Gesunde Praxis

Die nach Plänen der Architekten Kaspar Leistner + Partner gestaltete Praxis Legler in Mannheim überzeugt durch den eleganten Einsatz von Lochplatten. Die S + H Ausbausysteme Stritzinger und Hoffmann GbR aus Landau baute zudem Platten mit einem Frischluft-Vlies ein, das für saubere Luft in der Praxis sorgt.

Die Raumgestaltung der Praxis in der Mannheimer Innenstadt fällt ins Auge. Nicht durch Reizüberflutung, sondern im Gegenteil: durch klare Formen und schnörkellose Details. Vier Farben herrschen vor: weiße Wände, schwarze Möbel, roter Fußboden in den Behandlungsräumen und naturfarbener Teppich.

Die Praxis befindet sich in einem komplett entkernten, kernsanierten Geschoss eines Bürogebäudes aus den 1960er Jahren. Übrig geblieben sind nur der L-förmige Grundriss und die Innenhöhe. „Beides würde man inzwischen anders lösen“, meint Architekt Kaspar Leistner. Die Raumhöhe von fast 3 m ist für heutige Verhältnisse relativ niedrig. Zudem wird sie durch Unterzüge teilweise unterschritten. Um die Höhe nicht zusätzlich zu reduzieren, waren raumsparende Lösungen bei Beleuchtung, Belüftung und Klimatisierung gefragt.

 

Unsichtbare Profile exakt verarbeitet

Die puristische Architektur zwang die Trockenbauer, auf die üblichen Eckwinkel, Auslässe, Revisionsklappen, Zargen usw. zu verzichten. Gefordert waren „unsichtbare“ Lösungen. Das bedeutete für die Handwerker: im Vorfeld millimetergenaue Aussparungen einarbeiten, verdeckte Profile einsetzen, Sonderlösungen entwickeln und vor allem: absolut exakt und sorgfältig arbeiten. Das erforderten auch die glatten Oberflächen mit Q4 Verspachtelung bei intensiver Beleuchtung und Streiflicht.

 

Unterzugbekleidungen regulieren Raumakustik

Die Massivdecken sind aus statischen Gründen mit Unterzügen versehen. Entsprechend dem Grundriss ziehen sich diese L-förmig durch die Praxis. An der Fassade beträgt die Deckenhöhe 2,95 m. Rund 3,50 m weiter im Innenraum vermindert sie sich auf 2,65 m. Hier beginnt eine abgehängte Decke, die sämtliche Installationen aufnimmt. Die Unterzüge vermindern die Raumhöhe zusätzlich auf etwa 2,20 m. Daraus entstand die Idee, unterhalb dieser Unterzüge alle erforderlichen Schränke, Garderoben usw. einzubauen – sie also gestalterisch zu nutzen und zusätzlich als akustisch wirksame Elemente auszubilden. Um die Akustik zu optimieren, blieben nur Teppichboden und Decke. Sonstige „Schallschlucker“ gibt es nicht. Als Bekleidung dienen LaCoustic Akustikdesign-Lochplatten von Lafarge Gips, deren quadratische Lochung die klassische Formgebung unterstreicht. Durch die Verkleidung sind rund 75 m2 Absorptionsfläche entstanden, die zudem als Luftdurchlass fungieren.

 

Lüftungsgitter verbirgt Technik und reinigt die Luft

Die Klima- und Lüftungsleitungen schließen unmittelbar an die Unterzüge an. Aufgrund der relativ niedrigen Raumhöhe war keine komplett abgehängte Decke gewünscht. Deshalb sind nur die Technikinstallationen und Leitungen abgehängt beziehungsweise verkleidet (etwa 150 m2). Auf diese Weise konnte man soviel Deckenhöhe wie möglich erhalten. Um eine einheitliche optische Linie zu schaffen, besteht die Verkleidung ebenfalls aus LaCoustic. Die Lochplatten sind hier in einen Grundrahmen integriert – eine gute Alternative zu den üblichen Revisionsklappen. Genau genommen handelt es sich bei den Lochplatten um die mit einem Frischluft-Vlies versehene LaCoustic Premium, die für gute Luft in den Praxisräumen sorgt. Durch das bei diesen Platten verwendete Titaniumdioxid kann auch eine künstliche Lichtquelle den photokatalytischen Effekt der Reinigung bewirken. Zudem enthält das Frischluft-Vlies schadstoffadsorbierendes Zeolith, das auch nachts für frische Luft sorgt.

 

Mit stilvollem System ins rechte Licht gerückt

Die Beleuchtung musste hohen ästhetischen Anforderungen entsprechen. Zudem galt es, so wenig Höhe wie möglich zu verlieren. In Zusammenarbeit mit der Lichtarchitektin Waltraud Schönecker hat man sich für ein hochwertiges Regent Beleuchtungssystem als einzige Lichtquelle entschieden. Der Vorteil: es lässt sich bündig in die Decke einbauen. Die randlos integrierten Leuchtschienen erfordern allerdings aufwendige Vorbereitung und Verarbeitung: Herman Stritzinger vom Ausbauunternehmen S+H Ausbausysteme erklärt: „Damit alles passt, hat der Elektriker vorab ein Musterstück eingebaut. Hiervon haben wir die exakten Maße abgeleitet. Dann kam die Maßleere wieder raus und wir haben eine 100 mm breite Aussparung eingearbeitet. Daran schließt sich eine rundumlaufende, exakt 3 mm breite Schattenfuge an. In diese Aussparung wurden abschließend rund 60 m Leuchtschienen montiert. Diese laufen zum Teil aus den Unterzügen hinaus und schweben frei durch den Raum. Am Übergang zwischen Unterzug und Raum galt es, eine entsprechende senkrechte Aussparung per Laser einzuschneiden. Eine echte Sisyphusarbeit“, kommentiert Hermann Stritzinger.

 

Freistehende Trockenbauwände

Durch die rahmen- und zargenlosen Verglasungen am Übergang zur Decke sowie die stützenfreien Eckverglasungen strömt viel Tageslicht in die Flure. Aufgrund der Raumtiefe ein wichtiger Wohlfühlfaktor. Gleichzeitig wirken die freistehenden Wände sehr filigran (siehe Foto). Da am Deckenübergang kein sichtbares Profil gewünscht war, sind verdeckte Aluminiumprofile in die Wände und Decken integriert und die Glasscheiben darin eingeschoben. Um den Schallschutz in den Behandlungsräumen sicher zu stellen, wurde vor Einbau des Glases eine senkrechte Abschottung über den freistehenden Wänden abgehängt. Die-se Schallschutzabschottungen erstrecken sich über rund 35 m.

Puristische Architektur ohne die üblichen Eckwinkel, Auslässe, Revisionsklappen und Zargen

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