Putzaufbau für salzbelastetes Ziegelmauerwerk der Gewölbe in der Bötzow-Brauerei in Berlin
Die Bötzow-Brauerei in Berlin ist ein denkmalgeschützter Ziegelbau der preußischen Industriearchitektur. Um eine neue Nutzung innerhalb der teilweise stark feuchte- und salzbelasteten Ziegelwände zu ermöglichen, erhielten einige Gewölbekeller einen Putzaufbau mit integrierter Wandheizung.
David Chipperfield Architects griffen bei der Sanierung der Bötzow- Brauerei in Berlin so behutsam wie möglich in den Bestand ein
Foto: tubag / Sievert
Am preußischen Königshof war das Bier des Brauers Julius Bötzow ebenso beliebt wie bei der Bevölkerung. Aufgrund der großen Nachfrage konnte er expandieren und im Jahr 1885 ein neues Brauereigebäude im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg eröffnen. Am neuen Standort boten die Gewölbekeller rund 5000 m² Lagerfläche für das Bier. Der angeschlossene Biergarten entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel, das Platz für Tausende Menschen bot. Die Brauerei erlebte eine Blütezeit, die erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs dahinschwand. Obwohl die Hauptgebäude der Brauerei den Krieg ohne größere Schäden überstanden, musste der Betrieb zu DDR-Zeiten bald eingestellt werden.
Danach dienten die Gebäude und Keller meist als Lagerflächen. Zwischenzeitlich bildeten sie sogar die Kulisse für Hollywood-Blockbuster mit Starbesetzung. Es mangelte jedoch an einem Gesamtkonzept. Das änderte sich im Jahr 2010, als ein Unternehmer aus der Medizintechnik-Branche den Komplex übernahm und die seit 1990 unter Denkmalschutz stehende historische Stätte neu belebte. Neben firmeneigenen Büro- und Forschungsflächen entstanden ein Coworking Space sowie Räume für Gastronomie, Kultur und sportliche Aktivitäten.
Wandlungsprozess bewahrt historischen Charakter
Die Transformation vollzog sich nach Plänen von David Chipperfield Architects in enger Abstimmung mit dem Berliner Landesdenkmalamt. Mit viel Fingerspitzengefühl erfolgten behutsame Eingriffe in den Bestand. Auch nach ihrer Sanierung bewahren die historischen Fassaden mit ihren gelben und roten Ziegeln weiterhin den preußischen Charakter der Industriebauten.
Ein Teil des Wandlungsprozesses war die Erschließung der großen Gewölbekeller. Hier sollten unter anderem ein Fitnessstudio und ein Wellnessbereich samt Schwimmbad entstehen. Diese neue Nutzung erforderte jedoch gerade in den ehemaligen Gärkellern, die nun für Wellness und Schwimmbad vorgesehen waren, besondere Maßnahmen. Diese basierten nicht nur auf einer gründlichen Bestandsaufnahme, sondern auch auf der Wahl der richtigen Baustoffe, denn das Mauerwerk in den Gärkellern war teilweise durchfeuchtet und stark salzbelastet. Ein entsprechender Putzaufbau sollte verhindern, dass die mit der neuen Nutzung einhergehende hohe Luftfeuchtigkeit das Mauerwerk weiter schädigt.
Feuchtigkeit und Salze im Mauerwerk
Unter den Heizrohren dient der Trass-Sanier-Porengrundputz als Salzspeicher
Foto: Christoph Michaelis / Beilquadrat
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gab es einige Wasserschäden in den oberen Gebäudeteilen und in der Folge kam es auch zu einer Durchfeuchtung des roten Ziegelmauerwerks der Gewölbekeller. Die eingedrungene Feuchtigkeit löste Salze im Mauerwerk, die dann mit dem Wasser durch die Kapillaren bis an die Wandoberfläche wanderten und dort auskristallisierten. In der Folge platzte die Oberfläche der Ziegel stellenweise ab und auch die Fugen nahmen Schaden. Das Mauerwerk selbst blieb jedoch intakt, so dass keine Steine ausgetauscht oder erneuert werden mussten.
Vor dem Beginn der Sanierungsarbeiten in den Gewölben wurden die Wände und Decken oberhalb der Keller abgedichtet, damit kein neues Wasser von dort eindringen konnte. Bautrockner halfen dabei, die verbliebene Feuchtigkeit so gut wie möglich aus dem Mauerwerk zu entfernen. Im nächsten Schritt wurden schadhafte Fugen ausgebessert, alle losen Reste der abgeplatzten Ziegeloberflächen entfernt und Unregelmäßigkeiten im Ziegelmauerwerk ausgebessert.
