Sockelabdichtung mit mineralischer Dichtungsschlämme
Ob Neubau oder Sanierung: Die sichere Abdichtung der Außenwände gegen Feuchtigkeit aus dem umgebenden Erdreich spielt eine große Rolle. Wir zeigen, inwieweit eine mineralische Dichtungsschlämme einen guten Beitrag leisten kann.
Die Kellerabdichtung im Sockelbereich wird in der DIN 18 533 beschrieben
Foto: PCI
Der Sockel ist der untere Teil eines Gebäudes und wird in der Abdichtungsnorm DIN 18 533 als der Bereich definiert, der als abzudichtender Bereich von 20 cm unter der Erdoberfläche bis 30 cm über Erdreich reicht. Das ist im Voraus jedoch schwierig einzuschätzen, da die Geländeregulierung erst erfolgt, wenn das Gebäude bereits fertiggestellt ist. 15 cm der Abdichtung muss nach Norm noch über Gelände vorhanden sein. Die beteiligten Fachfirmen sollten sich daher im Vorfeld abstimmen, um einerseits den Gebäudeschutz sicherzustellen und zum anderen eine große Gestaltungsfreiheit des sichtbaren Bereichs zu ermöglichen.
Historischer Rückblick
Wasserdichte Mörtel gab es bereits in der Antike. So dichteten zum Beispiel die Römer schon im 1. bis 2. Jahrhundert nach Christus die Aquädukte ab. Aber auch die Menschen aller Jahrhunderte schützten ihre Gebäude mit verschiedensten Mitteln vor den Witterungseinflüssen und insbesondere vor Feuchtigkeit.
Mineralische Dichtungsschlämmen gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Sie werden bis heute noch beispielsweise in Wasserbehältern eingesetzt, während sie im Wohnungsbau durch bituminöse Abdichtungen weitgehend abgelöst wurden. Hier finden sie zum Teil noch als Horizontalabdichtung unter Wänden ihren Einsatz oder eben am Sockel. Sie dürfen sogar laut Norm oberhalb des erdberührten Bereichs als Feuchteschutz eingesetzt werden.
Ihr Nachteil ist die fehlende Rissüberbrückungsfähigkeit, die in der erdberührten Bauwerksabdichtung laut Norm Pflicht ist. Durch die Zugabe von Kunststoffen werden sie jedoch flexibel und dürfen daher als rissüberbrückende mineralische Dichtschlämmen auch im erdberührten Bereich eingesetzt werden. So nimmt ihr Einsatzgebiet deutlich zu. Leider gibt es in der Bezeichnung der beiden MDS keinen Unterschied. Im Folgenden sind mit MDS stets die rissüberbrückenden Dichtschlämmen gemeint.
Ausgangslage
Der Sockel ist einerseits von Umwelteinflüssen betroffen, andererseits nimmt er Einfluss auf die Gestaltung des Bauwerks. Während der Rohbauer oder Bauwerkssanierer sich um die Abdichtung kümmert, gestalten Garten- und Landschaftsbauer den Außenbereich. Spannend ist dabei in jedem Fall die Ausführung des Gebäudesockels und die Ausgestaltung des angrenzenden Geländes in der Art und der Höhenlage. Um sowohl den Anforderungen des Gebäudeschutzes vor Wassereintritt als auch denen der Außengestaltung gerecht zu werden, sollten sich die beteiligten Fachbetriebe aus Hoch-, Tief- und GaLa-Bau bereits im Vorfeld intensiv abstimmen, um das geeignete Abdichtungsprodukt in Abhängigkeit der zu erwartenden Belastung zu wählen.
Neubauten erfordern bessere Abstimmung
Der Bauwerksabdichter erstellt die Abdichtung nach DIN 18 533. Die Norm führt viele Abdichtungsbauarten auf, so auch für den Sockel. Der Planung nach muss die erdberührte Abdichtung bis 30 cm oberhalb der Geländeoberfläche geführt werden, um einen Puffer von maximal 15 cm bis zur wirklichen Geländeoberfläche zu erhalten. Sehr häufig dichten Baufirmen Gebäude mit Bitumen-Dickbeschichtungen ab.
Diese Abdichtungsart im sichtbaren Bereich stört viele Bauherren rein optisch, da sie schwarz ist. Zum anderen ist sie nicht UV-beständig und kann somit nicht als sichtbarer Bereich verbleiben. Auch die Überarbeitung ist nur bedingt möglich. Hinzu kommt, dass die weiche bituminöse Schicht eine entsprechend dicke Schutzplatte benötigt.
