bauhandwerk im Gespräch mit KIaus Fischer

Hervorgegangen aus einer schwäbischen Erfinderwerkstatt leitete Klaus Fischer, Sohn des Firmengründers Artur, 1980 die Internationalisierung der Unternehmensgruppe fischer ein. Inspiriert vom japanischen Kaizen setzte er schon früh auf eine Management-Strategie, die auf permanenter Verbesserung beruht.

Beim Stichwort „Dübel“ haben die meisten Menschen sofort das Bild des S-Dübels von fischer im Kopf. Auch die Marke mit dem markanten Logo – ein stilisierter Fisch mit dem Schriftzug „fischer“ – ist nicht nur bei Handwerkern, sondern auch bei Endkunden sehr bekannt. Befestigungstechnik = fischer lautet für Profis und Laien die gebräuchlichste Gleichung, die allerdings nur einen Teil der Wirklichkeit abbildet. Denn obwohl die Befestigungssysteme nach wie vor das wichtigste und umsatzstärkste Geschäftsfeld der Unternehmensgruppe bilden, ist das schwäbische Familienunternehmen darüber hinaus mit den Geschäftsbereichen fischer automotive systems und fischer Consulting erfolgreich. Nicht zu vergessen die Konstruktionsbaukästen von fischertechnik, mit denen kleine und große Tüftler vielfältig bauen können – von einfachen Spielautos bis hin zu funktionstüchtigen Modellen industrieller Fertigungsanlagen.

Am Anfang war der S-Dübel

Die Keimzelle für die Erfolgsgeschichte der Unternehmensgruppe bildet die Erfindung des S-Dübels aus Nylon. Zwar hatte der gelernte Schlosser Artur Fischer kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch Webstuhlschalter, Feuer­anzünder und einen Synchronblitz für Fotoapparate entwickelt, doch mit dem neuartigen Befestigungsmittel gelang ihm der Einstieg in eine Produkt­kategorie, die bis in die Gegenwart das wichtigste Geschäftsfeld bildet. Das heute bei Profis und Heimwerkern allgegenwärtige Kunststoffprodukt revolutionierte damals die Abläufe auf der Baustelle. Bis dahin war es üblich, wenn man etwas an einer Stein- oder Betonwand befestigen wollte, mit Hammer und Meißel ein Loch zu stemmen, in das ein Holzstück eingegipst wurde, in das wiederum eine Holzschraube eingedreht werden konnte. Fortan genügte es, ein Loch ins Mauerwerk zu bohren, den passenden Dübel einzuführen und ebenfalls eine Holzschraube einzudrehen. Das geht nicht nur viel schneller, sondern ist auch präziser und verursacht weniger Schmutz. Das Befestigungsmittel aus Polyamid ist darüber hinaus auch deutlich belastbarer.

Heute bilden Kunststoffdübel, die es in zahlreichen Ausführungen für ganz unterschiedliche Anwendungen gibt nur einen Teil des Geschäftsbereichs Befestigungssysteme, der nach Unternehmensangaben mehr als 14 000 Artikel umfasst. Neben den Kunststoffdübeln – die mittlerweile zum Teil auch aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt werden (greenline) oder aus zwei verschiedenen Kunststoffen bestehen und quasi intelligent das je nach Baustoff beste Funktionsprinzip aktivieren (DUOPOWER) – gehören dazu auch Schwerlastanker, Klebstoffe, Schäume, Dichtstoffe, Installationssysteme sowie Spezialbefestigungen zum Beispiel für Gerüste, Elektro- und Sanitärinstallationen oder WDV-Systeme.

Neuausrichtung durch Klaus Fischer

Seit 1980 steht Klaus Fischer, Sohn des Firmengründers Artur, an der Spitze des Unternehmens. Direkt nach dem Studium war der Diplom-Ingenieur in das Familienunternehmen eingetreten und hatte die technische Leitung übernommen. Fünf Jahre später wurde er zum Gesamtgeschäftsführer ernannt und leitete mit nicht einmal 30 Jahren eine Neuausrichtung ein, die auch im Jahr 2016 aktuell und modern wirkt und deren Grundsätze längst nicht in allen Teilen der deutschen Wirtschaft umgesetzt sind – in den 1980er Jahren müssen diese Ansätze geradezu revolutionär gewirkt haben.

