Außendecken in luftiger Höhe
Für das Einrichtungshaus Hofmeister bauten die Handwerker in Sindelfingen Außendecken mit beeindruckenden Ausmaßen an Front und Seiten des Gebäudes in Trockenbautechnik. Zum Einsatz kamen hierbei witterungsbeständige Zementbauplatten.
Hofmeister ist mit insgesamt 120 000 m2 Verkaufsfläche in Bietigheim, Leonberg und Sindelfingen die größte Wohnschau in Baden-Württemberg und gehört zu den größten Einzel-Einrichtungshäusern in Deutschland. Das Haus in Sindelfingen, ein Erlebnis-Wohnzentrum mit angeschlossenem Erlebnis-Zoo-Fachmarkt, öffnete im Frühjahr 2013 seine Türen. Mit dem Neubau entstand nach Plänen des Stuttgarter Architekturbüros Esslinger Deitermann auf 40 000 m2 Verkaufsfläche ein neues, richtungsweisendes Möbelhaus, das die Philosophie des vor 120 Jahren gegründeten Familienunternehmens widerspiegelt. Das Zentrum des schlichten, an seinen Ecken gerundeten Baukörpers, bildet das elliptische Atrium, das als Mitte mit zentraler Rampenwendel aus Stahl die drei Ebenen verbindet.
Das Gebäude ist ein Stahlbetonskelettbau mit Stützen, Unterzügen und Massivdecken als Filigrandecken und teilweise mit Halbfertigteil -TT-Decken. Das Dachtragwerk führten die Handwerker als Stahlbetondach mit einer extensiven Begrünung aus, die zur Belegung mit einer Photovoltaikanlage geeignet ist. Die Fassade führten sie an den den Kunden zugewandten Seiten im Nordosten als Stahlkassetten mit profiliertem Trapezblech in einer champagnerfarbenen Metalloptik aus. Das großzügige und ausladende Vordach zeigt durch seine Höhe den zentralen Eingang mit der hinterleuchteten Glasfassade an und bietet zusammen mit dem zusätzlichen Vordach über der Ebene 0 Schutz vor Regen. Auch für Events ist der Vorplatz unter dem Vordach entlang der Haupteingangsfassade vorgesehen.
Belastung durch Wind und Witterung
Die Vordächer und Auskragungen haben die Handwerker im Erdgeschoss unterseitig bündig geschlossen, um optisch das Bauvolumen der Obergeschosse zu unterstreichen. Sie sind zum Teil starken Windlasten und Witterungseinflüssen ausgesetzt. Um diesen Anforderungen zu genügen, hatten die Architekten den Einsatz einer Zementbauplatte – witterungsbeständig, schimmelresistent und robust – bereits in der Ausschreibung definiert. Zum Einsatz kam Aquapanel Cement Board Outdoor, die zementgebundene Bauplatte von Knauf Aquapanel in Kombination mit einer verstärkten, korrosionsgeschützten Unterkonstruktion, die für die zu erwartenden Windlasten dimensioniert wurde. „Die Bauplatte ist sehr vielseitig, lässt sich biegen und formen. Außerdem ist sie sehr witterungsbeständig. Und: Man kann die Platte zu jeder Jahreszeit einsetzen, das ist ein weiterer großer Vorteil bei den heutigen Terminplänen auf dem Bau“, sagt Bauleiter Stefan Vollkommer von der mit der Ausführung beauftragen Baresel GmbH. Neben der schnellen Montage bietet die zementgebundene Bauplatte weitere Vorteile: Sie eignet sich ideal als Putzträgerplatte in hinterlüfteter oder direkt beplankter Bauweise, aber auch zur Konstruktion von Unterdecken und als Deckenbekleidung.
Die zementgebundene Bauplatte von Knauf Aquapanel ist die bislang einzige, die vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für die Bauart Unterdecken und Deckenbekleidungen im Außenbereich erhalten hat.
Statischer Nachweis für Abhängung
Die Decke auf Ebene 2 befindet sich in 13 m Höhe. Zur Aufnahme der Windlasten auf dieser Ebene war eine verstärkte Unterkonstruktion gefordert, für die drucksteife UA-Profile – gelocht, verzinkt und vor Ort mit Korrosionsschutz versehen – eingesetzt wurden. Für die Decke, die um 1,60 m abgehängt wurde, ist ein entsprechender statischer Nachweis geführt worden. Im Gegensatz zur Außendecke auf der Ebene 0, die über den Stahlbau an die Wände angeschlossen ist, wird die Außendecke Ebene 2 auch von Säulen getragen. Für den Anschluss der Säulen schnitten die Handwerker die Zementbauplatten aus, wodurch sie eine
2 cm breite Schattenfuge erreichten. Da es sich auf Ebene 2 um ein Kaltdach handelt, war kein besonderer Wärmeschutz erforderlich.
Für die umlaufenden Auskragungen auf Ebene 0 verwendeten die Handwerker ebenfalls die zementgebundene Bauplatte. Da sich direkt darüber die Verkaufsräume befinden, kam eine Dämmung aus Mineralwolle zum Einsatz.
Die Befestigung der Platten erfolgte auf korrosionsgeschützten Metallprofilen für abgehängte Decken. Für eine sichere Lösung genügte eine einlagige Beplankung mit der 900 x 1250 mm großen Platte. Diese konnten die Handwerker ohne Vorfertigung direkt auf der Unterkonstruktion befestigen. Für die Verarbeitung ist kein Spezialwerkzeug nötig, da sie durch einfaches, aus dem Trockenbau bekanntes Ritzen und Brechen abgelängt werden kann.
Rundungen direkt vor Ort
Die zum Teil anspruchsvollen Geometrien an Treppenöffnungen mit runden Schürzen konnten problemlos vor Ort umgesetzt werden: Die Zementbauplatten ermöglichen Rundungen und Wölbungen bis zu einem Radius von 1 m. Das Biegen erfolgte trocken, ohne weitere Vorbereitungen direkt auf der Baustelle. Jede einzelne Platte konnte an die jeweilige Wölbungsanforderung angepasst werden. Besondere Abdichtungen der Bauplatten waren hierbei nicht erforderlich.
Danach verspachtelte ein Team des Trockenbauunternehmens die Plattenfugen mit dem zum System gehörenden Spachtel in grau mit eingelegtem Fugenband und sorgte anschließend für eine vollflächige Verspachtelung mit dem Fugen- und Flächenspachtel des Herstellers in weiß mit vollflächiger Gewebeeinlage. Danach konnte die Decke weiß gestrichen werden. Die Außendecken auf Ebene 0, die im direkten Sichtbereich des Eingangs liegt, führten die Handwerker in erhöhter Oberflächenqualität mit Glattputz aus.
Einbau der Leuchten
In beiden Außendecken schnitten die Handwerker nach der Montage der Zementbauplatten die Öffnungen für die Leuchten ein. Für die größeren Leuchten auf Ebene 2 verwendete sie hierfür eine Stichsäge, für die kleineren Leuchten auf Ebene 0 einen Fräskopf. Anschließend konnten die Leuchten eingesetzt und durch die Klammern befestigt sowie die Blendrahmen an die Deckenoberfläche angedrückt werden. Wesentlich dabei ist, bereits bei der Planung der Leuchtenpositionen den Verlauf der Unterkonstruktion zu berücksichtigen.
Autor
Mirco Kurth ist im Verkauf Systemanwendungen bei der Firma Knauf Aquapanel in Dortmund tätig.
Die Zementbauplatten ermöglichen Rundungen und Wölbungen bis zu einem Radius von 1 m