Die Form der Fünfziger
Die Grundschule Friedrichshafen-Fischbach aus dem Jahr 1952 ist ein gelungenes Beispiel für die Architektur der Nachkriegsmoderne. Aber auch solche architektonisch gelungenen Bauten kommen in die Jahre – vor allem aus energetischer Sicht. Daher stand 2010 eine energetische Sanierung an.
„Sowohl im Konzept als auch in der Gestaltung ist das Engagement und der Anspruch der Erbauer heute noch spürbar“, erklärt Architektin Christiane Staub-Koch vom Architekturbüro Staub-Architekten aus Friedrichshafen. Der damalige Planer des städtischen Hochbauamtes, Herbert Fecker, wurde später Ministerialdirigent von Baden Württemberg, also der oberste Bauherrenvertreter des Landes. Die Schule wurde 1991 durch ein winkelförmiges Gebäude auf der Südostseite des Altbaus erweitert, 1993 folgte der Anbau eines Musiksaals an der Nordwestseite.
Farbige Flure
Im Sommer 2008 wurden die Architekten zunächst mit der optischen und akustischen Aufwertung der Flure und der Entwicklung eines neuen Beleuchtungskonzepts beauftragt. Die Farbgestaltung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Farbstudio der Firma Keimfarben. Eine architektonische Besonderheit sind die Eingangsportale zu den Klassenzimmern, die Schächte einer Schwerkraft-Lüftung enthalten und durch ihre körperhafte Ausbildung die Flurräume rhythmisieren. Die Schulleitung entschied sich für eine akzentuierte Gestaltung der Portale in den Primärfarben Gelb, Rot und Blau, die mit der Sol-Silikatfarbe Optil von Keim ausgeführt wurde. Für die Klassenräume waren schlichte weiße Wandflächen gewünscht- Hier entschied sich der Bauherr für Ecosil, eine photokatalytisch wirksame Mineralfarbe, die auch für Allergiker geeignet ist.
Energetische Sanierung
„Der Schwachpunkt der Grundschule war der geringe Wärmedämmwert der Außenbauteile“, erklärt Birgit Sperlich, Leiterin Hochbau des Stadtbauamts Friedrichshafen. Im ersten Bauabschnitt 2009 erhielt die oberste Geschossdecke des Altbaus eine 20 cm dicke Dämmschicht; das stark angegriffenen Betonskelett auf der Nordostfassade wurde ebenfalls saniert.
Im zweiten Bauabschnitt ab Mai 2010 erneuerten die Handwerker die Fenster auf der Nordwestseite des Altbaus und tauschten die Scheiben der Metallfenster aus den neunziger Jahren aus. Zudem wurde die bestehende Heizungsanlage energetisch optimiert. „Bei den Fenstern haben wir Aufwand und Nutzen abgewogen“, so Christiane Staub-Koch. „Neben dem kompletten Austausch wurden teilweise auch nur Fensterscheiben erneuert, wenn dadurch eine ausreichende Dämmwirkung erzielt werden konnte.“ Die neuen Fenster haben etwas breitere Profile, weil eine Zweifachverglasung in den extrem schlanken Originalprofilen nicht unterzubringen war.
Wärmeschutz im Einklang mit der Architektur
Schwerpunkt der Sanierung war die Wärmedämmung der Nordwest- und Südostfassaden. Dabei kam es darauf an, die Formensprache der vorhandenen Originaldetails möglichst nicht zu verändern. Deshalb wurde die feingliedrige Betonskelettfassade der Südostseite auf der Wandinnenseite mit Foamglas gedämmt.
Bei der Mauerwerks-Lochfassade auf der Nordwestseite kam eine Außendämmung mit dem hydroaktiven mineralischen Wärmedämm-Verbundsystem Aqua Royal zum Einsatz. Der biozidfreie, dickschichtige Systemaufbau sorgt durch hohe Diffusionsfähigkeit für schnelle Rücktrocknung und ein erhöhtes Wärmespeichervermögen. Der silikatische Anstrich reduziert zudem die Verschmutzungsneigung; der matte, handwerkliche Charakter betont die Anmutung der 1950er-Jahre-Architektur.
Die neuen Fenster ließ man so in die Fassade setzen, dass auch diese Gebäudeseite in Proportionen, Schatten- und Tiefenwirkung dem ursprünglichen Zustand entspricht. Die sorgfältige und originalgetreue Ausbildung kleiner Details wie Faschen, Kanten, Schattennuten und Laibungen trägt wesentlich zum Charakter des Gebäudes bei.
Alle Fassadenelemente aus Beton erhielten einen Schutzanstrich mit der mineralischen Betonschutzfarbe Concretal in den Farbtönen Oxidrot, Weiß und Lichtgrau. Concretal ist wasserdampfdurchlässig und schützt gegen aggressive Schadstoffe in der Atmosphäre, Karbonatisierung sowie gegen Chloridbelastung.
Gesenkter Energieverbrauch
Vielleicht ist die hohe Qualität der Sanierung erst auf den zweiten Blick zu erkennen, dann aber umso deutlicher. Der Energieverbrauch konnte in Verbindung mit einer Optimierung der Heizung um rund 40 Prozent gesenkt werden. Das bedeutet nicht nur eine erhebliche Verringerung des jährlichen Ausstoßes an CO2 von 90 Tonnen auf 54 Tonnen, sondern auch eine deutliche Senkung der Unterhaltskosten.
Sanierung und farbige Gestaltung einer Schule aus den 1950er Jahren