Jugendbauhütte Stade: Grünholzdrechseln im Praxisseminar
Im Jugendbildungsheim des Landkreises Stade in Estorf/Hude, einem großen niedersächsischen Fachwerkhallenhaus, veranstaltete die deutsche Stiftung Denkmalschutz im September ein fünftägiges Praxisseminar. Die Teilnehmer im Alter von 18 bis 24 Jahre lernten dort unter anderem das Grünholzdrechseln. Grünholzbearbeitung ist ein neues Wort für die älteste Art, Holz zu bearbeiten. Seit der frühen Eisenzeit wird frisches „grünes“ Holz durch Spalten aufgeschlossen. Die Weiterverarbeitung erfolgt mit Beilen, Dexeln und Messern. Die im Seminar verwendete rekonstruierte Wippdrechselbank war in vergangener Zeit schon in gleicher Form bekannt. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden auf dem Lande viele Holzgegenstände noch so hergestellt.
Mit Schrotsägen abgelängt und mit Keilen, sowie Schindeleisen zu Rohlingen gespalten, formten die Teilnehmer das Holz mit Schnitzbeilen und glätteten es dann auf dem Hobelpferd mit dem Ziehmesser. An der fußbetriebenen Wippdrechselbank konnten die Werkstücke rund gedrechselt und mit Details ausgeführt werden, die mit einem heutigen Automaten kaum möglich sind. Den Freiwilligen der Jugendbauhütte ermöglichte das Seminar klassisch historische Holzwerkzeuge und deren Werkspuren kennen zu lernen. Das führte auch zu einem bewussten Verständnis des vielseitigen Baustoffs Holz. Neben den alten Handwerkstechniken lernte der Nachwuchs für die Denkmalpflege auch die heimischen Baumarten und deren traditionelle Nutzung kennen.