Erfolgsgeschichten - Teil 2
Wir suchen die besten Handwerksbetriebe Deutschlands:
Okel in Diemelstadt

„Eigentlich ist es mein Ziel, dass ich übrig bin“, sagt Burkhard Okel. Ganz ernsthaft. Er ist Inhaber des gewerkeübergreifend tätigen Handwerksunternehmens Okel GmbH & Co. KG mit 70 Mitarbeitern. Alle Zeichen stehen bei dem Diemelstädter Betrieb auf Erfolg – und der Chef will sich selbst wegrationalisieren? Bestimmt nicht.

Burkhard Okel denkt mitnichten an den vorzeitigen Ruhestand. Der 45-jährige führt in vorausschauender, wirtschaftlich orientierter Planung den Weg weiter, den das Unternehmen und seine Mitarbeiter eingeschlagen haben. Man merkt, dass er stolz ist auf die Entwicklung, die der Familienbetrieb seit der Gründung durchlaufen hat: zuerst unter der Führung seines Vaters Walter Okel, seit 1996 dann unter seiner eigenen Regie.

Walter Okel hatte 1959 seine Meisterprüfung abgelegt und gemeinsam mit Ehefrau Luise ein altes Bauernhaus in Diemelstadt gekauft, das sowohl Wohnung als auch erster Firmensitz wurde. Der Maler- und Lackiererbetrieb wuchs kontinuierlich. „Auch das, was man heute Trockenbau nennt, hat mein Vater schon mitgemacht“, erzählt Burkhard Okel. Zum silbernen Betriebsjubiläum 1984 beschäftigte der Meisterbetrieb bereits 25 Mitarbeiter. Burkhard Okel legte 1992 die Prüfung zum Maler- und Lackierermeister ab; ein Jahr später folgte die Meisterreife als Stuckateur. 1996 übernahm er das erfolgreiche Unternehmen von seinem Vater und änderte die Rechtsform 2001 zur GmbH & Co. KG.

Neun Gewerke unter einem Dach

Mit dem Bau des heutigen Betriebsgebäudes 2006 „bekam eine lange bekannte Firma ihr Gesicht.“ Okel, so sieht es der Inhaber, wurde damals vom Namen zu einer Marke. Der Umzug in die neue Firmenzentrale markierte nämlich gleichzeitig auch den Startpunkt eines beachtlichen Wachstumsschubes. Die Belegschaft des Ausbauspezialisten, der inzwischen neun Gewerke unter seinem Dach vereint, wuchs um zwei Drittel  an – von 45 auf aktuell 70 Mitarbeiter. Seit 2006 kann die Handwerks-GmbH außerdem ein jährliches Umsatzwachstum von rund 10 Prozent verzeichnen. 2012 betrug der Umsatz mehr als 5 Millionen Euro. „In Sachen Trockenbau sind wir hier in der Region sicherlich der Marktführer“, ist Burkhard Okel überzeugt, „wer hier an Akustikbau denkt, der denkt an Okel.“

Seit November 2012 gehört auch eine Schreinerei als eigene Sparte zur Firma. Der Betrieb bildet außerdem in den Berufen Maler und Lackierer, Schreiner und kaufmännischer Angestellter aus. „Mittlerweile haben 50 Azubis hier ihren Abschluss gemacht“, sagt Burkhard Okel. Das hat sich auch für die Firma bezahlt gemacht: „Viele unserer heute besten Mitarbeiter haben vorher auch bei uns ihr Handwerk gelernt.“

Verantwortung teilen

„Übrig“ sein will Burkhard Okel in seiner eigenen Firma nur insofern, als dass das Geschäft idealerweise auch ohne ihn laufen sollte, dass nicht jede kaufmännische und handwerkliche Entscheidung über seinen Tisch muss. Es gibt solche Betriebe, in denen nichts ohne den Chef läuft. Okel aber hat die Firmenentwicklung von Beginn an anders geplant: „Ich kenne hier nicht mehr jede Schraube persönlich. Ich habe das Handwerk meinen Mitarbeitern überlassen. Ich bin dafür zuständig, die Leitplanken abzustecken und die Richtung vorzugeben.“

