Holz durch und durch

Ein Holzhaus in Pfosten-Riegel-Konstruktion sollte es sein. Die Bauherrin, die Frau eines Architekten, legte viel Wert auf eine ökologische Dämmung. Ihr Mann, der Architekt Martin Lauber plante ein Haus, das durch seinen hohen Anteil an Holzfaserdämmstoffen ein nachhaltiges Vorzeigebauwerk ist.

Die Lage ist bestechend: Auf einem 600 m2 großen Grundstück in Hanglage mit Blick auf die Schwarzwaldberge entstand im Ortsteil Rüttehof bei Rickenbach ein Holzhaus zum Wohnen und Arbeiten.

Im Kellergeschoss wurde eine kleine, 65 m2 Wohnung mit Gartenzugang vorgesehen. Die 105 m2 Wohnung im Erdgeschoss hat einen schönen Erker und eine Südterrasse mit Gartenzugang. Beide Wohnungen könnten bei Bedarf über eine Wendeltreppe miteinander verbunden werden. Das Obergeschoss und die Galerie sind auf 140 m2 komplett als Büro mit Besprechungszimmer und drei Arbeitsplätzen ausgebaut. Zwei Doppelgaragen, ein Keller sowie ein Lagerraum unter der Garage bieten zusätzlich Platz.

Viele liebevoll gestaltete Holzdetails sowie ein schlüssiges Energiesparkonzept aus Holzfaserdämmung, alternativem Heizungs- und Lüftungssystem zeichnen das Objekt als etwas Besonderes aus.

Man hilft sich gegenseitig

Bei der Ausführung verlies sich Architekt Lauber auf ihm lang bekannte Baupartner und Baustoffe, von denen er persönlich 100 Prozent überzeugt ist. Helfende Handwerker fand die Bauherrenfamilie unter anderem auch im familiären Umfeld: Schreiner und Maurer im „Un“ruhestand brachten ihr Können und Wissen gerne mit ein. Besonders bei den aufwendigen Holzdetails wird dies auch direkt sichtbar. Das Geländer und das Podest der Galerie sind besonders aufwendig verarbeitet. Seinen Traum von einer zweigeschossigen Bücherregalwand verwirklicht sich Architekt Lauber in seinem Bürobereich – dort findet man Bücher, Ordner und Lesenswertes.

Architekturbüro mit Relax-Galerie

Bei der Innenraumgestaltung war dem Architekten wichtig, dass neben den Arbeitsplätzen auch Platz für kreative Räume bleibt. Im Bürobereich wurde auf der Galerie eine kleine Teeküche eingerichtet. Hier kann sich das Team eine Auszeit gönnen. Zudem findet sich hier auch eine bequeme Liege zum ausruhen. Durch die große Pultdachgaupe kann der Blick nach Süden über die Schwarzwaldhöhen in die Ferne schweifen.

Voll überzeugt vom Dämmstoff aus Holz

Optisch sollte das Dach durch die Wahl der Ziegel eben und ästhetisch wirken und gleichzeitig einen guten sommerlichen Wärmeschutz bieten. Die flachen schwarzen Tonziegel reihen sich direkt aneinander und bilden eine optisch ansprechende, ebene Fläche. Zur Regensicherheit verlegte die Zimmerei auf der eigentlichen Dämmebene die Holzfaser-Unterdeckplatte Gutex-Multiplex-top 22 mm. Die Aufdachdämmung aus Gutex Thermosafe-homogen, in einer Stärke von 200 mm, leistet einen besonders guten Hitzeschutz im Sommer sowie einen guten Kälteschutz im Winter. Das offenporige Material puffert die auf dem Dach auftreffende Wärme und gibt den Hauptteil in den kühleren Abendstunden wieder an die Außenluft ab. So kommt nur ein geringer Teil der Sommerhitze bis in den Innenraum.

Beim Dachstuhl war innen Holzoptik gefragt. Hierfür wurden seitlich in die Sparren Nuten eingefräst. Danach konnten direkt Sichtschalungsbretter eingelegt werden.

Im Hohlraum dahinter verstärken 120 mm Gutex-Thermoflex Dämmmatten zusätzlich die Dämmebene sowie den Hitze- und Kälteschutz des Dachaufbaus. Durch diese Raffinesse sind die starken, tragenden Dachsparren nur zu einem kleinen Teil sichtbar. Dies verleiht der Deckenansicht mehr Eleganz und Stil. Zudem besteht die Sichtschalung aus unterschiedlich breiten Brettern. Das Auge hält sich nicht an Linien auf, sondern nimmt die Holzansicht als Ganzes wahr.

