GipsProfi erleichtert Arbeit mit Gips, Schnellzement, Spachtelmasse und Farbe

Elektrikermeister Harald Walter hat die Gipspfanne neu erfunden. Sein „GipsProfi“ eignet sich aber nicht nur für Installateure, die Gips und Schnellzement verarbeiten, sondern auch für Maler, Maurer, Stuckateure, Fliesen- und Estrichleger: alle, die mit Massen, Mörteln, Farben, Harzen und Flüssigkeiten arbeiten.

Wer vor 1970 geboren wurde, der hat als Kind vermutlich öfter mal den Satz: „Das ist eben so, basta!“ zu hören bekommen, wenn er oder sie Dinge in Frage gestellt hat, die die Eltern oder andere Erwachsene als Richtlinien vorgegeben haben. In vielen Fällen erleichtert es das Leben tatsächlich erheblich, wenn alle die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln kennen und befolgen: Wenn man etwas loslässt, fällt es nach unten, an einer roten Ampel bleibt man stehen, wenn man sich begegnet, grüßt man. Ist eben so, basta!

Leider führt diese Verhaltensweise dazu, dass auch blöde Regeln und Verhaltensmuster – haben sie sich erstmal etabliert – nur schwer zu ändern oder abzuschaffen sind, weil sie nicht mehr hinterfragt werden. Wer es aber schafft, sich seine kindliche Unbefangenheit und Neugier zu erhalten, kann zwar auch nicht die Gravitation ausschalten oder die Verkehrsregeln abschaffen, ist dafür aber häufig besonders erfinderisch. Harald Walter ist so ein Mensch. Der selbständige Elektrikermeister wollte einfach nicht länger akzeptieren, dass Gipspfannen und Gipsbecher leicht umkippen, schwer zu reinigen und insgesamt unkomfortabel in der Handhabung sind. Deshalb hat er den „GipsProfi“ erfunden.

Über Gipspfannen geärgert

Wer mit schnell abbindenen Massen und Mörteln arbeitet, kennt das Problem: Nach dem Anrühren mit Wasser muss man das Material zügig verarbeiten, damit es nicht schon im Gipsbecher oder in der Gipspfanne fest wird. Dazu muss man es schnell portionieren und mit dem Spachtel oder einer Kelle entnehmen können. Blöd nur, wenn die Gipspfanne schon beim Ansetzen leicht umkippt und Wasser oder Gipsbrei überschwappen oder der labberige Gipsbecher keine scharfe Abstreifkante hat, an der man das Werkzeug ordentlich abziehen kann. Ist die Masse verarbeitet muss das Behältnis sorgfältig gesäubert werden. Wer glaubt, Zeit zu sparen, indem er es dabei nicht so genau nimmt, irrt sich. Denn selbst kleinste Verunreinigungen sorgen dafür, dass die nächste Portion Gips oder Mörtel noch schneller abbindet und man dadurch mehr Abfall produziert und mehr Arbeitsgänge benötigt. „Jahrelang habe ich mich darüber aufgeregt, dass es einfach keine vernünftige Gipspfanne zu kaufen gab“, erzählt Harald Walter, der sich zusammen mit seinem Partner Robert Borisch 1990 selbständig gemacht hat. Zum Beweis zeigt er eine handelsübliche Gipspfanne, die wegen des zu kleinen Bodens und dem im Verhältnis zu schweren Griff einfach nicht stehen bleibt. „Wenn man solche Metallpfannen nicht sofort nach Gebrauch sehr sorgfältig reinigt, kann man die eigentlich wegschmeißen, weil man die Reste nie wieder rauskriegt oder die Pfanne beim Versuch verbeult und zerkratzt“.