Damit das gewerkeübergreifende Geschäft funk­tioniert, müssen die Meister der verschiedenen Fachrichtungen (Tischler und Trockenbau, Schreiner, ­Zimmerer und bald auch Elektrotechnik, ein Hochbautechniker steht ebenfalls in Lohn und Brot) nicht nur ihr Handwerk verstehen. Sie sind darüber hinaus mit Projektentwicklung und -durchführung betraut und werfen ihr Expertenwissen für die Kundenakquise in die Waagschale: „Es ist eigentlich ganz einfach: Jeder der mehr einbringt, als er kostet, ist für das Unternehmen wertvoll.“

Einen Aktionsradius von 100 km rund um Diemelstadt haben seine Fachkräfte erarbeitet, schätzt Okel: „Wir können einfach nicht nach Hamburg oder München fahren, und dort dann wirtschaftlich arbeiten“, so Okel. Im Rhein-Main-Gebiet dagegen wurde die räumliche Begrenzung durch die gut funktionierende Kooperation mit einem Bauleiter vor Ort überwunden. Und ein zweiter Standort mit einem Filialleiter? Prinzipiell spricht nichts dagegen, aber die Ansprüche sind hoch: „Wenn sich jemand finden würde, der das gewissenhaft und ehrlich für uns macht – dann gerne. Dafür wäre aber absolutes Vertrauen die Voraussetzung.“

Qualitätsversprechen

„Unser Name wird mit Qualität verbunden“, ist eine weitere selbstbewusste Aussage des Firmenchefs. In der Praxis kann sich das paradoxerweise negativ auf den Akquiseerfolg auswirken. „Wir bauen auf eine realistische Kostenplanung und weichen nicht von bestimmten Qualitätsstandards ab, die Ausführungszeiten sind gut kalkuliert.“ Die resultierenden Preise können mit Billiganbietern nicht mithalten. „Die sind dann aber deshalb so billig, weil sie nicht rechnen können – oder weil sie die Hälfte bei der Planung vergessen“, kommentiert der Handwerksmeister bissig. „Damit gewinnen sie dann die Ausschreibung – und am Ende werden wir gefragt, ob wir nicht übernehmen können, um das Projekt ordentlich zu Ende zu führen.“

In der Heimatregion Nordhessen arbeit Okel entweder alleine oder in Kooperation mit verlässlichen Partnerunternehmen. „Für die Baustellen weiter auswärts geht das nicht. Da müssen wir auch Nachunternehmen beauftragen“, sagt Okel. Keine optimale Lösung für eine Firma mit derart hohen Standards. Aber Notfallkapazitäten sind eingeplant: „Wenn da mal was schief läuft, schicke ich eben meine eigene Mannschaft hinterher. Die erfüllt dann unsere Qualitätsgarantie.“

Marketing und Wettbewerbe

Die Marke Okel funktioniert: „Die Bauherren kommen schon aus eigenem Antrieb zu uns, als Marktführer“, erklärt Burkhard Okel. „Zusätzlich geben wir aber auch Geld für Werbung aus. Und wir nehmen an Wettbewerben teil – schließlich brauchen wir uns mit unseren Projekten nicht zu verstecken. Der Gewinn der Rigips-Trophy zum Beispiel, das ist doch beste Werbung.“

Bei der Rigips-Trophy wurde das Diemelstädter Handwerksunternehmen bisher zweimal ausgezeichnet. 2009 brachte das Projekt Bürgerhaus Lohfelden den Sieg in der Kategorie „Innovation“, bei dem die Trockenbauer neben Brandschutzkonstruktionen sowie aufwendigen Wand- und Deckenbekleidungen insbesondere mit ihrem raumakustischen Konzept eines variablen Klappendeckensystems Aufmerksamkeit erregten. 2011 wurden dann der Ausbau und die Sanierung des Dachgeschosses über der im 14. Jahrhundert erbauten Warburger Hirschapotheke unter Erhalt des Fachwerks mit dem ersten Preis in der Kategorie „Wohnbau“ bei der Rigips Trophy belohnt.

Autor

Marvin Klostermeier ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

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Eine einfache Rechnung: Jeder, der mehr einbringt als er kostet, ist für das Unternehmen wertvoll

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