Klassischer Stuck, moderner Kunststoff
Die Stucktechnik ist Jahrtausende alt. Neben die klassische Herstellung von Profilen und Ornamentik sind dabei in unserer Zeit moderne Werkstoffe getreten. Die Formenvielfalt der Stuckprofile bietet den kreativen Handwerkern heute ein großes Spektrum gestalterischer Varianten.
Stuck gibt es bereits seit dem Altertum. Verwendet wurde für diese Gestaltungstechnik nicht nur Gips oder ein Gemisch aus Gips, Kalk und Sand, auch Mörtel aus Kalk und Sand wurden zum Stuckieren verarbeitet. Bereits an den Behausungen der erst vor einigen Jahren entdeckten Frühkultur in Südanatolien (um 6500 vor Christus) wurde Stuck gefunden. Auch die Völker des Zweistromlandes zwischen Euphrat und Tigris, die Sumerer und Hethiter, die Babylonier und Assyrer, kannten Stuck ebenso wie die Ägypter und die Kreter. Aus spärlichen Resten ist heute bekannt, dass die griechischen Tempel nicht nur ausgemalt, sondern auch stuckiert waren.
Die Römer eigneten sich mit vielem anderem aus der griechischen Kultur auch den Stuck an. Ein anderer Weg für den römischen Stuck reicht vom Volk der Etrusker herüber, deren Stuckkunst in ihren unterirdischen Kammergräbern nachvollzogen werden kann. Auch die christlichen Katakomben in Rom waren mit Stuck ausgestattet (Basilika Porta maggiore). Christliche Weiterführungen in der Tradition des Stuckierens finden sich in Ravenna in der Neonianischen Taufkapelle (5. Jahrhundert), in Cividale in der Kirche Santa Maria in Valle (8. Jahrhundert), sowie auch nördlich der Alpen in Gernrode in St. Cyriakus (10. Jahrhundert).
Historische Stuckherstellung
Im Mittelalter wurden zwei Gipsarten verwendet: Das so genannte Halbhydrat entsteht durch das Brennen des natürlich vorkommenden Gipses bei 120 - 190 °C. Mit Wasser angesetzt, härtet es in 20 - 30 Minuten. Die Abbindezeit lässt sich unter anderem durch die Zugabe von Kalk verzögern. Weiterhin wurde der Estrichgips verwendet, der durch das Brennen des Naturgipses bei Temperaturen über 800 °C hergestellt wird. Der mit Wasser angesetzte Estrichgips, der im Mittelalter bevorzugt wurde, hat eine Abbindezeit von bis zu 20 Stunden und kann noch nach Wochen bearbeitet werden. Er ist besonders hart und besitzt im Unterschied zum fast weißen Halbhydrat eine rötliche, bläuliche oder gräuliche Färbung. An vielen Bauten ist eine kombinierte Technik festzustellen: Neben dem freien Auftrag und der Modellierung wurde die aus der Tradition der Bildhauerei kommende Schnitztechnik angewandt. Profile stellte man her, indem durch Ziehen mit einer Schablone eine Grundform geschaffen wurde, aus der dann einzelne Motive herausgeschnitten wurden. In Sachsen, das in dieser Hinsicht gut erforscht ist, wurde im Mittelalter vorwiegend mit einem hochgebrannten Gips gearbeitet. Für figürlichen Schmuck fand hier nicht der so genannte Stuckgips, sondern der höher gebrannte Baugips Verwendung. In Italien und der Südschweiz benutzte man im 16. Jahrhundert wieder Kalkmörtel.
