Viel Fahrzeug für wenig Geld

Der Dacia Logan wird schon seit Jahren auch von vielen Handwerkern als kompakter Transporter genutzt. Mit dem Dacia Dokker Express wurde ein „echtes“ Nutzfahrzeug konzipiert, das bei Nutzlast, Ladevolumen und Zugänglichkeit des Laderaums deutlich mehr bietet und dabei nur wenig mehr kostet als der Logan.

Oh Gott! – die erste Reaktion beim Checken des Fahrzeugscheins unseres Testwagens war alles andere als begeistert: Der Dacia Dokker Express wurde nur von einem 55 kW „starken“ Diesel angetrieben. Fahrspaß schien damit ausgeschlossen. Doch der kleine Motor war eine echte Überraschung: Mit seinem Drehmoment von bis zu 180 Nm sorgte er für eine erstaunliche Agilität des kompakten Kastenwagens. Im Stadtverkehr fiel die geringe Leistung gar nicht auf, und selbst auf der Landstraße stellt man mit dem 1281 kg schweren Transporter kein Hindernis dar. Gut, waghalsige Überholmanöver sollte man besser bleiben lassen, da reicht die Beschleunigung doch nicht – um von 0 auf 100 km/h zu kommen, braucht der Dacia Dokker dCi 75 rund 16 Sekunden. Aber selbst die Autobahnfahrt führte nicht zu Schweißausbrüchen. Bis rund 140 km/h zog der Motor gut durch, nur bei den letzten 10 km/h bis zur vom Hersteller angegebenen Spitzengeschwindigkeit verließ den Dacia die Kraft.

Günstig im Verbrauch

Allerdings sind wir den Transporter ohne Ladung gefahren. Immerhin 695 kg beträgt die Nutzlast unseres Testwagens in der Ambiance Ausstattung (die Basisausstattung bietet nur eine Nutzlast von 578 kg). Wer die ausnutzen oder einen Anhänger ziehen will, sollte doch die stärkere Motorisierung mit dem dCi 90 Motor wählen, der 66 kW Leistung bietet. Für alle anderen ist der kleinere Diesel aber eine vernünftige Wahl: Er kostet immerhin 1100 Euro weniger. Der Verbrauch beider Motoren ist allerdings gleich: Beide begnügen sich laut Hersteller mit 4,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer (kombiniert). Das Fahrverhalten des Dacia Dokker ist einfach beherrschbar, der Transporter reagiert gut auf plötzliche Spurwechsel. Die Federung ist Nutzfahrzeug typisch: Im leeren Zustand ist die Federung insbesondere der Hinterachse recht hart und gibt Schläge an den Fahrer weiter. Beladen allerdings steigt der Federungskomfort. Auch die Geräuschkulisse im Innenraum geht in Ordnung.

Einfacher, aber praktischer Innenraum

Grundsätzlich ist der Innenraum recht schlicht gehalten, für ein Nutzfahrzeug aber durchaus angemessen: Einfache Kunststoffe und wenige, aber schnell zu verstehende Bedienelemente kennzeichnen die Fahrerkabine. Ins Auge sticht der 7-Zoll große Touchscreen des Multimedia-Systems mit Navigationssystem, Bluetooth und Audioanlage, das optional verfügbar ist und im Paket mit der manuellen Klimaanlage 940 Euro (alle Preise zuzüglich Mehrwertsteuer) zusätzlich kostet. Während es in Ordnung geht, das Multimedia-System als Option anzubieten, irritiert es doch etwas, dass ein verstellbarer Fahrersitz inklusive verstellbarem Lenkrad 100 Euro zusätzlich kosten. Auch für ESP nimmt Dacia 300 Euro extra, aber immerhin ist es verfügbar.

Aber wer sich für einen Dacia entscheidet, sucht ja keine üppige Ausstattung, sondern ein preiswertes, zweckmäßiges Fahrzeug. Und gerade aus der Nutzfahrzeug-Sicht bietet hier der Dacia Dokker viel für wenig Geld.

Vollwertiger Laderaum

Die Laderaumhöhe misst 1,271 m, die Laderaumbreite maximal 1,413 m. Zwischen den unverkleideten Radkästen stehen 1,17 m zur Verfügung. Dies ermöglicht den Transport von Europaletten in Längsrichtung. Die niedrige Ladekante von 56,5 cm, die seitliche Schiebetür rechts und die asymmetrischen Hecktüren mit einem Öffnungswinkel von bis zu 180 Grad erleichtern das Be- und Entladen. Allerdings ist der Hebel zum Öffnen der rechten Hecktür etwas ungünstig angeordnet – man muss recht weit ins Innere langen, um ihn umlegen zu können. Die Ladung kann über acht Zurrösen gesichert werden, für einen rudimentären Schutz der Fahrerkabine sorgt ein Metallbügel – die besser Wahl wäre für einen Handwerker sicher die stabile Trennwand mit Fenster, die für 170 Euro extra zu haben ist. Wer auch mal längere Dinge transportieren muss, sollte sich das Dacia Easy Seat-System für den Beifahrersitz ansehen (290 Euro): Durch umklappen der Beifahrersitzlehne lässt sich die Durchladelänge erweitern. Noch mehr Stauvolumen steht zur Verfügung, wenn der zusammengelegte Beifahrersitz nach vorne geklappt wird. Baut man den Sitz komplett aus, ergibt sich ein Laderaumläge von 3110 mm. Die vorklappbare Vario-Trennwand hinter dem Fahrersitz schützt den Fahrer dabei vor verrutschender Ladung.

In punkto Ladekapazität weiß der Dacia Dokker in der Summe absolut zu überzeugen. Grundsätzlich bekommt man für die 9990 Euro, die der Dacia Dokker Ambiance im Basispreis kostet, ein zwar einfaches, aber doch vollwertiges Nutzfahrzeug. Selbst mit empfehlenswerten Extras wie Trennwand, verstellbarem Sitz und Lenkrad, ESP und dem Media- und Klima-Paket kostet der Kompakttransporter immer noch nur 11 500 Euro – da nimmt man den „rauen“ Charme des Dacia gerne in Kauf.

Autor

Dipl.-Ing. Olaf Meier studierte Maschinenbau und arbeitet seit 2001 als freier Fachjournalist. Er lebt in Mönchengladbach und schreibt unter anderem als Autor für die bauhandwerk.

Wer sich für einen Dacia entscheidet, sucht keine üppige Ausstattung, sondern Zweckmäßigkeit

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