Die für die weiteren Arbeiten verwendeten Putzprodukte stammen aus dem tubag Sanierputz-System, das speziell für salzhaltiges und feuchtes Mauerwerk entwickelt wurde. Alle Mörtel und Putze des Systems sind WTA-zertifiziert [1]. Ihre Rezepturen sind mithilfe spezieller Zusatzstoffe optimal auf die belasteten Untergründe eingestellt. Sie bieten darüber hinaus eine hervorragende Verarbeitbarkeit, die auch das Arbeiten über Kopf ermöglicht.
Eingebauter Salzstopp
Das aufeinander abgestimmte tubag System besteht neben dem Vorspritzmörtel („TSP-VS“) aus einem Trass-Sanier-Porengrundputz („TSP-PG“) und einem Trass-Sanierputz („TSP“). Ergänzt wurde das System in diesem Fall durch einen Trass-Spachtel- und Modellierputz („TSM“), der hier als Oberputz zur Anwendung kam. Eine typische Eigenschaft des Sanierputzsystems ist es, dass es bei einer starken Versalzung des Untergrunds als Salzspeicher dienen kann. Es lagert das aus dem Mauerwerk an die Oberfläche transportierte Salz im Putz ein und verhindert so eine Schädigung des Mauerwerks, weiterer Putzschichten oder des Anstrichs.
Aufgrund einer speziellen Porengeometrie der Sanierputze kann Wasser zwar aus dem Untergrund in den Putz wandern. Da der Sanierputz jedoch porenhydrophob eingestellt ist – die Poren besitzen wasserabweisende Eigenschaften – kann das Wasser von hier aus nicht in flüssiger Form kapillar weiterwandern. Stattdessen wird es durch Wasserdampfdiffusion weiter transportiert und lässt dabei das Salz im Unterputz zurück. Diese Funktion als Salzspeicher übernimmt hauptsächlich der Trass-Sanier-Porengrundputz, in geringerem Maße auch der Trass-Sanierputz. Alle Produkte des Systems besitzen jedoch eine hohe Sulfatbeständigkeit und sind genau aufeinander und auf die Anforderungen von salzbelastetem Mauerwerk abgestimmt. Je nach Stärke der Salzbelastung können sie in unterschiedlichen Kombinationen und Schichtdicken verwendet werden.
Temperierung per Wandheizung
Die Sanierungspläne für die ursprünglich unverputzten Gewölbe der Bötzow-Brauerei sahen noch eine Besonderheit vor: Die für Wellness und Schwimmbad vorgesehenen Räume sollten über eine Wandheizung temperiert werden. Deshalb mussten in den Sanierputz Rohre für ein entsprechendes Heizsystem eingearbeitet werden. Dank dieses Heizsystems können nun die Temperaturen an den Wandoberflächen so gesteuert werden, dass bei der Nutzung trotz hoher Luftfeuchtigkeit kein Wasser an den Wänden kondensiert und in den Putzaufbau oder das Mauerwerk eindringt.
Wandheizung wird in den Putz integriert
Die Rohre werden in zwei Spritzgängen mit dem Trass-Sanierputz hohlraumfrei ummantelt
Foto: Christoph Michaelis / Beilquadrat
Nach dem Ausbessern von Fugen und Mauerwerk erhielten die Wände einen halbdeckenden, netzförmigen Spritzbewurf mit dem Vorspritzmörtel „TSP-VS“. Auf den Vorspritzmörtel folgte der Auftrag des Trass-Sanier-Porengrundputzes in einer durchschnittlichen Schichtdicke von etwa 10 mm. Nachdem der Grundputz eine ausreichende Oberflächenfestigkeit erreicht hatte, rauten die Handwerker ihn gründlich auf.
Im Anschluss wurden die Halterungen für das Rohrsystem der Wandheizung auf dem Porengrundputz befestigt und die Rohre verlegt und angeschlossen. Vor den weiteren Arbeiten wurde die Temperierung auf eine Anfangstemperatur von 15 °C eingestellt. Die Rohre erhielten dann eine Ummantelung mit dem Trass-Sanierputz. Der einlagige Auftrag erfolgte maschinell in zwei Spritzgängen mit einer maximalen Schichtdicke von insgesamt 30 mm.
Der zweite Spritzgang erfolgte nach dem Ansteifen der ersten Spritzlage. Die Konsistenz des Putzmörtels stellten die Handwerker so ein, dass die Heizrohre vollständig umschlossen und alle Hohlräume ausgefüllt werden konnten. Nach dem Aufbringen beider Spritzgänge sollte der Putz den Rohrscheitel der Heizrohre um mindestens 5 mm überdecken. Neben der guten Verarbeitbarkeit kamen dem Putz hier seine gute Standfestigkeit und Wandhaftung zugute. Sie ermöglichten auch einen problemlosen Auftrag an Decken und Wölbungen.
