uns nur gemeinsam stellen können. Zusammen mit unseren Projektpartnern haben wir einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu nachhaltigem Wohnen gemacht“, sagt Kay Faulhaber, Meisterbereichsleiter und Prokurist bei temps. Mit der Kooperation bringt temps das Leuchtturmprojekt in die Region Hannover.

Thermische und stoffliche Verwertung

Die Hochhäuser in Hannover Laatzen vor der Sanierung. Das rückgebaute WDVS wurde vollständig thermisch und stofflich recycelt Die Hochhäuser in Hannover Laatzen vor der Sanierung. Das rückgebaute WDVS wurde vollständig thermisch und stofflich recycelt
Fotos: Henning Scheffen Photography

Die Hochhäuser in Hannover Laatzen vor der Sanierung. Das rückgebaute WDVS wurde vollständig thermisch und stofflich recycelt
Fotos: Henning Scheffen Photography
Die Idee: Alte und abgebrochene Verbundsysteme werden in entsprechenden Anlagen aufgetrennt. Das enthaltene EPS dient als Brennstoff und kann somit thermisch verwendet werden. Die Mineralik in Armierungen und Putzen wird jedoch nicht wie bisher in Müllverbrennungsanlagen entsorgt, sondern zerkleinert und für die Herstellung neuer Baustoffe wie Ziegelsteine oder Zement genutzt. Um zu prüfen, ob diese Recycling-Methode auch im Regelbetrieb bundesweit von Zementwerken anwendbar ist, bedarf es einer Menge eben jener Stoffe.

Die mineralischen Bestandteile des WDVS werden einer stofflichen Wiederverwertung zugeführt Die mineralischen Bestandteile des WDVS werden einer stofflichen Wiederverwertung zugeführt
Foto: Henning Scheffen Photography

Die mineralischen Bestandteile des WDVS werden einer stofflichen Wiederverwertung zugeführt
Foto: Henning Scheffen Photography
Bei einer aktuellen Fassadenerneuerung zweier Hochhäuser im Stadtteil Laatzen durch die Firma temps werden genau diese Stoffe abgetragen. Dadurch wird die gesetzlich vorgeschriebene Sanierung der Hochhäuser Teil eines nachhaltigen Recyclingprozesses, von dem auch die Eigentümergemeinschaft profitiert. Denn die alte Fassade konnte nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstiger entsorgt werden.

Gemeinsam mit Sto, Marktführer im Segment Wärmedämmverbundsysteme (WDVS), und dem IWARU der FH Münster gelingt es, eine funktionierende und nachhaltige Methode zu entwickeln, die sowohl CO2- als auch Rohstoffeinsparungen im Vergleich zu herkömmlichen Müllverbrennungen ermöglicht und zugleich flächendeckend anwendbar ist. „Bei diesem Projekt gehen wir über eine thermische Nutzung hinaus und erreichen eine stoffliche Verwertung. So schließen wir den Materialkreislauf lückenlos und nutzen das Material nach dem Rückbau der Fassade vollumfänglich“, sagt Dirk Meier-Plate, Regionalleiter Projektmanagement bei Sto.

Kostenreduzierung

Montage des neuen WDVS und Anputzen der Mineralwolledämmung Montage des neuen WDVS und Anputzen der Mineralwolledämmung
Foto: Henning Scheffen Photography

Montage des neuen WDVS und Anputzen der Mineralwolledämmung
Foto: Henning Scheffen Photography
Die Fassaden der beiden Gebäude in der Karlsruher- und Eichelkampstraße sind die ersten, die auf diese Weise recycelt worden sind. Da die Häuser aus den Anfängen der Wärmedämmverbundsysteme stammen, benötigen sie einen vollständigen Rückbau inklusive Entsorgung der alten Dämmung. Die damit verbundenen Kosten konnten durch das Pilot-Projekt deutlich reduziert werden. Die Fassadensanierung bringt weitere Vorteile mit sich: Neben der Erfüllung aktueller Anforderungen an die Wärmedämmung trägt das neue Erscheinungsbild zur Aufwertung des gesamten Grundstücks bei.

„In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit im Bauwesen immer wichtiger wird, zeigen wir mit diesem Projekt, dass es möglich ist, alte Fassaden nicht nur zurückzubauen, sondern sie zu recyceln und so neue Energie und Produkte zu gewinnen“, sagt Kay Faulhaber. Das Sanierungsprojekt demonstriert eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Handwerk und Industrie und setzt damit einen Meilenstein für mehr Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft.

Autor

Torben Brauer ist Marketingleiter bei der temps GmbH Malereibetriebe in Neustadt.

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