So verpflichtete er nicht nur die Führungsriege, sondern alle Mitarbeiter dazu, an einem Unternehmensleitbild mitzuarbeiten das Werte definiert, die verbindlich für alle gelten. „Das ist eine Art Grundgesetz für das Unternehmen“, erläutert Klaus Fischer den Stellenwert dieser Vereinbarung, die auf den Schlagworten innovativ, eigenverantwortlich und seriös basiert und die den Handlungsrahmen sowohl für innerbetriebliche Prozesse als auch für den Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern setzt.

„Wenn die Mitarbeiter Leistung bringen sollen, dann muss die Arbeit Spaß machen“, ist Klaus Fischer überzeugt. Ein Mittel, die Mitarbeiter zu motivieren, ist die im Leitbild verankerte eigenverantwortliche Arbeitsweise, die nicht nur von Managern und Führungskräften, sondern auf allen Ebenen erwartet und praktiziert wird. Inspiriert von der japanischen Lebens- und Arbeitsphilosophie Kaizen, dem Streben nach kontinuierlicher Verbesserung, leitete Klaus Fischer eine tiefgreifende Veränderung der Betriebsabläufe ein, die dem Einzelnen mehr Gestaltungsmöglichkeiten einräumt aber auch mehr Verantwortung überträgt. Ausgangspunkt dafür war der sehr schwäbische Anspruch, Verschwendung zu vermeiden. „Jeder Mitarbeiter ist in seinem Bereich Experte, ein Unternehmer im Unternehmen. Er braucht keine Führungskraft, die ihm sagt, wie er effizienter arbeitet. Das kann er im Team am besten selber umsetzen“, erläutert Klaus Fischer das aus diesen Überlegungen resultierende „fischer ProzessSystem“ (fPS).

Verschwendung vermeiden

Diese Führungsmethode hat sich so gut bewährt, dass fPS nicht nur innerhalb der Fischerwerke allgegenwärtig ist, sondern selbst quasi zum Produkt wurde. Denn die Methode, die der Unternehmensgruppe die internationale Auszeichung „Fabrik des Jahres 2015“ bescherte, bildet auch den Kern von fischer Consulting, einer international tätigen Prozessberatung, die anderen Unternehmen, Institutionen und Behörden, gestützt und legitimiert durch die eigenen Erfolge, dabei hilft, „schlank“ zu werden. Schließlich erwirtschaftet die Unternehmensgruppe fischer nach der von Klaus Fischer ebenfalls sehr früh eingeleiteten Internationalisierung mit ihren derzeit 44 Landesgesellschaften zwar 75 Prozent des Umsatzes im Ausland, trotzdem ist die Produktivität im Stammland Deutschland dank fPS so hoch, dass die Hälfte der Produkte nach wie vor hierzulande hergestellt werden.

Mitarbeiter im Mittelpunkt

Dass die Mitarbeiter bei fischer eine große Wertschätzung genießen, wird nicht nur durch den Preis „Bester Arbeitgeber 2016“ dokumentiert, mit dem das Unternehmen kürzlich ausgezeichnet wurde, es lässt sich auch an den sozialen Leistungen wie der Firmenkantine ablesen, deren Qualitätsniveau sich von üblichen betrieblichen Verköstigungseinrichtungen derart unterscheidet, dass sie fischer intern nur als „Betriebsrestaurant“ bezeichnet wird. Viele Mitarbeiter nutzen auch gerne das werkseigene Fitnessstudio oder das Klaus Fischer Bildungszentrum, in dem man, ähnlich wie in einer Volkshochschule, Kurse zu unterschiedlichen Interessengebieten belegen kann. Kein Wunder, dass man bei fischer trotz der idyllischen Lage in Waldachtal nicht unter  Fachkräftemangel zu leiden hat. „Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital, daher investieren wir viel in die Aus- und Weiterbildung“, betont Klaus Fischer. So werden aus mehr als 850 Bewerbungen jedes Jahr nicht nur 40 Auszubildende neu eingestellt, auch die Weiterbildung der eigenen Fach- und Führungskräfte wurde so aufgestellt, dass fischer Wachstum zum großen Teil mit eigenen Kräften realisieren kann.

Autor
Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
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