Allrad-Arbeitstier
Seit dem Frühjahr 2012 bietet die zum Daimler-Konzern gehörende Marke Fuso in Europa die neueste Generation des Nutzlasters Canter auch mit Allradantrieb an. Die bauhandwerk hatte jetzt die Möglichkeit, die Allrad-Fähigkeiten des Fuso Canter 4 x 4 in einem Steinbruch in der Nähe von Wuppertal zu testen.
Aus dem Produktionswerk im portugiesischen Tramagal rollt die 2011 erstmals vorgestellte Canter-Generation zum Einsatz auf europäischen Baustellen. Die Canter-Modelle kombinieren Kompaktheit mit hoher Nutzlast und sind deshalb, so das Herstellerversprechen, besonders wirtschaftlich. Mit diesen Eigenschaften zielt Fuso insbesondere auf Betriebe im materialintensiven Baunebengewerbe, zum Beispiel Dachdecker, Gerüstbauer oder Maurer. Und wer dabei öfters mal auf unwegsamen Baustellen unterwegs ist, für den ist der Canter mit Allrad-Antrieb von Interesse.
Verschiedene Kabinen
Ziemlich hochbeinig steht er da, unser Testwagen: Bei einer Bodenfreiheit von 185 bis 320 mm (abhängig von Radstand und Kabinenvariante) sieht es schon fast so aus, als fielen die kleinen 17,5-Zoll-Räder aus dem Radkasten. Bei dieser Höhe ist die zusätzliche Trittstufe, die den Einstieg ins Fahrerhaus erleichtert, äußerst sinnvoll. Die Einzelkabine bietet Platz für drei Personen; wer mit einem größeren Team zur Baustelle muss, kann auch die Doppelkabine mit sieben Sitzplätzen wählen. Vom Fahrersitz aus hat man eine perfekte Rundumsicht durch die tief nach unten gezogenen Fenster.
Wendiger Frontlenker
Der Canter ist ein Frontlenker und hat einen entsprechend geringen vorderen Überhang. Das Frontlenkerkonzept ist auch ein Grund für die hohe Manövrierbarkeit des kleinen Lkw: Bei einem Radstand von 3415 mm liegt der Wendekreis unseres Testwagens gerade mal bei 14,9 m. Das wissen wir zu schätzen, als wir den Canter ausparken und in Richtung Teststrecke manövrieren. Da wir die ganze Zeit im Steinbruch bleiben werden, haben wir von Anfang an den Allrad-Antrieb eingeschaltet – bei Straßenfahrten ist es allemal empfehlenswert, den 4x4-Antrieb zu deaktivieren, um überflüssigen Treibstoffverbrauch zu vermeiden.
Starker Motor
Zunächst mal geht es einfach nur eine Schotterpiste entlang. Wer es bei der eher praktisch ausgestatteten Fahrerkabine nicht schon vermutet hat, wird spätestens jetzt feststellen: Der Canter ist kein Transporter mit Komfort-Charakter: Die Schaltung ist recht robust zu bedienen, und die Federung bügelt die zahlreichen Schlaglöcher der Strecke kaum ab. Aber dafür macht der 129 kW starke Motor Spaß – er „hängt“ förmlich am Gas, und man spürt seine Leistungsreserven. Eine alternative Motorisierung ist für den 4x4-Canter nicht erhältlich. Aber das geht in Ordnung, denn trotz der vier insgesamt rund drei Tonnen schweren Radlader-Reifen, die wir auf die Ladefläche des Meiller-Kipperaufbaus gepackt haben, sind auch die ersten Hügel für den drehmomentstarken Antrieb kein Problem. Apropos Kipper: Die besondere Stärke des Canter war schon immer seine Leiterrahmen-Konstruktion. Sie verleiht dem Klein-Lkw nicht nur eine hohe Stabilität, sondern ist auch besonders aufbaufreundlich. Ein Aspekt, der bei der neusten Generation des Canter durch neue Aufbaukonsolen, weitere Nebenabtriebe und ein einheitliches Lochmuster am Rahmen noch einmal verbessert wurde.
Doch zurück zum Motor: Wir haben jetzt die erste nennenswerte Steigung erreicht. Runterschalten in den zweiten Gang und auf geht’s: Dank seines Drehmoments von 430 Nm ist diese Aufgabe kein Problem für den Canter. Dabei fährt man sogar mit einem relativ guten Umwelt-Gewissen, denn die Spitzenmotorisierung des Canter verfügt über SCR-Technik mit AdBlue-Einspritzung und entspricht damit der Euro-5-Norm. Um den Kraftstoffverbrauch weiter zu senken, verfügt unser Testwagen zudem über eine Start-Stopp-Funktion. Auch die anschließende „Talfahrt“ meistert der Canter souverän. Dafür sorgt die kraftvolle Motorbremse, und sollte das nicht reichen, kommen die robusten Trommelbremsen an Hinter- und Vorderachse zum Einsatz.
30 Prozent Steigung – kein Problem
Jetzt legen wir noch eine Schippe drauf: Vor uns liegt eine kurze, aber knackige Steigung von sicherlich 30 Prozent. Wir schalten vorsichtshalber die Differenzialsperre an der Hinterachse zu und in den ersten Gang. So hat der kleine Allrad-Lkw überhaupt keine Schwierigkeiten, den Hügel zu erklimmen.
Unser Fazit nach mehreren Testrunden im Steinbruch: Der Allrad-Canter ist ein echtes Arbeitstier. Bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 6,5 Tonnen liegt die Fahrgestell-Nutzlast bei bis zu 3735 kg. Damit kann der Kleine richtig viel transportieren. Mit seinem Allrad-Antrieb sind dabei auch unwegsame Baustellen kein Problem. Nur wenn es um Komfort geht, gibt es Punktabzug. Aber der Canter 4x4 ist eben ein Arbeitsgerät, keine Straßenlimousine.
Testfahrt im Steinbruch mit dem Fuso Canter 4 x4