Stabil und dennoch flexibel

Daher entwickelte der Elektrikermeister, der oft mit Gips arbeitet, um Schalterdosen oder Kabel in der Wand zu befestigen, eine Liste von Eigenschaften, die eine ideale Gipspfanne haben sollte: Der Behälter sollte einerseits leicht sein, andererseits aber sowohl im leeren als auch im gefüllten Zustand sicher stehen. Er sollte einen drehbaren Griff  besitzen, so dass sowohl Rechts- als auch Linkshänder damit gut arbeiten können. Außerdem sollte die Pfanne eine feste Abstreifkante haben, muss zu Reinigungszwecken aber trotzdem flexibel und knetbar sein. Die Oberfläche sollte sehr glatt und so beschichtet sein, dass nichts haften bleibt. Gleichzeitig muss die Beschichtung aber auch scharfkantigen Spachteln und Kellen standhalten.

Tatsächlich genügt der marktreife und zum Patent angemeldete „GipsProfi“ allen diesen Anforderungen nicht nur, er ist so durchdacht und hochwertig gestaltet, dass man darin nicht nur mineralische Mörtel und Massen, sondern auch Farben, Schnellzement oder Fliesenkleber verarbeiten kann. Da er gleichzeitig sehr leicht und gut ausbalanciert ist, spart man beim Handling Kraft und schont die Gelenke. Die Antihaftbeschichtung spart viel Zeit bei der Reinigung und ermöglicht gleichzeitig längere Verarbeitungszeiten, da das Material durch die glatte Oberfläche weniger mit Sauerstoff oder Vorverschmutzungen in Berührung kommt und dadurch langsamer abbindet.

Von der Idee zum Produkt

Damit aus der Idee ein marktreifes Produkt werden konnte, war aber nicht nur viel Tüftelei, sondern auch detektivische Fähigkeiten zum Aufspühren qualifizierter Zulieferer sowie ein nicht ganz unerheblicher Kapitaleinsatz nötig. „Ich habe bis heute etwa 55 000 Euro in die Entwicklung des GipsProfi investiert“, hat Harald Walter ausgerechnet. Glücklicherweise förderte das Land Bayern die Entwicklung der Form und den Prototypenbau mit einem Innovationsgutschein.

Wenn man heute den fertigen „GipsProfi“ benutzt, kann man sich kaum vorstellen, wieviel Entwicklungsarbeit in diesem scheinbar so einfachen Werkzeug steckt. Im ersten Schritt hat sich Harald Walter dafür aus dem Internet ein 3D-Zeichenprogramm besorgt. Nach einiger Einarbeitungszeit gelang es ihm damit, die Grundform dreidimensional darzustellen. Mit diesen Daten ließ er sich einen ersten Prototypen an einem 3D-Drucker anfertigen. Wer einen Gegenstand in 3D gedruckt hat, weiß, dass dieser erste Entwurf weder flexibel ist, noch über eine glatte, leicht zu reini­gen­de Oberfläche verfügt und daher als Anschauungsobjekt eigentlich unbrauchbar ist. Allerdings brachte der Prototyp Harald Walter auf die Idee, keine komplett runde Form zu bauen, sondern eine gerade Fläche zu integrieren, auf der sich Material gut portionieren lässt.

Nach und nach näherte sich der Erfinder so dem endgültigen Ergebnis immer weiter an. Als besondere technische Herausforderung stellte sich die Fertigung des Rings aus Edelstahl-Federstahl heraus, der den Rand des „GipsProfi“ verstärkt und zur Befestigung des Holzgriffs dient. Auch die Wahl des richtigen Kunststoffes war recht knifflig. Hier galt es, das richtige Verhältnis von Flexibilität und Stabilität zu finden. Die Beschichtung, die das mühelose Reinigen möglich macht, ist im eigentlichen Sinn auch keine Beschichtung, die auf der Oberfläche liegen würde, sondern ist quasi in die Struktur des Kunststoffs eingebettet und kann daher auch nicht abgekratzt und dadurch zerstört werden.

