Holzfaserdämmung für historisches Haus

Der 1688 in Marbach erbaute Heinlinsche Hof ist das einzige Gebäude der Stadt, das den verheerenden Brand Ende des 17. Jahrhunderts überstanden hat. Heute befinden sich im sanierten Ensemble Wohnungen, die dank einer Holzfaserinnendämmung moderne Energiestandards erfüllen.

Inmitten der im 8./9. Jahrhundert gegründeten Stadt Marbach liegt der Heinlinsche Hof. Das Gebäude selbst wurde in der Schillerstadt 1688 erbaut und als „… eine dreistöckige Behausung mit zwei Ställen und einer Schmiedwerkstätte …“ im Gebäudekataster geführt. Das heute unter Denkmalschutz stehende Haus ist das einzige, das den Großbrand von 1693 unbeschadet überstand. Die Claß Immobilien Ingenieurleistungen aus Ludwigsburg hat nun in historischen Mauern ein modernes Gebäude geschaffen, das allen zeitgemäßen Erfordernissen in puncto Komfort, Energiestandard und Haustechnik gerecht wird – mit dem Flair der Baukultur vergangener Tage. 

Historische Bausubstanz mit Perspektive

Der Heinlinsche Hof ist ein historisches, denkmalgeschütztes Gebäude, das trotz seiner hervorragenden Lage inmitten der dicht bebauten Altstadt von Marbach eines der wenigen freistehenden Häuser ist. Das Ensemble umfasst bis dato das Haupthaus, ein Wirtschaftsgebäude, einen Hof sowie einen kleinen Garten. Das macht das Gebäude für eine Umnutzung und Sanierung umso attraktiver und gab den Planern den nötigen Raum für ein marktgerechtes Raumkonzept. Im Hauptgebäude entstanden drei Eigentumswohnungen, von denen jede ihren eigenen Reiz besitzt – angefangen von einer 4-Zimmer-Garten Wohnung über eine 4- Zimmer-Obergeschosswohnung mit sichtbar freigelegten Deckenbalken bis hin zur 5-Zimmer-Dachgeschosswohnung mit Dachloggia und Fernblick. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude wurde komplett entkernt. Aus dem großvolumigen Bau entstanden zwei faszinierende Stadthäuser, die insbesondere durch ihre West-Loggien/Locarnen und eine bestechende Fernsicht begeistern. „Mit unserem Konzept Historische Häuser verfolgen wir ein ganzheitliches Programm,“ erläutert Dipl.-Ing. Peter Claß, „sprich, wir sanieren und erhalten alte Bausubstanz und schaffen neue Lebensräume, die den gehobenen Ansprüchen heutigen Wohnens gerecht werden. Darüber hinaus setzen wir ausschließlich Produkte ein, die ein gesundes Raumklima sicherstellen.“ Die festen Bestandteile des Ausbau-Konzepts sind daher ein feuchtigkeitsregulierender Putz, geölte Massivholzdielen und eine ökologische Innendämmung.

 

