Flexible Strukturen
Entscheider in der Industrie, Teil 1: Lafarge Gips in Oberursel

In jeder zweiten Ausgabe der BAUHANDWERK stellen wir in Zukunft mit der Serie „Entscheider in der Industrie“ die Köpfe an der Spitze eines im Handwerk bekannten Unternehmens vor. Mit Arnaud de Bérail, dem CEO von Lafarge Gips, und Ulrich Horn, dem Geschäftsführer Vertrieb & Marketing des in Oberursel ansässigen Trockenbaustoffherstellers haben wir uns auf der Baustelle des Einkaufszentrums LOOP 5 in Weiterstadt getroffen und über die Lage des Unternehmens in Zeiten der Wirtschaftskrise gesprochen. Die Führung auf der Baustelle übernahm Kurt Härtel von der Firma Lindner, die mit der Ausführung der Trockenbauarbeiten vor Ort betraut war.

„Grundsätzlich müssen wir uns den Herausforderungen der Wirtschaftskrise stellen und Antworten auf zwei wichtige Fragen parat haben“, erklärt Ulrich Horn die Vorgehensweise, von der man sich bei Lafarge Gips die besten Resultate verspricht. „Erstens: Wie verhält man sich am Markt? Und zweitens: Wie handhabt man seine Kosten?“

Auch wenn andere Branchen derzeit stärker zu leiden hätten, seien die Geschäfte der Baubranche natürlich ebenfalls durch die Krise beeinträchtigt: „Wir müssen daher das Kostenmanagement fest im Griff behalten. Für den Bausektor ist das allerdings nichts grundlegend Neues, sondern eine wiederkehrende Aufgabe, der wir uns schon seit 15 Jahren immer wieder regelmäßig stellen müssen.“

Langfristige Strategien

sind entscheidend

Maßgebliche Voraussetzung für ein effektives Kostenmanagement bei einem international operierenden Konzern wie Lafarge ist es, so Arnaud de Bérail, „die langfristige Strategie nicht durch zu kurzfristig gedachte Maßnahmen zu gefährden. Wir werden unsere Kosten jetzt jedenfalls nicht ohne Rücksicht auf Verluste runterschrauben.“

Effizienzsteigerung durch Prozessoptimierung halten die beiden Geschäftsführer für den besten Weg. Da die Transportkosten einen großen Bestandteil der letztendlichen Produktpreise ausmachen, hat Lafarge Gips zum Beispiel ein auf 18 Monate angelegtes Projekt auf den Weg gebracht, dessen Zielsetzung die Neustrukturierung der Firmenlogistik und des Supply-Chain-Managements ist. Auch in dem komplexen Preis- und Konditionensystem sieht Ulrich Horn Optimierungspotenzial: „Dieses System ist relativ kompliziert und verursacht dementsprechend einen hohen administrativen Aufwand – und damit auch Kosten, die unsere Kunden und wir durch eine Vereinfachung einsparen können.“

Gesundschrumpfen steht derzeit nicht auf dem Maßnahmenplan gegen die Krise: „Wir entlassen keine Leute, sondern nehmen stattdessen personelle Umstrukturierungen vor. Das wird ab 2010 übrigens auch im Bereich Vertrieb und Marketing der Fall sein.“

Preiszugeständnisse sind derzeit das falsche Signal

Einen Preisrutsch für Lafarge-Produkte soll es trotz verringerter Absatzmöglichkeiten ebenfalls nicht geben: „Preiszugeständnisse sind derzeit das falsche Signal. Der wirtschaftliche Druck darf nicht als Vorwand herhalten, um die Preise nach unten zu drücken.“ Horn setzt lieber auf „Nähe zum Marktpartner“ um die Kundenbindung zu festigen. „Der persönliche Kontakt ist in unserem Geschäft extrem wichtig. Auf diesem Weg kann nicht nur ein Austausch über bedeutsame Marktinformationen stattfinden. Wir können zudem die Projekte der Trockenbauer viel zielgerichteter unterstützen und gemeinsam mit ihnen im Vorfeld gestalten, indem wir unsere Produktentwicklung möglichst exakt auf den jeweiligen Bedarf der Kunden abstimmen.“

Fokus: Neuentwicklungen

„Produktinnovation nach Maß“ – mit dieser Strategie erhofft sich Lafarge Gips, Marktanteile zu sichern und dazuzugewinnen: „Wir müssen die internationale Kraft und Innovationsfähigkeit von Lafarge für unser Unternehmen nutzen. Der deutsche Wettbewerb im Bereich Gips und Gipskartonplatten ist sehr stark, deshalb muss die Position von Lafarge in Deutschland gefestigt und ausgebaut, die Marke neu positioniert werden“, erläutert de Bérail. „Früher stand Lafarge Gips eher für niedrige Preise und große Masse. Aber es gelingt uns das Image zu drehen. Lafarge Gips wird jetzt als innovativer Entwickler wahrgenommen.“ Für diesen Imagewandel sei auch die erfolgreiche Einführung neuer Produkte verantwortlich, die Lafarge Gips in den letzten Jahren auf den Markt gebracht hat. Zum Beispiel die glasvliesummantelte Spezialplatte LaHydro, die speziell in Räumen mit hoher Feuchtigkeitsbeanspruchung eingesetzt werden kann. Oder die extrem harte, mit Holzfasern verstärkte Gipsplatte LaPlura, oder die gelochte Akustikdesignplatte LaCustic …

„LaHydro haben wir jetzt seit ungefähr einem Jahr am deutschen Markt, speziell hier sehe ich auch noch ein deutliches Wachstumspotenzial“, ist sich Ulrich Horn sicher. „Unser Fokus liegt, wie Sie sehen, klar auf differenzierenden Neuentwicklungen, auf Spezialplatten und -konzepten – denn das Standardprogramm ist ohnehin bei allen Wettbewerbern vergleichbar. Da besteht wenig Chance, sich zu profilieren.“

Mit einer Prognose zur zukünftigen Entwicklung von Lafarge Gips halten sich de Bérail und Horn zurück: Wo steht Ihr Unternehmen 2010? „... schwierige Frage. Hätten Sie uns vor einem Jahr zu unserer heutigen Situation befragt, wir hätten meilenweit danebengelegen. Aber schauen Sie sich die Wirtschaftsweisen an, die müssen ihre Voraussage auch dauernd korrigieren.“

Aber wir bekommen doch noch eine Einschätzung: „Das zweite Halbjahr 2009 sehen wir durchaus optimistisch. Ab Ende 2010 kann es dann wieder aufwärts gehen. Aber der ständige Blick auf Prognosen hilft uns auch nicht weiter. Entscheidend sind nur die richtigen Maßnahmen, nämlich flexibel auf sich schnell ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren – und damit mussten wir spätestens beginnen, als der Wiedervereinigungsboom abebbte. Für die Baubranche gab es in den letzten 15 Jahren nur wenige Atempausen. Wir sind harte Zeiten gewohnt,“ so Horn.

„Langfristige Strategien nicht durch zu kurzfristig gedachte Maßnahmen gefährden“

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