Gipsplatten schrauben oder klammern? Wann welche Befestigung sinnvoll ist
Lange war Schrauben die gängige Befestigungsmethode für Gipsplatten auf Holz. Eine effiziente Alter-native dazu ist das Klammern. Wir zeigen, wie trotz der komplexen Normensituation fachgerecht Gipsplatten auf Holz befestigt werden können.
Die Befestigung von Gipsplatten (gerne auch noch Gipskartonplatten genannt) auf hölzerne Unterkonstruktionen mit Grobgewinde-Schnellbauschrauben war im Trockenbau lange Zeit die gängige Befestigungsmethode. Diese macht meist nur auf der Baustelle und vor allem bei der Sanierung Sinn. Aber auch dabei gibt es Methoden, um die Verarbeitung effizienter und somit kostengünstiger zu gestalten. In Kunststoffstreifen magazinierte Schrauben lassen sich beispielsweise mit einem Akku-Streifenschrauber auf der Baustelle schnell und akkurat verarbeiten.
Die Klammer als Befestigungsmittel
Durch den zunehmenden höheren Vorfertigungsgrad im Holzbau löst die Klammer die Schraube als Befestigungsmittel bei der werkseitigen Befestigung stetig ab. Die Klammer als so genanntes stiftförmiges Verbindungsmittel spielt ihre Vorteile in der automatisierten und seriellen Vorfertigung aus. Sie ist deutlich günstiger als eine Schraube, lässt sich sehr schnell verarbeiten und erfüllt bei sachgerechter Anwendung sämtliche Anforderungen der relevanten Regelwerke.
Für die korrekte Einhaltung von Abständen und Winkeln ist nicht unbedingt die Investition in eine statio-näre automatische Anlage erforderlich, sondern mobi-le Lösungen wie das Skater-System von BeA und KMR bieten eine zuverlässige und stets gleichbleibende Befestigungsgüte. Mit einer weggesteuerten Abstandseinstellung, Leerschlagsperre, Tiefeneinstellung und Verlängerungsgriff ist dies eine vergleichsweise kostengünstige Systemlösung, um in die serielle, werkseitige Vorfertigung einzusteigen.
Die Befestigung einer Gipsplatte ist im Gegensatz zur Befestigung einer Gipsfaserplatte etwas anspruchsvoller. Das Befestigungsmittel, ganz gleich ob Schraube oder Klammer, darf die Kartonage, die der Platte letztlich die Stabilität verleiht, beim Befestigungsvorgang nicht zerstören. Der erfahrene Trockenbauer kann den Setzvorgang einer Trockenbauschraube entsprechend steuern und kontrollieren. Da bei der Befestigung mit einer Klammer die Eintreibegeschwindigkeit höher ist als bei einer Verschraubung und deshalb der Klammerrücken eher die Kartonage durchschlagen kann, wird die Klammer in aller Regel auch nur in der werkseitigen Vorfertigung eingesetzt.
Anforderungen an die normgerechte Befestigung
Die nationale DIN 18181 beschreibt die Verarbeitung von Gipsplatten. Die DIN 18182 und die europäische DIN EN 14566 definieren als so genannte Produktnormen die Anforderungen an die zulässigen Befestigungsmittel. Mittelfristig werden die nationalen Normen in aller Regel durch europäische Entsprechungen ersetzt. Gegenwärtig muss der Handwerker mit diesen parallelen Regelwerken arbeiten. Hersteller wie die Joh. Friedrich Behrens AG bieten mit ihren Marken BeA und KMR Befestigungsmittel mit einer CE-Kennzeichnung an, deren Spezifikationen beiden Regelwerken entsprechen. Wichtig: Eine Kennzeichnungspflicht sieht nur die europäische Norm vor.
Klammern werden unterschieden nach ihrem Drahtdurchmesser, der Rückenbreite, der Klammerlänge sowie der Ausprägung ihrer Spitze. Darüber hinaus nach dem verwendeten Stahl, der Beschichtung und einer möglicherweise vorgenommenen Harzung. Bei der Befestigung von Gipsplatten auf hölzernen Untergründen werden in aller Regel verzinkte und geharzte Klammern mit einer Meißelspitze verwendet. Sollte die Befestigung statisch beansprucht werden, benötigt der Handwerker Klammern mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung, ab Anfang kommenden Jahres mit einer entsprechenden ETA.
Die relevanten Produktnormen definieren vier Klammertypen, die sich im verwendeten Drahtdurchmesser, der Rückenbreite und der Klammerlänge unterscheiden. Da die Verarbeitungsnorm DIN 18181 eine generelle Einbindetiefe von 15 mal dem Drahtdurchmesser vorschreibt, kommt der Handwerker nicht umhin, sich mit der Klammertypen-Tabelle auseinanderzusetzen, denn jeder Klammertyp (A, B, C oder D) umfasst einen zulässigen Längenbereich.
Aus den unterschiedlichen Drahtdurchmessern ergeben sich demnach Einbindetiefen von 18 bis 23,5 mm. Über die zulässigen Längenbereiche und die eingesetzte Plattendicke sind die Klammerlängen anschließend zu ermitteln. Der Plattenhersteller Saint-Gobain Rigips hat diesen durchaus komplexen Sachverhalt im downloadbaren Dokument „Technik aktuell – Klammertechnik im Holz- und Trockenbau“ zusammengefasst.
Die Klammerabstände werden in der Verarbeitungsnorm DIN 18181 mit maximal 80 mm beschrieben. Die Randabstände werden in den Verarbeitungsempfehlungen der Hersteller dargestellt. Wichtig dabei: Die Klammerstellung, sprich der Winkel zwischen Klammerrücken und der Vertikalen, sollte zwischen 30° und 45° liegen.
Lösung mit Streifenschraubern und Klammernaglern
In Kunststoffstreifen magazinierte Schrauben lassen sich mit dem kabelgebundenen KMR Streifenschrauber und dem neuen „KMR Akku-Streifenschrauber 3371 2-Speed“ verarbeiten. 50 Schrauben pro Streifen erlauben die sehr schnelle und präzise Verarbeitung.
Für die Befestigung von Gipsplatten auf hölzernen Untergründen bietet BeA die Klammertypen 90 und 92 (beide mit einem Klammerdrahtdurchmesser von 1,2 mm), die Type 14 (Klammerdrahtdurchmesser 1,4 mm) und 16 (1,53 mm) an. Für statisch beanspruchte Beplankungen sowie für den Lastfall des dauerhaften Herausziehens bietet BeA die K Type 155 (1,55 mm) mit Europäisch Technischer Bewertung (ETA).
AutorJörg Ahrens ist als Anwendungsberater bei der Joh. Friedrich Behrens AG in Ahrensburg tätig.