Innendämmung ohne Kondensatbildung

Da das Objekt denkmalgeschützt ist, erhielt der Bauherr keine Genehmigung für eine Dämmung auf der historischen Fachwerkfassade. Die Dämmarbeiten galt es – entsprechend der Auflagen – im Inneren des Gebäudes umzusetzen. Allerdings ist dies ein bauphysikalisch sensibles Thema mit großem Fehlerpotential. Bei einer unsachgemäßen Innendämmung in Altbauten werden aufgrund der Kondensatbildung häufig Schadensbilder wie Durchfeuchtung und biologischer Abbau der Holzkonstruktion diagnostiziert, was auf die Dauer einen nachhaltigen Verlust der Bausubstanz zur Folge hat. „Wir machen hier keine Kompromisse,“ betont Peter Claß, „so haben wir hier die kapillaraktive Innendämmung Pavadentro aus dem Hause Pavatex eingesetzt.“ Diese Innendämmung ist geradezu prädestiniert für ein Gebäude wie den Heinlinschen Hof. Denn die Pavadentro-Dämmplatte wurde speziell für die raumseitige Altbausanierung entwickelt und durch das Schweizer Bundesamt für Umwelt BAFU mit dem Innovations-Preis Holz 21 ausgezeichnet. Die Dämmplatte ist eine ökologische Innendämmung, die die kapillare Leitfähigkeit sowie die hygroskopischen Eigenschaften von Holzfasern aktiv nutzt. Der Clou ist: die Dämmplatte verfügt über einen kontrollierten Feuchtetransport. Denn in ihr ist eine speziell entwickelte grüne, mineralische Funktionsschicht eingebaut. Hier wird der Wasserdampf abgebremst, was zu einer kontrollierten Akkumulierung der Feuchtemoleküle innerhalb der Platten führt – kapillar werden die so gebildeten Wassermoleküle umgehend in der Platte rückverteilt und schließlich an den Raum zurückgegeben. Die Kondensatbildung im bestehenden Bauteil wird auf ein Minimum reduziert und die Innendämmung sorgt somit für ein behagliches Raumklima. Für die volle Funktionsfähigkeit ist eine unabdingbare Voraussetzung, dass gerade bei der Altbausanierung die Oberflächenbeschaffenheit der Fassade durch einen geeigneten Anstrich für eine schlagregendichte Außenwand sorgt.

 

Fachgerechter Einbau der Dämmplatten

Das über 300 Jahre alte Fachwerkgebäude hatte sehr große Differenzen in den Fluchten der Decken, Wände und Böden. Hier war keine Wand im Lot. Es war nicht möglich, die Dämmplatten direkt auf die zum Teil außerordentlich schiefen und gewölbten Wände zu montieren. Da die Holzfaserdämmplatten für ihre Funktionsfähigkeit vollflächig auf der Wandfläche aufliegen müssen, brachte das Team von Peter Claß auf einer Armierungslage aus Rippenstreckmetall mit der Putzmaschine eine neue Putzschicht auf die Wände auf. Hierfür dürfen ausschließlich rein mineralische Putze als Kopplungsschicht aufgetragen werden, um die kapillare Leitfähigkeit der Holzfaserdämmplatten zu gewährleisten. Im Falle des Heinlinschen Hofs applizierten die Handwerker einen Kalkputz. In den frisch aufgetragenen Putz wurden die Platten nass eingelegt und zusätzlich mit Tellerdübeln befestigt. Diese Vorgehensweise unterstützt zum einen ein rationelles Arbeiten, zum anderen das satte, vollflächige Verbinden der Kopplungsschicht mit der Dämmplatte. Außerdem mussten die Handwerker darauf achten, dass die Ein-Mann-Platten stets versetzt, sprich im „Mauerwerksverbund“ montiert wurde, so dass vertikale oder horizontale Stöße nicht aufeinander fallen. Anschließend sind die Flächen zweilagig mit einem Kalkputz verputzt worden.

 

Hand in Hand – Sanierung und Raumklima

Mit insgesamt etwa 375 m2 sind alle Außenwände des Hauses raumseitig mit den Pavadentro Dämmplatten verkleidet worden. So konnte eine energetisch hochwertige Hülle, die nach außen ihr traditionsreiches Gesicht wahrt, nach dem neuesten Stand der Technik hergestellt werden. Darüber hinaus herrscht in den sanierten Räumen ein Raumgefühl der Behaglichkeit. Peter Claß resümiert mit Fertigstellung des Objektes, „wir schaffen aus historischer Bausubstanz nach unserem bewährten Konzept, mit hochwertigen Produkten und erfahrenen Handwerkern neue Lebensräume mit dem besonderen Flair und einem gesundem Raumklima. Die Dämmplatte Pavadentro passt hervorragend zu unserer Philosophie und ist ein wichtiger Baustein in unserem abgerundetem Gesamtkonzept.“

Da das Gebäude denkmalgeschützt ist, kam eine Innendämmung aus Holzfasern zur Ausführung

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