Salzspeicher
Reparatur von salzgeschädigtem Mauerwerk mit Sanierputz

Sanierputz nach den WTA-Richtlinien hat sich seit über 20 Jahren in der Reparatur von feuchte- und salzgeschädigtem Mauerwerk bewährt. Dieser Umstand bedeutet jedoch nicht, dass ein gutes Produkt auch in jedem Fall ein gutes Ergebnis liefern muss. Bei der Anwendung dieser Spezialputze kommt es nämlich auch heute noch darauf an, die Verarbeitung zu beherrschen und die Grenzen zu kennen.

Wer regelmäßig Fachzeitschriften liest, wird immer wieder auf Produkte stoßen, die angeblich ohne viele Vorarbeiten in jedem Anwendungsfall funktionieren sollen. Voruntersuchungen zur Feststellung des Schadensausmaßes und der Schadensursachen sind hier scheinbar unnötig. Vielmehr sollen Wände durch diese „Sanierputze“ geradezu aktiv entfeuchtet werden, wobei horizontale oder vertikale Abdichtungen selbstverständlich entfallen können ...

Wer das verspricht, kennt entweder die wissenschaftlichen Hintergründe nicht oder arbeitet nicht seriös. Um sich gegen solche Versprechungen zu wappnen, hat sich eine Vielzahl von Fachleuten aus Wissenschaft und Industrie zusammengesetzt, um Grundlagen für ein funktionierendes System zu erarbeiten (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege – WTA e.V.).

Die DIN V 18 550 beschreibt Sanierputze als Putze zum Verputzen feuchter und salzhaltiger Mauerwerke und besagt gleichzeitig, dass in manchen Fällen die alleinige Verwendung eines Sanierputzes nach DIN EN 998-1 bei höheren Belastungen feuchter, salzhaltiger Untergründe nicht ausreicht. Für diese Fälle verweist sie auf die geltenden WTA-Merkblätter, wo die Eigenschaften und die Anwendung dieser Putze beschrieben werden. Im Merkblatt 2-9-04/D „Sanierputzsysteme“ sind die technischen Kennwerte für die üblichen Komponenten „Spritzbewurf“, „Porengrundputz“ und „Sanierputz“ hinsichtlich Frischmörtel- und Festmörteleigenschaften festgelegt. Wenn ein Putzsystem ausnahmslos alle geforderten Eigenschaften erfüllt, kann es von der WTA zertifiziert werden. Liegt für ein Produkt ein solches Zertifikat vor, hat man die Gewähr, zumindest von der Materialseite nicht die „Katze im Sack“ zu kaufen. Das Merkblatt beschränkt sich aber nicht nur auf die Festlegung von Putzeigenschaften – ganz wesentlich ist die Forderung nach Klärung der Schadensursachen sowie der Analyse der Feuchte- und Salzbelastung, damit der Handwerker Putzaufbau und Putzdicke in Abhängigkeit von der Belastungssituation festlegen kann.

 

Voruntersuchung

 

Im oben genannten Merkblatt wird auf unterschiedliche Salzbelastungen mit verschiedenen Putzaufbauten reagiert. Als maximale Forderung bei starker Nitratbelastung ist ein zweilagiger Putzaufbau mit mindestens 1,5 cm Dicke pro Lage erforderlich. Problematisch ist bei Nitratsalzen, dass sie sich optisch so gut wie nie erkennen lassen, weil sie im Gewand einer Durchfeuchtung auftreten. Nitratsalze holen sich sehr schnell Feuchtigkeit aus der Luft und lösen sich vollständig darin auf. Dies vermittelt den Eindruck, dass allein eine funktionierende Sockelabdichtung den Schaden beheben kann. Werden die Putz- und Abdichtungsarbeiten dann ausgeführt, zeigen sich alsbald wieder Feuchteflecken im neuen Sockelputz, weil sich die Salze hier erneut bis an die Oberfläche gearbeitet haben.

Im Zweifelsfall ist es daher ratsam, eine Untersuchung zuviel als eine zu wenig durchführen zu lassen, um unliebsamen Überraschungen sicher aus dem Weg gehen zu können.