Wird an der Fassade ein Wärmedämmverbundsystem weitergeführt, lässt sich am Sockel die Abdichtung mit einer Sockeldämmplatte gut überdecken. Am Putzende muss dann im Übergang zum Erdreich zusätzlich ein Feuchteschutz aufgetragen werden, der zum Beispiel auf der Perimeterdämmung des erdberührten Bereichs endet. Hierfür eignen sich rissüberbrückende mineralische Dichtschlämmen (MDS) mit ihren optimalen Hafteigenschaften. Der Einsatz der MDS dient in diesem Fall nur dem Schutz des Putzansatzes. Wie ist aber vorzugehen, wenn eine der vielfältigen anderen Ausführungsvarianten, beispielsweise zweischaliges Mauerwerk, hochwärmedämmendes Mauerwerk oder Holzrahmenkonstruktionen vorliegen? Um die richtige Vorgehensweise auszuwählen, sollten bereits in der Planungsphase alle Fakten, wie die Art der Sockelabdichtung oder die spätere Gestaltung der Außenfläche, vorliegen.
Normgerecht abdichten
Die Kellersanierung mit einer mineralischen Dichtschlämme bietet einen sicheren Schutz gegen Feuchtigkeit
Foto: PCI
Nicht alle Untergründe, die vorgefunden werden, sind derzeit normkonform, wie Dämmstreifen als Schalung, alte, verwitterte Bitumenanstriche oder unebene Untergründe, wie sie bei alten Bruchsteinmauern üblich sind. Dennoch eignen sie sich meist für eine normkonforme Abdichtung. Die DIN 18 533 bietet mehrere Möglichkeiten, den Sockelbereich so abzudichten, dass die angrenzende Freifläche vielfältig gestaltet werden kann, ohne die Dichtigkeit des Gebäudes zu beeinträchtigen. Der Einsatz rissüberbrückender mineralischer Dichtschlämmen (MDS) ist hierfür ideal.
Das Material gehört zu den flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsmaterialien und ist als Abdichtungsbauart für den Sockelbereich normkonform einsetzbar. Es eignet sich für den Auftrag auf vielerlei Untergründen. Der hohe Kunststoffanteil sorgt für eine gute Anhaftung und Rissüberbrückung. Die hydraulisch abbindende Komponente ermöglicht die Verarbeitung auf feuchtem Untergrund, der zumeist vorliegt. Der Auftrag erfolgt mit einer Glättkelle oder mit einem Quast, um der Form des Untergrundes zu folgen. Aufgrund der pastösen Konsistenz lassen sich auch kleinere Fehlstellen von bis zu 5 mm zuvor verschließen. Je nach Auftragsart müssen mindestens zwei Lagen aufgetragen werden, um die geforderte Mindesttrockenschichtdicke von 2 mm zu erhalten.
Druckfestigkeit und Fensteranschluss
Bodengleiche Einbindung von Fenstern: Dichtbänder unterstützen die mineralische Abdichtung
Fotos: PCI
Die MDS hält aufgrund ihrer rissüberbrückenden Wirkung auch dann dicht, wenn die Gefahr von nachträglich auftretenden Haarrissen gegeben ist. Wenn auch die mögliche Rissüberbrückung materialbedingt gering ist, punktet die mineralische Dichtungsschlämme mit Druckfestigkeit. Somit hält sie linienförmigen Lasten, wie sie durch angrenzendes Pflaster entstehen können, oder Aufstandsflächen von Verblendmauerwerk wesentlich besser stand als Bitumen-Dickbeschichtungen.
Sie dient bei bodentiefen Fenstern gleich als Anschluss für die Einbindung der Fenster- und Türelemente in die Abdichtung. Wird mehr Rissüberbrückungsfähigkeit benötigt, zum Beispiel bei Materialübergängen oder dem direkten Fensteranschluss, kann dies im Sinne der Norm durch Einlage eines Dichtbandes erreicht werden. Auch der Schutz der Abdichtung ist gegenüber bituminösen Abdichtungen unproblematischer. Ist eine Wärmedämmung nicht erforderlich, reicht die Verwendung eines Polyolefin-Schaumstoffstreifens mit einem Raumgewicht von mindestens 60 kg/m³ in einer Dicke von 5 mm als Schutz gegen mechanische Verletzung aus. Damit entsteht ein Übergang, der alle gestalterischen Anforderungen bestens erfüllt und sogar normkonform ist.
