Schöne letzte Ruhestätte
Das Kolumbarium in Mülheim an der Ruhr ist ein neuartiger Urnenfriedhof, der alte Traditionen aufgreift und zugleich moderne Bestattungsformen ermöglicht. Mit niedrigen Bestattungskosten und ohne Grabpflege bietet es einen sicheren Anlaufpunkt für Trauer und Erinnerung.
Der Standort des Kolumbariums liegt direkt gegenüber dem städtischen Friedhof auf einem Gelände, das nur eine eingeschränkte Nutzung zulässt. Den Neubau errichtete Architekt Wolfgang Kamieth als schlichten Riegel mit Natursteinfassade, in den er eine zentrale Rotunde einfügen ließ. In diesem Raum befinden sich 400 Urnengräber; hier können auch Beisetzungen in kleinerem Rahmen stattfinden. Die Rotunde besteht aus vorgefertigten Sichtbetonelementen, deren Oberflächen dreilagig mit der mineralischen Keim Granital-Lasur beschichtet sind. In Zusammenarbeit mit Farbgestalterin Anette Kamieth-Floer von Farboffice legte ein Keim-Fachberater verschiedene Auftragsmuster an, um die Farbwirkung zu testen. Die Wahl fiel auf eine Silber-Gold-Lasur.
Zunächst wurde eine Schicht Granital-Lasur in Silber aufgetragen, anschließend folgten zwei Lagen in Gold, wobei die Struktur des Betons sichtbar bleibt. Der Goldton der Fassade zieht sich bis in den Innenraum hinein, um dem Gebäude außen und innen eine wertige Ausstrahlung zu geben.
„Die Belichtung war eine Herausforderung“, erklärt Architekt Wolfgang Kamieth. „Wir wollten einen vor Einblicken geschützten, intimen Ort schaffen, der dennoch hell und einladend wirkt.“ Durch eine Reihe von zwölf quadratischen Fenstern unterhalb des kegelförmigen Daches fällt Tageslicht auf den golden beschichteten Tambour und erzeugt eine warme Farbstimmung.
Der Fußboden aus echtem Terrazzo mit Goldeinschlüssen zieht sich fugenlos durch das gesamte Gebäude. Unterstützt wird die sakrale Raumwirkung durch die aufwendige Gestaltung der Urnenschränke, der Portale und der Sitzbank
mitten im Rondell mit dunklen, massiven Walnussholzelementen in exzellenter Ausführung.
Während der Bauzeit, schmunzelt Bestatter Stefan Helmus-Fohrmann, hätten nicht wenige Passanten gegrübelt, was da wohl gebaut werde. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, es könne sich nur um eine Moschee handeln, wegen der Kuppel auf der Rotunde.
So ganz falsch lagen sie damit nicht, denn die Architektur zitiert ganz bewusst sakrale Elemente aus verschiedenen Epochen und Baustilen, zum Beispiel die Kreisform als Idealisierung des Achteckes oder die Kuppel als Symbol mittelalterlicher Kirchenbauten.