Materialeigenschaften und Verarbeitung
Kalkmörtel und Gips oder Gipskalkmörtel, unterscheiden sich in ihren Gestaltungsmöglichkeiten. Jedes Material führt über seine handwerklichen Eigenheiten zu anderen künstlerischen Gestaltungsformen. Stuck wird grundsätzlich aus Mörtel produziert, der sich plastisch verformen lässt. Er besteht aus den Bindemitteln Kalk und Gips, die mit Wasser und feinem Sand oder Marmormehl zu einem plastischen Brei angerührt werden. Beim Kalk sollte es sich, wie früher, stets um einen Sumpfkalk handeln. Hydraulische Kalke oder gar Zement dürfen mit Gips grundsätzlich nicht in Berührung kommen, denn sie lösen das gefürchtete Gipstreiben aus (Ettringitbildung). Beim Einsatz von industriell gebranntem Weißkalk besteht die Gefahr, dass auch er wasserbindende Stoffe enthält und hydraulisch reagiert. Je stärker und wuchtiger das Stuckprofil werden soll, desto mehr besteht die Gefahr, dass der zu dick angetragene Stuck nach dem Abbinden reißt. Deshalb wird er nach Bedarf durch Zugabe von weiteren Zuschlagstoffen und solchen Zusätzen, die auch den optischen Eindruck beeinflussen, abgemagert. Besonders kräftige Profile müssen mit Nägeln, Dübeln und Schrauben bewehrt werden. Dazu kommen zumeist auch Drähte zum Einsatz.
Oberflächengestaltung des Stucks
Stuckoberflächen können nach ihrer Applikation zusätzlich gestaltet werden, zum Beispiel mit Farben Lasuren und Blattmetallen. Als Grundierung ist dafür Schellack sehr gut geeignet. Trägt man zusätzlich noch eine Asphaltlack-Lasur auf, ergibt sich daraus ein wirkungsvoller Elfenbein-Effekt. An der Fassade sollte Stuck nicht unbedingt hart weiß gestrichen werden, da gebrochene Farbtöne in der Praxis meist besser mit den umgebenden Flächengestaltungen harmonieren. Bei mehrfarbigen Anstrichen von Stuck müssen die tiefer liegenden Teile mit einem schwach dunkleren Farbwert betont werden. Hellere tiefer liegende Farbtöne wirken dagegen farblos und blass, sie lassen die mehrfarbige Profilierung eintönig erscheinen.
Moderne Stuckelemente
Das moderne Stuckelement ist ein kostengünstiges Ausgangsprodukt für eine zeitgemäße Dekoration. Bauherren schätzen zwar die handwerkliche Kunst vergangener Zeiten, setzen aber flexibles und kostenbewusstes Handeln für Dekorationsarbeiten voraus. Die heute bekannten Produktketten – bestehend aus Gipsstuck (Echtstuck), Polystyrol oder Kunststoffstuckelementen – variieren und erzeugen ein umfangreiches Spektrum, das vielfältige Kundenwünsche abdecken kann. Die marktführenden Unternehmen liefern jede Art und Form von Profilen für verschiedene Anwendungsmöglichkeiten: Profile werden häufig zur Deckengestaltung, als Deckenabschluss oder Übergang von Wand zu Decke eingesetzt. Sie können auch durch scharfe Trennungen die Raumproportionen neu aufgliedern und so die Verhältnisse zwischen Höhe und Breite optisch verändern. Stuckprofile eignen sich ebenso zum Kaschieren offen sichtbarer Stromleitungen und Kabel oder um Lichtquellen für indirekte Beleuchtung zu verdecken
Klassische neben modernen Werkstoffen
Neben klassisch hergestellten Stuckprofilen stehen heute modern gefertigte Profile aus Polyurethanharz und schlagfesten Duromeren zur Verfügung. Die frühen Polystyrol-Zierprofile der 1970er Jahre liegen weit zurück. Die aktuellen Sortimente sind für die professionelle Anwendung geeignet. Die Profil-Industrie hat entsprechende Kunststoffe und dazu spezielle Klebematerialien entwickelt. So sind beispielsweise auch wetterfeste Stuckelemente aus hochwertigen Kunststoffen für die Verarbeitung an der Fassade erhältlich. Sie sind kleber- und anstrichfreundlich; ihre raue Oberfläche ist mit einer Putzoberfläche optisch identisch. Gestaltungen in alle Richtungen und Stilvorstellungen können innen wie außen also überzeugend realisiert werden. Die Formenvielfalt bietet den kreativen Anwendern ein großes Spektrum gestalterischer Varianten.
Hydraulische Kalke oder gar Zement dürfen mit Gips grundsätzlich nicht in Berührung kommen
Moderne Alternativen: Profile aus Polyurethanharz und schlagfesten Duromeren