Abdichtung in der Sanierung auffrischen
Das Anlegen neuer Wege, zum Beispiel entlang eines Altbaus, beinhaltet zugleich die Chance, die Gebäudeabdichtung zu verbessern. Die Höhenlagen sind meist vorgegeben, so dass die Linie der Geländeoberkante unverändert bleibt. Oft sind die Abdichtungen seit Jahrzehnten auf dem Untergrund. Sie entsprechen in den wenigsten Fällen noch den aktuellen Vorgaben. Der Sperrputz mit Bitumenanstrich ist nach vielen Jahren in der Oberfläche verwittert und erfüllt damit keinerlei Dichtfunktion mehr.
Beim Rückbau des alten Pflasterbelags und den nachfolgenden Bau- und Pflasterarbeiten können weitere Schäden hinzukommen, denn meist fehlt eine Schutzschicht. Daher ist es ratsam, den Baukörper vor den Arbeiten für den Wegebau freizulegen und neu abzudichten. Für Neubauten gilt seit 2017 die DIN 18 533. Deren Anwendung ist bei Altbauten nicht immer möglich. Zu unterschiedlich sind die vorhandenen Konstruktionen und Voraussetzungen. Eine Auffrischung der alten Abdichtung erfolgt daher außerhalb der Normvorgaben, führt aber zu einer wesentlichen Verbesserung. Welches Ausmaß die Verbesserung hat, hängt von der Gesamtkonstruktion ab und davon, ob zuvor eine Altabdichtung vorhanden war. In jedem Fall kann eine MDS weiterhelfen.
Ideal für Altbau und Neubau
Auch am Sockel eines Holzhauses lässt sich eine mineralische Abdichtung verwenden. Sie hat mit ihrer betongrauen Farbgebung die passende, optisch ansprechende Farbe
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Die rissüberbrückende MDS kann innerhalb als auch außerhalb der Norm analog den Anwendungen einer Bitumendickbeschichtung verwendet werden, mit den Vorteilen der höheren Druckstabilität und der UV-Beständigkeit. Lediglich die zu erwartende Rissöffnungsbreite des Untergrunds ist zu berücksichtigen. In vielen Fällen kann durch die Einlage eines Dichtbandes dieser Punkt vernachlässigt werden. Die flexible mineralische Dichtschlämme schützt den von Witterungseinflüssen stark belasteten Sockelbereich (W4-E) dauerhaft vor Spritzwasser, Schlagregen und Streusalz. Selbst wenn sich durch Starkregen die Wassereinwirkungsklasse auf W2.1 verändert, ist bei fachgerechtem Einsatz die Dichtigkeit nicht gefährdet und der Einsatz regelkonform. Ein Überarbeiten ist nicht notwendig, denn die Abdichtung hat mit ihrer betongrauen Farbgebung die passende, optisch ansprechende Farbe für den Sockelbereich. Selbstverständlich ist nach der Trocknung auch die Überarbeitung mit geeigneten Putzen oder Farben möglich.
Darüber hinaus eignet sich die MDS auch im erdberührten Bereich, an Kellerwänden bei den Wassereinwirkungsklassen W1-E und bei Anwendungen außerhalb der DIN 18 533 auch in W2.1-E und W3-E, gleich welcher Untergrund vorliegt. Schäden wie Risse, Putzabplatzungen, Schimmelbildung oder die Durchfeuchtung an Sockel oder Hauswand lassen sich so sicher vermeiden. Praktisch ist außerdem die flexible Anwendung direkt auf dem Mauerwerk, auf anderen mineralischen Untergründen und auch bituminösen Altabdichtungen. Einen besonderen Vorteil stellt die schnelle Trocknung dar: Die Baugrube kann nach rund sechs Stunden verfüllt werden, anschließende Arbeiten lassen sich zügig ausführen.
Fazit
Die Ausführung einer Sockelabdichtung mit mineralischer Dichtungsschlämme punktet gleich mit mehreren Vorteilen und bietet sicheren Schutz gegen anstehende Feuchtigkeit oder anstehendes Wasser.
AutorDipl.-Ing. Manfred Vaupel arbeitet als Anwendungstechniker bei der PCI Gruppe in Augsburg.