Tritt eine Feuchtebelastung an der Oberfläche durch Kondensation auf und entwickeln sich dadurch – beispielsweise in Kellerräumen – Schimmelflecken, kann ein Sanierputz nicht weiterhelfen. Ganz im Gegenteil: Hat ein Putz eine saugende Oberfläche, wird das Kondensatwasser sofort aufgenommen. Fehlt den Pilzen diese notwendige Grundlage, können sie nicht wachsen. Hat der Putz die Möglichkeit, zwischenzeitig abzutrocknen, regeneriert sich das System von selbst und bleibt schadensfrei. Erst bei fehlender Abtrocknung wird der Putz im Laufe der Zeit immer feuchter, so dass ein Bewuchs möglich ist. Setzt man nun als Wunderwaffe gegen den Schimmel einen Sanierputz ein, wird man sein blaues (oder besser braunes, schwarzes oder gelbes) Wunder erleben. Da Sanierputze die Kondensationsfeuchte so gut wie gar nicht aufnehmen, stellen sich viel schneller pilzfreundliche Umstände ein als bei der Verwendung eines normalen Kalkputzes.

Nachdem Kondensat nicht nur an der Oberfläche, sondern auch innerhalb des Sanierputz-Querschnitts auftreten kann, entsteht ein weiterer Schaden: Die Wasserabweisung wird durch Tröpfchenbildung innerhalb der Kapillaren außer Kraft gesetzt. Ist erst einmal ein durchgängiger Feuchtefilm geschaffen, haben die Salze die Möglichkeit, sich darin zu lösen und treten schließlich an die Oberfläche.

Prinzipiell gilt für alle Putze des Systems, dass sie möglichst rasch trocknen sollen, damit sich die wasserabweisenden Eigenschaften schnell im Putz entwickeln. Bleibt der Sanierputz zu lange feucht, besteht die Gefahr, dass Salze schon während der Abtrocknungsphase an die Oberfläche wandern und den Sanierputz unwirksam machen. Deshalb muss der Handwerker durch moderates Lüften und Beheizen oder durch Trocknergeräte für eine vernünftige Abtrocknung des Putzes sorgen. Vor allem in Kellerräumen tritt diese Situation häufiger auf.

Wiederum bei Kellersanierungen stellt sich deshalb immer wieder die Frage nach dem zukünftigen Nutzungskonzept. Selbst nach einer fachlich gut ausgeführten Sanierung können durch ungünstige Heizungs- und Lüftungsbedingungen neue Feuchteschäden oder Schimmelbildung auftreten, die dann oft unberechtigterweise beim ausführenden Handwerksbetrieb reklamiert werden.

Sanierputze besitzen eine sehr hohe Wasserabweisung, um flüssiges Wasser nicht bis an die Oberfläche gelangen zu lassen, da dieses als Transporter für die Salze fungiert. Um aber keine Absperrung zu bewirken, ist das Putzgefüge mit einer großen Zahl von Poren durchsetzt, die Wasserdampf durchtreten lassen. Damit wird vermieden, dass die Feuchte weiter im Mauerwerk nach oben steigt. Leider sind diese Poren aber auch der Grund dafür, dass Wasser mit Druck durch den Putz gepresst werden kann. Die Wasserabweisung, die lediglich verhindert, dass der Putz nicht saugt, kann dies nicht verhindern. Bei Druckwasserbelastung ist Sanierputz-WTA deshalb die falsche Wahl. Hier sind zusätzliche Arbeiten erforderlich (zum Beispiel Horizontal- und Vertikalabdichtungen), die im Vorfeld bei der Planung berücksichtigt werden müssen.

Auch wenn auf Außenflächen im erdberührten Mauerwerk oder wenn Wasser in den Keller gelangt, sind Sanierputze die falsche Wahl – hier muss der Handwerker dichtere Materialien einsetzen. Bewährt haben sich so genannte Sperrputze, die am Sockel häufig als schmales Band ausgeführt werden und so einen entsprechenden Schutz des Sanierputzsystems vor stehender Nässe bilden.

 

Verarbeitung

 

Damit Sanierputze auch ihre besonderen Eigenschaften entwickeln können, gilt es bezüglich der Verarbeitung und Nachbehandlung einige Dinge zu berücksichtigen. Natürlich benötigt auch ein Sanierputz einen sauberen und tragfähigen Untergrund: Das Mauerwerk muss von Altputz, losen Teilen und mürbem Fugenmörtel befreit und trocken gereinigt werden (das heißt: abkehren und/oder absaugen). Reinigt man das Mauerwerk nass, kommt es zu einer zusätzlichen Durchfeuchtung, die zur weiteren Verbreitung der Salze im Mauerwerk führt und die nachträgliche Abtrocknung des Sanierputzes verzögert.

