Erste elektrische Handbohrmaschine

Auf der Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe in Stuttgart war 1896 erstmals für die breite Öffentlichkeit eine neuartige Maschine zu sehen, die die Arbeit auf Baustellen verändern sollte: Das Unternehmen C. & E. Fein aus Stuttgart zeigte dort eine elektrische Handbohrmaschine.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es zwar bereits mobile Bohrmaschinen, die mit Elektromotoren und Akkumulatoren angetrieben wurden. Diese Ungetüme brauchten aber einen Handkarren auf dem die Akkus und der Antrieb befestigt waren und kamen nur auf Großbaustellen für den Brücken- oder Eisenbahnbau zum Einsatz. Das erste wirklich handgeführte Gerät stellte die elektrische Handbohrmaschine von Wilhelm Emil Fein (1842-1898) dar.

Bereits 1894 gelang ihm mit seinem 1867 gegründeten Unternehmen für die Herstellung von elektrotechnischen Produkten wie Motoren, Telefon- und Feuermeldeanlagen, der Bau eines kleinen Elektromotors, der als Einzelantrieb an Drehbänke, Ständerbohrmaschinen und andere Werkzeugmaschinen angebaut werden konnte, die bis dahin über eine zentrale Transmission mit Lederriemen angetrieben wurden. Dieser Motor war auch der Ausgangspunkt für die elektrische Bohrmaschine.

Ab 1897 bot Fein die Maschine in vier Leistungsvarianten zwischen 45 und 140 Watt zu Preisen zwischen 100 und 210 Mark ohne Bohrfutter an. Die Handhabung der Fein-Bohrmaschine erfolgte allerdings noch deutlich anders als wir dies heute gewohnt sind: Der Handwerker nahm die je nach Leistung 4 bis 11 kg schwere Maschine an zwei Haltegriffen hoch, mit einer Brustplatte am hinteren Ende des Gehäuses konnte er mit Körpereinsatz für den Vorschub sorgen. 1908 baute AEG erstmals in Deutschland eine Maschine mit Pistolengriff, die zwar die Handhabung der Bohrmaschine erleichterte, aber wegen der schweren Gehäuse und großen Motoren zunächst nur für kleine Geräte anwendbar war.

Ab 1903 bot Fein das Gerät auch mit einem Getriebe für unterschiedliche Bohrgeschwindigkeiten an, so dass die Geschwindigkeit unterschiedlichen Materialien oder Bohrdurchmessern angepasst werden konnte. Es dauerte aber noch einmal 50 Jahre bis mit der Schlagbohrmaschine ein Gerät zur Verfügung stand, das auch das Bohren in Stein, Beton und Ziegel erleichterte und zu einem universellen Werkzeug auf der Baustelle wurde. Zwar entwickelte die Firma Baier 1953 als erste ein funktionsfähiges Schlagsystem, zum Massenprodukt machte die Schlagbohrmaschine allerdings die Firma Metabo.

Heute sind Bohrmaschinen und Schlagbohrer nicht mehr aus dem modernen Arbeitsleben wegzudenken. Sie haben die Arbeit auf der Baustelle für den Handwerker stark erleichtert, da Löcher in Vielzahl ohne merklichen Kraftaufwand gebohrt werden können.



Autor


Ralf Spicker M.A. studierte Geschichte und Geschichte der Naturwissenschaft und Technik. Er ist Kurator für Maschinenbau am Deutschen Museum in München.

Die erste elektrische Handbohrmaschine von Fein forderte echten Körpereinsatz

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