Innendämmung zum Aufsprühen
Mit dem aufsprühbaren Innendämmsystem Renocell hat die österreichisch Firma Isocell ein tragfähiges,
verputzbares Wandsystem aus Zellulosefaser entwickelt. Dieses System kam bei der Innendämmung eines viergeschossigen Wohngebäudes aus den Zwanziger Jahren in Fürth zum Einsatz.
Das Sanierungsobjekt „HOC – Fürth“aus dem Jahre 1906 befindet sich an einer der direkten Einzugsstraßen von Fürth Über eine Hauseinfahrt gelangt man in einen Innenhof der durch das Rückgebäude umschlossen wird.
Dieses Rückgebäude umfasst neben dem Kellergeschoss vier Geschosse, welche über ein zentrales Stiegenhaus erschlossen werden. In allen vier Geschossebenen wurde in einer Bauzeit von zwei Wochen die Innendämmung aus Zellulose aufgesprüht, da eine Fassadendämmung aus denkmalpflegerischer Sicht nicht in Frage kam.
Arbeitsablauf
Nach dem Aufstellen der Faulenzer (Eisenstangen zum Ausrichten und Herstellen der Dämmstärke) wurde an allen Innenflächen der Außenwände eine Dämmstärke von 8 cm im Mittel aufgesprüht. Der bestehende Innenputz konnte durch die gute Haltbarkeit als Untergrund zum größten Teil verwendet werden. Somit waren ein Abschlagen des bestehenden Innenputzes und die Entsorgung nicht notwendig. Um die sanierten Fenster zu schützen wurden alle Fensterbereiche vor dem Sprühvorgang abgedeckt.
Die gesprühte Innendämmung aus Zellulose wurde noch im feuchten Zustand abgezogen, wodurch gleichzeitig eine homogene Oberfläche für das Auftragen des Innenputzes vorhanden war. Mit dem Abschluss des Innenputzes und der luftdichten Fensteranschlüsse nach DIN konnten die Fensterleibungen optisch gut eingebunden werden. Durch die einfach geschnittenen Grundrisse der Räume war ein zügiges Arbeiten möglich. Alle Geschossebenen konnten innerhalb von neun Werktagen fertig gedämmt werden. Nach einer Trocknungszeit von insgesamt vier Wochen brachten die Handwerker den zweilagigen Innenputz maschinell auf. Um einen optimalen Anschluss im Fußbodenbereich zu gewährleisten, wurde der erste Dielenbereich freigelegt, damit die überschüssige Zellulose direkt eingebracht werden konnte. Nach einer Austrocknungsphase von drei Wochen begannen die Putzarbeiten mit dem Systemputz für Innen auf einer Kalk-Zementbasis. In einem Zweilagensystem, bei dem zwischen den Lagen ein Armierungsgewebe eingearbeitet wird, wurde der Putz maschinell aufgetragen. Auf Kundenwunsch wurde auf abgerundete Leibungen verzichtet und Schutzkanten gesetzt.
Insgesamt dämmten die Handwerker rund 500 m² Wandflächen. Dabei wurden 4000 kg Zellulose, 1600 kg Leim und etwa 10 Tonnen Putz verarbeitet.
Wirkungsweise der Zellulosedämmung
Die gesprühte, verputzte Zellulosedämmung bildet ein kapillaraktives Innendämmsystem. Im Gegensatz zu Innendämmungen mit einer Dampfbremse, unterstützt die gesprühte Zellulosefaser hierbei das Trocknungspotenzial des Mauerwerks. Die hoch kapillaraktiven Fasern, die direkt aufs Mauerwerk gesprüht werden, ermöglichen die Aufnahme des ausfallenden Tauwassers in der Grenzschicht zwischen Dämmung und Mauerwerk und geben die Feuchtigkeit langsam wieder zur Rauminnenseite ab. Dadurch wird nicht nur die Schimmelbildung verhindert, sondern auch das Abtrocknen des Mauerwerks begünstigt.
Da das tragfähige, verputzbare Wandsystem aus Zellulosefasern aufgesprüht wird, kann es sich jeder Unebenheit nahtlos anpassen. So werden nicht nur Hohlräume zwischen Dämmung und Mauerwerk vermieden, es können auch jene Rundungen und „schiefen“ Oberflächen beibehalten werden, die alten Bauten ihren Charakter geben. Auf diese Weise bleibt das Mauerwerk trocken, die Oberflächentemperatur der Wand erhöht sich, und das Raumklima wird behaglicher. Durch die resultierende Verkürzung der Aufheizzeiten sinken die Heizkosten um etwa 45 bis 50 Prozent.
Diese entscheidenden bauphysikalischen Merkmale waren auch für das Architekturbüro ABB Riedenburg unter der Leitung von Michael Birnthaler ausschlaggebend. „Auf dieser Grundlage trafen wir den Entschluss, Isocell den Auftrag für die Innendämmung zu erteilen“, erklärt der Architekt. Auf die gesprühte Zellulosedämmung war er erst wenige Wochen vor der Auftragsvergabe aufmerksam geworden, als im Zuge eines Vortrages des Fraunhofer Institutes in Frankfurt über die energetische Ertüchtigung des Schloss Ensembles Wartin im Zusammenhang mit dem neuartigen Innendämmsystem berichtet wurde.
Die aufsprühbare Dämmung aus Zellulosefasern kann sich jeder Unebenheit nahtlos anpassen