Akustisch wirksame Jakobsmuschel

Die so genannte „Muschelkuppel” der neu gestalteten Sankt Jakobskirche in Nürnberg fertigte die Firma Vogl Deckensysteme an. Die Mitarbeiter, des auf ausgefallene 3D-Formteilkonstruktionen spezialisierten Unternehmens, waren schon zu Beginn der Planungsphase eingebunden.

Die Sanierungsplanung der Ende vergangenen Jahres wieder eröffneten Nürnberger St. Jakobskirche lag in Händen des ortsansässigen Architekten Roland Nörpel. Auf Grundlage seiner Planung wurden der Haupteingang, das Pilgerbüro, der kleine Saal und der große Saal mit Akustik­decke und seiner prächtigen „Muschel“, die eine Ja­kobs­muschel stili­sieren soll, saniert und neu gestaltet. Das drei­schiffige Gotteshaus – vor etwa 950 Jahren traditio­nell erbaut mit Quadern aus Nürnberger Burgsandstein – zeigt sich mit einer Innenfassade, die von gotischen bleiverglasten Rund- und Spitzbogenfenstern und Maßwerkfenstern akzentuiert wird. In einer neunmonatigen Ausbau- und Umbauphase wurden 2014 auf einer etwa 900 m² großen Fläche die denkmalgeschützten Räume des dreigeschossigen Kirchengebäudes, mit einer umwelt­freund­lichen Heizung, einem Aufzug, Sanitäranlagen und einem Saal, ausgestattet. Auftraggeber für die erforderlichen Bauarbeiten war die Kirchen­ge­mein­de Sankt Jakob zusammen mit dem Kir­chen­bau­amt der Evangelisch-Lutherischen Ge­samt­kirchen­ge­meinde Nürnberg. Die Bau­leitung oblag Gerhard Trübenbach von ibt – Inge­nieur­büro Trübenbach aus Nürnberg. 

Unterstützung während der Planungsphase

Nach der Formgebung der Konstruktion durch den Architekten in 3D wurde bereits in einer frühen Phase die Machbarkeit in Trockenbau von der Firma Vogl Deckensysteme überprüft. Armin Götzinger, Vogl-Objektberater, wirkte von der Konzeption der Muschel­kon­struktion bis zur Ausführung durch das Nürnberger Unternehmen MJM Decken- und Trenn­wandsysteme unterstützend mit.

Zur Bestimmung der millimetergenauen dreidimensionalen Konstruktion wurde vom Ingenieurbüro Oehm­ke und Herbert aus Nürnberg ein verformungsgetreues Aufmaß der bestehenden, tangierenden Bauteile erstellt. Auf der Grundlage der überarbeiteten Deckenform, die der Architekt ursprünglich entworfen hatte, erfolgte nun die konstruktive Durchbildung durch Vogl Deckensysteme.

„Gerade im Bereich Sonderformteile, wenn jedes Bauteil eine Maßanfertigung ist, freuen wir uns, wenn ein Architekt bereits in der frühen Planungsphase an uns herantritt. Wir haben ein Team von Spezialisten für genau diese Anforderung. Meine Mitarbeiter helfen bei kundenspezifischen Sonderlösungen vom leichten Stahlbau bis hin zu amorphen Formen weiter“, sagt Vertriebsleiter Olaf Thiele von Vogl Deckensysteme.

Blickfang Kuppel

So erfolgte bereits im Werk die Herstellung der mehrteiligen Sonderanfertigung. Der Monteur bekommt das Gesamtbauteil in transportable Stücke zerlegt direkt auf die Baustelle geliefert: nicht nur die komplett vorgefertigte Unterkonstruktion aus Stahl in Einzelteilen, sondern zudem auch noch die gesamte passgenaue Beplankung in Form von nummerierten Gipsplattenzuschnitten. Die Ausführung der Trockenbauarbeiten erfolgte von September bis November 2014 durch Lorenz Marzell und seinem MJM-Team. Die Kuppel in den Maßen von ~7500 b~ 4500 mm und einer Stichhöhe von 3500 mm wurde auf einer Fläche von 90 m² verbaut. Zuerst musste hierzu die mehrteilige 3D-Konstruktion mit ihren passgenauen Einzelteilen an der vorhandenen Holzkonstruktion befestigt und abgehängt werden. Im nächsten Schritt schraubten die Monteure die Beplankung aus Gipsplattenzuschnitten an. „Die Arbeit mit den ab Werk vorgefertigten Formteilen macht vieles einfacher. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. So mussten wir nur noch die genaue Positionierung finden, um die Konstruktion an das bestehende bleiverglaste Sandsteinkirchenfenster einzupassen. Nachdem alles verspachtelt war montierten wir noch die gelochte Gipskartondecke mit Schattenfuge, in die sich Revisionseinbauten mit wechselndem Licht, Lautsprecher, Medientechnik und Luftschlitzauslässe integrieren“, sagt Lorenz Marzell. „Die Parabel ähnelt in ihrer Form einer Muschel und ist zugleich eine mit dem Gleichnis verwandte Form von Literatur“, meint Nörpel.

Autorin

Carmen Groschwitz ist als freie Baufachjournalistin mit Sitz in Weigendorf unter anderem für die Zeitschrift bauhandwerk tätig.

Der Trockenbaufachmonteur bekommt das Gesamtbauteil in transportable Stücke zerlegt direkt auf die Baustelle geliefert

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