Leichtmauerwerk sicher verputzen
Dank höherer Porigkeiten, Einbinden von Dämmstoffen oder filigraneren Strukturen lässt sich Mauerwerk errichten, das den Wärmedämmungs-Anforderungen der EnEV entspricht. Allerdings benötigt der Außenputz dafür besondere Eigenschaften und Voraussetzungen, um seine Aufgaben schadensfrei erfüllen zu können.
Früher konnte bei so manchem Mauerwerk über die eine oder andere Unregelmäßigkeit hinweggesehen werden. Fehlendes Überbindemaß, überbreite Fugen und nicht immer lotrechtes Mauerwerk wurden durch entsprechende Putzdicken kaschiert. Da die Steifigkeit des Mauerwerks bei weitem höher war als die des Putzes, reagierte der Putz elastisch genug und war in der Lage, geringe Bewegungen in der Konstruktion aufzufangen beziehungsweise durch Kriechen abzubauen. Leichtmauerwerk von heute reagiert aber ganz anders und verlangen nach speziellen Leichtputzen, um die größeren Bewegungen aus dem Untergrund aufnehmen zu können.
Für den Unterputz werden zwei unterschiedliche Leichtputztypen angeboten: Leichtputz Typ 1 weist eine Rohdichte von bis zu 1300 kg/m³ auf; Leichtputz Typ 2 muss eine Rohdichte von 1000 kg/m³ unterschreiten. Speziell letzterer ist für extrem leichte und hoch wärmedämmende Wandbaustoffe entwickelt worden. In Versuchen hat sich gezeigt, dass durch die Zugabe von Fasern und eine weiter reduzierte Festigkeit die Verformungseigenschaften verbessert wurden. Diese Putze sind in der Lage, in gewissen Grenzen auch größere Bewegungen innerhalb des Wandkörpers schadensfrei zu überstehen. Allein die Verwendung eines Leichtputzes ist aber nicht automatisch ein Garant für eine rissfreie Fassade.
Verarbeitungsqualität bei der Vermauerung spielt eine große Rolle
Die Qualität spielt bei der Vermauerung eine große Rolle. Ein ausreichendes Überbindemaß ist heute wichtiger denn je, um die Spannungen im Mauerwerk gut über den gesamten Baukörper abtragen zu können. Das bedeutet aber, dass bereits während der Planung der Mauerwerksöffnungen darauf geachtet werden muss, dass durch die Beachtung der entsprechenden Steinmaße ein sauberer Anschluss erfolgen kann. Andernfalls ist der Maurer auf der Baustelle gezwungen, aufwendige Schneidarbeiten durchzuführen oder die im Regelfall bestehende knirsche Stoßfuge über alle Maßen zu vergrößern und mit Mörtel auszuwerfen. Die Hersteller haben zwar Ergänzungsprodukte wie Ecksteine, Rollladenkästen oder Deckenabmauersteine im Programm – passt aber schon das Grundmaß nicht, werden entsprechende Fehlstellen auf der Baustelle meist einfach mit Leichtmauermörtel geschlossen.
Auch Kabelschlitze werden, anstatt zu fräsen, schlicht mit dem Hammer geschlagen. Kein Problem – mit Mörtel ist das doch leicht wieder eben verschlossen. Dass der Mörtel allerdings andere Eigenschaften als der Wandbildner besitzt, so dass Spannungen und Risse auftreten, ist dem Elektriker nicht bewusst. Auch der Schutz des Mauerwerks vor Witterungseinflüssen ist bei der Erstellung wichtig. Wegen eines durchfeuchteten Untergrundes kann es zu einer geringeren Haftung des Putzes kommen. Zudem ändern sich die Abbinde- und Erhärtungsbedingungen, so dass die Festigkeit des Putzes steigt, wodurch bereits Trocknungsspannungen zu Rissen führen können. Eine mangelnde Haftung nachfolgender Beschichtungen durch entstehende Sinterschichten oder Farbveränderungen durch Kalkausblühungen an der fertigen Oberfläche sind weitere Schadensbilder.
Dunkle Fassaden
Auch an der fertig verputzten Fassade besteht noch die Möglichkeit, durch einen zu dunklen Anstrich Rissbildungen oder Ablösungen zu verursachen. Hoch dämmende Mauerwerke nehmen die Wärme durch Sonneneinstrahlung nur langsam auf. Der Außenputz erhitzt sich damit verstärkt, dehnt sich aus und zieht sich bei einer plötzlichen Abkühlung, zum Beispiel bei einem Gewitterregen, schnell wieder zusammen. Dabei kann der Putz unter Umständen reißen.
Die Kombination aus hoch dämmendem Mauerwerk, feinem Oberputz und dunklem Anstrich stellt den Extremfall für den Außenputz dar. Deshalb darf auch die Körnung des Oberputzes nicht unberücksichtigt bleiben. Gemäß der DIN 18 350 soll der Handwerker einen Oberputz mit einem Größtkorn von 3 mm einsetzen. Dies hat den Vorteil, dass durch das gröbere Korn eine erhöhte Schattenbildung verursacht wird, die der Aufheizung entgegenwirkt. Auch binden solche gröberen Putze spannungsärmer ab, wodurch Risse verhindert werden können.
Autor
Olaf Janotte ist stellvertretender Leiter der Anwendungstechnik bei der Firma Baumit in Bad Hindelang.