Sanierputz für die St. Nicolai Kirche in Lemgo

Hilfe, die Farbe blättert! Und zwar schon wieder. Dabei lag die Fassadensanierung der Lemgoer St. Nicolai Kirche gerade mal acht Jahre zurück. Nach eingehender Untersuchung konnten die Gutachter eine erneute Sanierung diesmal mit mineralischem Sanierputz empfehlen.

Nach der Sanierung im Jahre 2008 traten an der Südfassade der Lemgoer St. Nicolai Kirche erneut Feuchte- und Salzflecken auf. Daraufhin wurde das Büro DenkmalCheck beauftragt, ein Angebot zur Ursachenforschung der Putzschäden am südlichen Seitenschiff sowie einen Sanierungsvorschlag zu erarbeiten. Anhand der Restaurierungsberichte der ausführenden Firmen, einer Filmdokumentation sowie der Augen- und Ohrenzeugen der da­maligen Zeit verschafften sich die Fachleute einen ersten Eindruck.

Bei genauer Betrachtung der gesammelten Unterlagen konnten jedoch keine exakten Rückschlüsse auf Material und Ausführung geschlossen werden, zumal der Malermeister, der die Arbeiten seinerzeit ausgeführt hatte, mittlerweile verstorben war.

Um herauszufinden, um welche Materialien es sich hierbei handelt, wurde eine Probe des Außenputzes mit Anstrich von der Fassade des südlichen Seitenschiffs entnommen und auf bauschädliche Salze sowie die Art des verwendeten Anstrichsystems untersucht.

Feuchte- und Salzanalyse am Putz

Das Ergebnis des Gutachtens besagt, dass die Salzgehalte unbedenklich sind. Bei dem Anstrichsystem handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Disperion. Die Anstrichoberfläche zeigte eine Anreicherung mit Gipskristallen. Die durchgeführten Untersuchungen an der Kirche haben an der Südfassade im unteren Bereich neben dem Hauptportal erhebliche Putzzerstörungen, Ausblühungen und Farbabplatzungen ergeben. Zur Ursachenfindung des Feuchteschadens wurden deshalb die Wasseraufnahme des Außenputzes und des Anstrichsystems und eine rasterelektronenmikroskopische Untersuchung zur Bestimmung des Salzgehaltes gemessen. Mit der Feuchtigkeit wurden im Laufe der Zeit auch gelöste Salze in die Außenwände transportiert, wo sie beim Verdunsten des Lösemittels Wasser wieder durch Risse im Anstrich nach außen auskristallisiert sind. An der Oberfläche haben sich somit wieder Salzausblühungen gebildet. Da wo der Anstrich noch intakt war, sorgte das Salz zwischen dem Putz und dem Anstrich für Ausbeulungen.

Sanierungsempfehlung: Homogener Systemaufbau

Die Empfehlung zur Sanierung lautete: Den Außenputz und damit auch das Anstrichsystem mit Hilfe eines Trockenstrahlverfahrens zu entfernen, um nicht noch mehr Feuchtigkeit in das Mauerwerk einzubringen. Aufgrund des Salzgehaltes im Mauerwerk sollte außerdem ein Sanierputz zur Restaufnahme der Salze aufgetragen werden, der durch eine mineralische Pigmentierung in der Farbigkeit der Kirche als Zuschlagsstoff gefärbt wurde. Dieser Sanierungsvorschlag basiert auf dem homogenen System der aufgebrachten Materialien im Gegensatz zu den bis dahin aufgebrachten verschiedenen Anstrich- und Putzsystemen. Da schon viele verschiedene Materialien in das Mauerwerk eingebracht worden waren, lautete die Empfehlung daher, ein homogenes System, dass die verschiedenen Auskristallisierungen aufnehmen kann, aufzubringen.

Sanierung mit mineralischem Sanierputz

Bei der Anbringung einer Probefläche durch die Firma Gruber, Fassadenrestaurierung, handwerkliche Denkmalpflege-Restaurierungen, aus Extertal stellte sich heraus, dass nur durch die Pigmentierung des Putzes die Farbigkeit der Kirche nicht erreicht werden konnte. Auf das Einfärben des Putezs wurde daraufhin verzichtet. Daher zogen die Mitarbeiter der Firma Gruber zur besseren Angleichung an die angrenzenden Putzflächen auf dem frischen Sanierputz einen NHL-Kalkmörtel mit Grobkornanteil dünn auf und überarbeiteten diesen als Schlämmputz. Nach 10 Tagen befreiten sie die Fläche mittels Anätzen von der Sinterschicht des Kalkmörtels, um sie für die abschließenden Anstricharbeiten vorzubereiten. Darauf brachten die Handwerker schließlich eine Silikat­farbe passend zum Putzsystem auf.

Nach Abnahme des alten Putzes wurde im Sockel­bereich ein quaderförmiges Natursteinmauerwerk freigelegt, das auf den Vorschlag des Sachverständigen hin als Sichtmauerwerk erhalten bleiben sollte. Daher wurde es mit passend eingefärbtem Kalkmörtel in mehreren Lagen verfugt und als Sichtmauerwerk wieder hergestellt.

Autor

Ing. (grad.) FH Hans-Peter Beyer ist zertifizierter Architekt in der Denkmalpflege und Geschäftsführer von DenkmalCheck, Sachverständigenbüro Beyer & Simon, in Bonn und Bielefeld.

Wo der Anstrich noch intakt war, sorgte das Salz zwischen dem Putz und dem Anstrich für Ausbeulungen

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