Die so entstandenen Muster verteilte Harald Walter an befreundete Elektroinstallateure, um sie in der Praxis testen zu lassen. Die waren von der Erfindung so begeistert, dass sie sie am liebsten gar nicht wieder hergeben wollten.

Made in Germany

Der „GipsProfi“ ist nicht nur komplett „Made in Germany“, sondern zum größten Teil sogar „Made in Franken“. Fast alle Einzelteile wurden und werden in der „Nachbarschaft“ des Elektrikermeisterbetriebs entwickelt und produziert. „Da recherchiert man stundenlang, wer einem beispielsweise die Edelstahlringe zuliefern kann, und dann sitzt einer der wenigen Betriebe, die diese Kompetenz haben, fast nebenan“, schmunzelt Harald Walter. Selbst die Griffe werden in einem Holz verarbeitenden Betrieb aus dem Nachbardorf gedrechselt und in einem anderen, ebenfalls nicht weit entfernten Betrieb, bedruckt.

Die Einzelteile werden dann in der Elektrowerkstatt montiert und verpackt. Selbstverständlich sind auch alle Teile der „Produktionsstraße“, wie die Dosiervorrichtung für den Schmelzkleber, mit dem Holzgriff und Edelstahlring verbunden werden, von Harald Walter selbst entwickelt und gebaut.

Vermarktung selbst in die Hand genommen

Als fast genauso schwierig, wie die Entwicklung stellte sich die Vermarktung des „GipsProfi“ heraus. „Ich habe bis heute nicht richtig verstanden, warum es offenbar so ein Riesenaufwand für den Großhandel ist, ein Produkt in die Liste aufzunehmen“, wundert sich der Erfinder. Mittlerweile hat er zwar schon bei einigen Händlern Erfolg gehabt, und auch große Mörtelhersteller interessieren sich für das Produkt und wollen es vertreiben, aber noch immer wird der größte Teil des Umsatzes im Eigenvertrieb erwirtschaftet. So wird der „GipsProfi“ nicht nur auf  Messen angeboten, sondern auch über eine eigene Webseite vermarktet www.gipsprofi.de, die Harald Walter selbstverständlich auch – zusammen mit einem Freund – selbst entworfen hat. Wer den „GipsProfi“ bei seinem Großhändler nicht findet, kann sich das Werkzeug über diese Internetseite bestellen.

Der „GipsProfi“ wurde zwar von einem Elektriker entwickelt, er eignet sich aber auch für andere Installateurgewerke, die Bauteile mit Gips oder Schnellzement befestigen müssen. Aber auch Trockenbauer können, besonders beim Verspachteln von Anschlüssen, mit dem „GipsProfi“ bequemer arbeiten, als das Material direkt aus einem großen Eimer zu entnehmen. Auch Stuckateure und Verputzer, Estrich- und Fliesenleger können das Werkzeug gut für die Arbeit an kleinen Flächen einsetzen, zumal selbst Kunstharze nicht haften bleiben und nach dem Erhärten mühelos entfernt werden können. Das gilt auch für die meisten Lacke und Farben, daher eignet sich der „Gips
Profi“ auch für Maler und Lackierer. Für diese Berufsgruppe ist demnächst ein passendes Abstreifgitter für kleine Farbrollen als Zubehör erhältlich.

Autor

Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Walter und Borisch GbR
Oberkrumbach 25
91241 Kirchsittenbach
Tel.: 09151/6382
Fax: 09151/95882

1990 gründeten die Schulkameraden Harald Walter und Robert Borisch nach bestandener Meisterprüfung ihren Elektroinstallationsbetrieb. Mittlerweile beschäftigen sie zwei Gesellen und bilden einen Lehrling aus. Das Büro führt Ehefrau Christa Walter.

Beide Firmengründer sind auch Geschäftsführer der WBO-Steindesign GmbH, die Infrarotheizungen aus Naturstein und Glas herstellt, vertreibt und installiert. www.wbo-steindesign.de

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