Der Sanierputz sollte bis etwa 1 m über die erkennbare Schadenszone hinaus aufgetragen werden. Diese „Sicherheitszone“ hilft auch Schäden aufgrund äußerlich nicht sichtbarer Salz- und Feuchteverteilungen im Inneren des Mauerwerks zu vermeiden. Wird hier an der falschen Stelle gespart, so hat der Handwerker das „Vergnügen“, nach kurzer Zeit wieder auf derselben Baustelle zu arbeiten – dann aber auf eigene Kosten.

Zur Haftungsverbesserung ist ein Vorspritz – vor allem auf Bruchsteinmauerwerk – unverzichtbar. Dabei sollte man aber in jedem Fall auf eine nicht voll deckende Arbeitsweise achten, um einen Feuchtetransport vom Mauerwerk in den Sanierputz zu ermöglichen. Absolut verboten ist das Ausgleichen des Fugenanteils mit dem Vorspritz, da es damit zu einem völligen Absperren des Mauerwerks kommt.

Wird Sanierputz-WTA mit der Putzmaschine angemischt, gibt es in der Regel keine Besonderheiten zu beachten. Manchmal wird noch auf besondere Schneckenmäntel oder Nachmischer verwiesen, aber die Verarbeitung mit herkömmlicher Ausrüstung ist bei den meisten Putzen möglich. Vorsichtiger muss bei der Handanmischung vorgegangen werden: Mischt man den Putz zu lange auf, entwickeln sich zu viele Luftporen. Das Material lässt sich zwar in diesem Zustand sehr gut verarbeiten, weil es leicht und sahnig ist; bereits beim Abziehen reißt die Oberfläche aber stärker als gewöhnlich auf. Problematisch ist in diesem Fall vor allem die Festigkeitsentwicklung zu sehen: Das schaumartige Gebilde an der Wand ist nämlich auch bei optimaler Nachbehandlung nicht in der Lage, die Mindestanforderungen zu erreichen und muss wieder abgenommen werden. Eine Untermischung verzögert die Abtrocknung der Wand und erhöht die Festigkeit des Putzes, was wiederum zu Rissen führen kann.

 

Einlagig oder zweilagig?

 

Findet man einen inhomogenen Untergrund aus Naturstein vor, sollte von vornherein nie einlagig gearbeitet werden. Auch wenn die Versalzung eine solche zulässt, besteht immer die Gefahr, dass an etwas weiter vorstehenden Steinen die Deckung zu gering ist und die notwendige Putzdicke von mindestens 20 mm nicht erreicht wird. Bei zwei Lagen lassen sich die Schichtdicken verarbeitungstechnisch besser einhalten. Auch wenn eine Abtrocknung nur schlecht erreicht werden kann (zum Beispiel in Kellerräumen oder Gewölben) sollte man aus Sicherheitsgründen diese Verarbeitungsvariante wählen.

Ansonsten muss der Handwerker anhand des Versalzungsgrades die Dicke des Sanierputzes sowie die Zuordnung ein- oder zweilagig festlegen. Bei entsprechend hohen Salzmengen muss man sich statt 10 auf 15 mm Putzdicke pro Lage einstellen, um ausreichende Sicherheit zu bekommen. Diese Aussagen werden in einer Sanierungsempfehlung zusammengefasst, die laut WTA-Merkblatt vorgeschrieben ist. Möchte man auf Nummer sicher gehen, bietet es sich natürlich an, grundsätzlich mit 15 mm dicken Lagen zu arbeiten. Man darf aber auf keinen Fall vergessen, sich eine Sanierempfehlung ausstellen zu lassen (die Sanierputzhersteller bieten das in der Regel an), da diese vom Planer gefordert werden kann – auch dann, wenn grundsätzlich immer die Maximalvariante gewählt wird.

