Farbe für die Krone

Fachgerecht und mit viel Liebe zum Detail wurde die Fassade des historischen Landgasthofs Krone in Berkheim mit Mineralfarben aus dem Hause Keim restauriert. Dabei rekonstruierte der Malerbetrieb Vetter aus Erolzheim die Fassadenmalerei anhand der noch vorhandenen Reste.

Eine Legende besagt, dass der heilige Willebold, damals noch ein namenloser Pilger auf der Rückreise vom Heiligen Land, in der Nacht des Allerheiligentages 1230 auf „wunderbare“ Weise in einer Scheuer des Berkheimer Gasthofs Krone starb. In der Überlieferung heißt es: Die Glocken der Pfarrkirche fingen von selbst an zu läuten und „lieblicher Engelsgesang“ und „himmlischer Wohlgeruch“ hätten sich verbreitet. Willebold wurde seliggesprochen und gilt seitdem als Schutzpatron des Illertals. Jedes Jahr im Juli feiert Berkheim das Willeboldsfest.

Ortshistorisch einzigartig

Das macht deutlich, warum die Krone kein beliebiges, sondern ein für Berkheim historisch bedeutsames und einzigartiges Gebäude ist. Besitzer Josef Wenig war sich dieser Bedeutung bewusst und scheute keine Mühen und Kosten, um das denkmalgeschützte Bauwerk restaurieren zu lassen.

Den Anstoß dazu gab die glückliche „Heimkehr“ der beiden farbig gefassten Holzskulpturen des heiligen Willebold und des heiligen Florian. Seit dem Wiederaufbau der Krone nach einem Brand im Dreißigjährigen Krieg standen die Heiligenfiguren aus Lindenholz zum Schutz vor Brand und Zerstörung in zwei Nischen an der Eingangsfassade der Krone und wachten über das Haus. Vor rund 30 Jahren stahlen Unbekannte die beiden Symbolträger über Nacht. Der Berkheimer Journalist Elmar Scheffold suchte jahrelang nach ihnen, fand sie schließlich in Österreich und kaufte sie zurück. Als der Krone-Eigentümer davon erfuhr, ließ er die Originalfiguren kopieren und stellte die Duplikate an den ursprünglichen Platz an der Fassade.

Denkmalgeschützt

Im Zuge dieser Wiederherstellung bot es sich an, auch die in die Jahre gekommene Fassade zu sanieren, natürlich in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt. Im Vorfeld befundete und sicherte eine Diplom-Restauratorin die 300 Jahre alten Fassadenmalereien.

Mit der Fassadenrestaurierung der zum Teil erheblich abgewitterten und teilweise völlig zerstörten historischen Malereien wurde Malermeisterin Sonja Vetter beauftragt, ihres Zeichens auch studierte Gestalterin und Expertin für anspruchsvolle Maltechniken. „Wir haben zunächst die relativ gut erhaltenen Malereien an der Attika mit Pauspapier und Bleistift abgenommen und für die Nachwelt archiviert“, erklärt die Ma­ler­meisterin. „In Absprache mit dem zuständigen Denkmalamt wurde beschlossen, die Fassadenmalerei anhand der noch vorhandenen Reste zu restaurieren beziehungsweise zu rekonstruieren.“

Bei mehreren vor Ort Terminen wurden die Farbtöne mittels Echtmuster bestimmt. Man entschied sich für mineralische Produkte aus dem Hause Keim, die sich durch eine außerordentlich hohe Diffusionsfähigkeit und Langlebigkeit auszeichnen und auch in punkto Farbtonvielfalt keine Wünsche offen lassen.

Handarbeit gefragt

Zunächst mussten Sonja Vetter und ihr Team die Fassade mühsam von Hand reinigen, weil der Einsatz eines Hochdruckreinigers wegen der sehr mürben Putzschichten nicht möglich war. Die Putzschäden an der Fassade wurden mit Keim-Spachtel verschlossen, die Oberfläche anschließend mit Keim Fixativ grundiert und mit Soldalit im traditionellen Bürstenauftrag beschichtet. Der leuchtend gelbe Fassadengrundton fand sich im Keim-Farbfächer Exklusiv, alle anderen Farbtöne mischten die Maler nach den befundeten Farbmustern mit Fixativ und Keim-Abtönkonzentraten von Hand nach. Die Retuschen in den Malereien wurden in mühevoller Handarbeit nachgemalt. Jeder Strich, jede Linie musste nachgezogen werden.

Autor
Dipl.-Ing. Susanne Mandl hat Architektur und Design studiert und arbeitet seit 1998 als freischaffende Fachjournalistin und Designerin.
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