Nach dem Glätten der Putzschicht und einer ausreichenden Standzeit von mindestens 1 Tag pro mm Putzdicke konnte das erste Aufheizen erfolgen. Dies geschah noch vor dem Aufbringen des Oberputzes. Dafür wurde die Temperatur stufenweise in 5°C-Schritten bis zur maximal zulässigen Vorlauftemperatur des Systems erhöht (maximal 40 °C). Die einzelnen Erhöhungen erfolgten tageweise bis hin zur Maximaltemperatur, die dann für 4 Tage gehalten wurde. Danach konnte das System langsam wieder auf 15 °C abgesenkt werden. Hierbei mussten die Putzflächen vor Zugluft und einer zu schnellen Abkühlung geschützt werden, um Rissbildungen zu vermeiden.
Gewebe fängt Spannungen ab
Nach der Trocknungs- und Aufheizphase des Trass-Sanierputzes war der Weg bereitet für den Trass-Spachtel- und Modellierputz von tubag. Der ebenfalls maschinengängige Putz dient hier sowohl als Armierungsputz als auch als Endbeschichtung, da er sich durch ein ansprechendes und gleichmäßiges Filzbild auszeichnet. Den Putz brachten die Handwerker zunächst in einer 3 bis 4 mm dicken Schicht auf und arbeiteten darin ein Gewebe ein. Mit diesem kann die Putzschicht Spannungen, die durch die Temperierung in der darunterliegenden Schicht entstehen, besser aufnehmen. Falls durch diese Spannungen Risse entstehen sollten, werden diese dank des Gewebes mikrofein verteilt und haben keine mechanischen oder optischen Auswirkungen auf den Putz. Zum Abschluss brachten die Handwerker dann noch eine letzte, ebenfalls 3 bis 4 mm dicke Schicht des gleichen Putzes auf. Als Oberputz wurde er so eingefärbt, dass er den Wand- und Deckenflächen der Gewölbe ohne einen zusätzlichen Anstrich die gewünschte Farbigkeit verlieh.
Arbeit und Vergnügen in neuem Gewand
Die Wandheizung soll verhindern, dass bei hoher Luftfeuchtigkeit Wasser an den Wänden kondensiert und in den Putz oder das Mauerwerk eindringt
Foto: tubag / Sievert
Nach der Sanierung der alten Brauerei mit ihren Gewölbekellern entstehen auf dem Gelände nun auch neue Gebäude. Gemeinsam arbeiten der Bauherr und David Chipperfield Architects an einem städtebaulichen Gesamtkonzept, das die ursprüngliche Verbindung von Arbeit und Vergnügen, wie sie Brauerei und Biergarten einst verkörperten, auf dem Brauereigelände wieder aufleben lässt. Mit dem denkmalgerechten Umbau der Brauerei schufen sie die Grundlage für eine moderne Nutzung, die zugleich die Geschichte des Standortes respektiert. Die historischen Gewölbekeller der preußischen Industriearchitektur konnten mit Hilfe der Baustoffe aus dem Sanierputz-System gut auf die zukünftige Nutzung vorbereitet werden.
Anmerkung
[1] WTA Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege GmbH. Produkthersteller können sich von der WTA zertifizieren lassen. Diese Zertifizierung erfolgt gemäß den Richtlinien, die in den von der WTA erarbeiteten Merkblättern aufgestellt werden.
Autor
Guido Wollenberg ist Fachjournalist der Agentur Wollenberg-Frahm PR in Frechen. Er betreut unter anderem die Firma tubag bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und schreibt als Autor unter anderem für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
Baubeteiligte (Auswahl)
Architekt
Thomas Benk, David Chipperfield Architects, Berlin und London, davidchipperfield.com
Putzarbeiten
Zbigniew Pajak, Vertreter für Denkmalpflege Wrobud, Berlin, www.wrobud.de
Baustoffhandel
Petra Hoyer, Hoba Baustoffe, Fredersdorf Vogelsdorf, hoba-baustoffe.de
Sanierputz-System
tubag TSP-VS-Trass-Sanier-Vorspritzputz, tubag TSP-PG-Trass-Sanier-Porengrundputz, tubag TSP-Trass-Sanierputz, tubag TSM-Trass-Spachtel- und Modellierputz
Sievert Baustoffe, Osnabrück, sievert-international.com