Ist der Untergrund so uneben, dass die Gesamtputzdicke 4 cm überschreitet, darf nur ein Porengrundputz-WTA als Unterputz eingesetzt werden. Dieses Material hat eine etwas höhere kapillare Leitfähigkeit als Sanierputz-WTA und verbessert somit die Abtrocknungsgeschwindigkeit. Dies ist aber auch der Grund, warum hier Sanierputz-WTA in 15 mm Dicke als Oberputz aufgebracht werden muss. Wird nämlich durchgängig Porengrundputz verwendet, tritt ein Salzdurchschlag bis an die Oberfläche viel schneller auf. Soll auf der Baustelle aber unbedingt nur mit einem Material gearbeitet werden, so ist es sinnvoller, auch den Unterputz mit Sanierputz-WTA auszuführen. Hier sollte der Handwerker jedoch den Architekten und/oder den Bauherrn vorab informieren und sich dessen Einverständnis zusichern lassen. Neben einer einfacheren Handhabung auf der Baustelle spricht ein weiterer Punkt für dieses Vorgehen: Porengrundputz muss immer fester als Sanierputz sein. Ist der Untergrund aber bereits stärker geschädigt oder von sich aus nicht so fest, führt ein härterer, spannungsreicher Putz meist zu Rissschäden. Wird hier durchgängig Sanierputz verwendet, kann dies unter Umständen verhindert werden.

Wie oben erwähnt, hilft eine dickere Putzlage die Dauerhaftigkeit zu erhöhen. Wird der Putz jedoch zu dünn aufgebracht, kann der Schaden sogar schon ein paar Tage nach dem Verputzen sichtbar werden.

Einen Sanierputz kann man sich wie einen starkporigen Naturschwamm vorstellen. Schneidet man davon eine dünne Scheibe ab, hat man mehr Löcher als Festkörper in der Hand. Das gleiche passiert auch beim Putz: Ist die Lage zu dünn, kann diese aufgrund der vielen Poren sehr schnell abtrocknen – viel schneller, als der Zement im Putz abbinden konnte. Die Folge: Die Putzlage ist zu weich. Nachnässen führt auch nicht zum gewünschten Erfolg, da in den abgetrockneten Putz kein Wasser mehr eindringen kann. Aus diesem Grund muss immer eine Mindestschichtdicke von 10 mm eingehalten und bei warmer, windiger Witterung schnell und ausreichend nachgenässt werden. Alternativ oder flankierend kann der Handwerker die frisch verputzten Flächen auch abhängen.


Beschichtung

 

Hinsichtlich der gestalterischen Möglichkeiten gibt es mit Sanierputzen kaum Grenzen, da von groben Strukturen bis hin zu feinen Oberflächen viele Variationen möglich sind. Manche Oberflächen lassen sich aber nicht mit einer dicken Putzlage erstellen, so dass auf ein anderes Material ausgewichen werden muss. Hier bieten sich vor allem mineralische Edelputze und Anstriche, aber auch entsprechend geeignete pastöse Putze und dispersionshaltige Anstriche an.

Für Beschichtungen auf Sanierputz in Innenräumen muss der Handwerker darauf achten, dass die diffusionsgleichwertige Luftschichtdicke (sD-Wert) der Beschichtung, also Putz oder Farbe, kleiner als 0,2 m bezogen auf jede einzelne Lage ist. Dieser sD-Wert sagt im Prinzip aus, dass die Wasserdampfdurchlässigkeit der Beschichtung besser sein soll als die des Untergrundes (von innen nach außen diffusionsoffener). Auch Sanierputze auf Außenwänden können beschichtet werden. Hier gilt zusätzlich zum zuvor gesagten, dass dadurch die kapillare Wasseraufnahme reduziert wird.

 

Fazit

 

Sanierputzsysteme haben klare Anwendungsgrenzen: Ihre Dauerhaftigkeit ist abhängig von der Belastung im Untergrund, die sich eventuell noch weiter vergrößern kann, wenn die tatsächlichen Schadensursachen nicht beseitigt werden. Kein Sanierputz kann nämlich Bauschäden beseitigen – der Putz „reagiert“ nur auf die Belastungen, indem er die schädlichen Salzkristalle in seinen großen Poren einlagert. Sanierputz wird daher auch als Opferputz bezeichnet, da selbst seine große Aufnahmefähigkeit irgendwann erschöpft ist – die Poren sind dann komplett mit Salzkristallen gefüllt, der Sanierputz ist verbraucht und muss erneuert werden.

Jedoch ist die Lebensdauer in den meisten Fällen um ein vielfaches länger als bei Kalk-Zementputzen. Die tatsächliche Lebensdauer hängt von vielen Faktoren ab und ist bei jedem Objekt letztendlich individuell. Bei guter Voruntersuchung, Vorplanung und richtiger Verarbeitung wird der Handwerker aber Ergebnisse produzieren können, die sich auch nach vielen Jahren noch sehen lassen.

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