Die Außenwände sind ebenso gedämmt und außergewöhnlich im Aufbau. Im Gegenspiel zu den Garagen links und rechts vom Haus sowie dem mittig aufsteigenden Treppenhaus mit Pultdachgaupe sind die Ge­­bäudeaußenwände mit einem Wärmedämmverbundsystem aus der Holzfaserdämmplatte Thermowall 60 mm, und mineralischen Putzkomponenten gegen Wettereinflüsse geschützt. Darunter ist die Holzeinblasdämmung Thermofibre zwischen den Hölzern in 160 mm Dämmstärke eingeblasen. Eine Trennschicht aus stumpf gestoßenen Fichtenschalungsbrettern führt zur tragenden Pfosten-Riegel-Konstruktion, welche auch mit der Holzfaser-Einblasdämmung ausgeblasen ist. Den Abschluss nach innen bildet eine OSB-Platte als Luftdichtungsebene. Die Installationsebene von 40 mm Stärke ist zusätzlich mit Thermoflex gedämmt. Optisch sichtbar ist später im Innenraum eine tapezierte Gipskartonplatte.

Im thermisch getrennten Treppenhausbereich wurde das Dämmpaket der Außenwand leicht reduziert, da die Anforderungen an den Wärmeschutz nicht so hoch sind. Hier entfällt die gedämmte Installationsebene sowie das Wärmedämmverbundsystem aus Holzfasern. Den Abschluss bildet eine Massivholzplatte, darüber sind farbige Eternitplatten angebracht.

Modernes, alternatives Heizungskonzept

Die Dämmung bringt das Gebäude auf Passivhausniveau. Darauf wurde das Heizungssystem angepasst. Es ist aus mehreren Komponenten aufgebaut, die energiesparend aufeinander abgestimmt sind. Eine thermische Solaranlage, bestehend aus zwei Modulen, liefert die Sonnenwärme vom Dach an einen 2000 Liter Speicher im Keller. Dieser kann zusätzlich über eine Stückholzheizung im Keller erwärmt werden.

Das Holz hierfür erntet der Architekt im eigenen Wald. Ein raumluftunabhängiger Schwedenofen im Eingangsbereich des Büros liefert zusätzliche Wärme und Gemütlichkeit an besonders kalten Tagen. Zwei voneinander getrennte Lüftungsanlagen versorgen die Bewohner mit Frischluft. Der Pufferspeicher gibt die Wärme über Heizregister in den Lüftungsanlagen an die Zuluft der Räume ab, auf eine Fußbodenheizung und Radiatoren konnte verzichtet werden. Das System hat einen Wärmerückgewinnungsgrad von 90 Prozent sowie eine sensorisch geregelte Luftfeuchtigkeitskontrolle.

Fazit: ein aufeinander abgestimmtes, ausgeklügeltes System

Bei dem Architektenhaus konnte ein abgestimmtes System aus leistungsfähiger, ökologischer Dämmung, einer fachgerechte Konstruktion und Abdichtung sowie dem Heizungs- und Lüftungspaket realisiert werden. Dadurch werden auch langfristig Ressourcen gespart.

Autorin

Sabine Euler ist selbstständige Marketingberaterin und lebt im Schwarzwald.

Die Dämmung bringt das Gebäude

auf Passivhausniveau

Bautafel (Auswahl)

Bauherrschaft Birgit Lauber,

Rüttehof im Südschwarzwald

Entwurf und Bauantragsplanung Martin Lauber, Freier Architekt, 79736 Rickenbach

Wärmeberechnung Joachim Zipfel,

Energieluchs GmbH, 79725 Laufenburg

Werkplanung, Ausführung Holzbau

Holzbau Merkle, 79736 Rickenbach

Heizungskonzept Manfred Schäuble,

Solar- & Heizsysteme,

79736 Rickenbach-Hottingen

Dämmung Gutex-Holzfaserplattenwerk,

79761 Waldshut-Tiengen

Dachaufbau von außen nach innen


Tonziegel, glatt dunkelgrau (Erlus, ­Linea), Traglattung, 30 mm und Konterlattung, 40 mm, regensicheres Unterdach, Gutex-Multiplex-top, 22 mm, Aufdachdämmplatte Gutex-Thermosafe-homogen, 200 mm, (U-Wert = 0,12 W/m2K) Dampfbremsfolie (sd-Wert 2-5 m, pro clima Intello plus), Sparschalung, 18 mm, Sparren 14/22 cm, Zwischensparrendämmung, 120 mm Gutex Thermoflex, Fichten Schalung, 18 mm für optisch offenen Dachstuhl.

Gebäudeheiztechnik


Thermische Solaranlage für Warmwasser: zwei „Aqua Plasma“-Module á 5,01 m2 und zur Heizungsunterstützung mit einer Standardertragsleistung von 666 kWh/m2. Eine Anlagensimulation hat einen Solarertrag von 5076 kWh im Jahr ergeben und damit eine Abdeckung von knapp 40 Prozent des berechneten Energiebedarfs.

Photovoltaikanlage 7,65 kW peak, Heizungskonzept: kontrollierte Wohnraum-Lüftungsanlage mit 90 Prozent Wärmerückgewinnung Wärmeverteilung über Heizregister an die Lüftungsanlage, Stückholzheizung 20 kW, Pufferspeicher 2000 Liter mit Frischwassermodul, zusätzlicher Schwedenofen.

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