Langfristige Denke
Unternehmensportrait: Remmers baut Service für Planer und Handwerker aus

Die Remmers Baustofftechnik gilt als eine der führenden Marken für Bauwerkserhaltung in Europa. Zu den Stärken des niedersächsischen Mittelständlers gehören nicht nur dessen Produkte, sondern auch leistungsfähige Logistik sowie umfassende Serviceangebote für Handwerker und Planer.

„Remmers schützt Werte am Bau“, verspricht der Produkt- und Systemlieferant schon in seinem Unternehmenslogo. Doch beschränkt sich dieser Anspruch nicht nur auf die Wirkung der eigenen Produkte, auch die Unternehmenskultur ist ein Beispiel dafür, dass eine auf langfristiges und organisches Wachstum ausgerichtete Strategie erfolgreicher sein kann, als ständig dem Zeitgeist hinterher zu hecheln. So hat sich das 1949 von Bernhard Remmers im niedersächsischen Löningen gegründete Ein-Mann-Unternehmen, das heute mehr als 1400 Mitarbeiter beschäftigt und dessen Produkte in über 30 Ländern vertrieben werden, zu einem der führenden Hersteller für bauchemische Produkte entwickelt.

Holz- und Bautenschutz

Traditionell ist das Unternehmen im Holz- und im Bautenschutz tätig, die durch je einen eigenen Geschäftsführer repräsentiert werden. Ein weiterer Geschäftsführer ist für das internationale Geschäft zuständig. An der Spitze steht mit dem geschäfts­führenden Gesellschafter Dirk Sieverding die dritte Generation der Gründerfamlie. Er zeichnet vor allem für die Forschung und Entwicklung sowie für das Marketing verantwortlich.

Getreu den drei Leitmotiven „Kontinuität, Innovation und Expansion“ wurden beide Produktbereiche stetig ausgebaut, vor allem durch die permanente Neu- und Weiterentwicklung von Produkten. Nachdem 2011 die neue Produktionsanlage für Dispersionsfarben in Betrieb ging, bildet die Eröffnung des Kompetenzzentrums Holzoberflächen vor gut einem Jahr den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung. In dem Neubau am Standort Löningen finden nicht nur Seminare der Bernhard-Remmers-Akademie sowie individuelle Schulungsveranstaltungen für Kunden und Geschäftspartner statt, es dient auch der eigenen Entwicklungsabteilung zur Erprobung neuer Produkte. Außerdem können auch Kunden dort Produkte und Anlagen testen und erhalten Hilfe bei Anpassungen oder bei der Anschaffung von Beschichtungsanlagen.

Schon früh hat man in Löningen erkannt, dass die Wirksamkeit der eigenen Produkte zu einem großen Teil von der Kompetenz derjenigen abhängt, die sie verarbeiten. So wurde 1996 in Zusammenarbeit mit Handwerksorganisationen und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Bernhard-Remmers-Akademie gegründet. Sie will mit Seminaren und Schulungen einen Austausch zwischen Wissenschaftlern, Planern, Denkmalpflegern und Handwerkern ermöglichen. Zum guten Ruf des als eigenständige Gesellschaft operierenden Instituts trägt auch der Bernhard-Remmers-Preis bei, mit dem seit 2000 herausragende handwerkliche Leistungen in der Baudenkmalpflege gewürdigt werden.

Führung mit ruhiger Hand

Und obwohl aktuell mehr als 400 Produktsysteme im Bauten-, Holz- und Bodenschutz im Programm sind und der Umsatz im Jahr 2014 auf  275 Millionen Euro geklettert ist, agiert die Remmers Baustofftechnik GmbH nach wie vor als Inhaber geführtes Unter­nehmen. Genau diese Struktur macht Remmers für Ralf Theil als Arbeitgeber so attraktiv. Seit September 2015 ist er als Geschäftsführer für den Bereich Bautenschutz verantwortlich. Zuvor hatte der gelernte Maler- und Lackierermeister in leitender Funktion bei nam­haf­ten Bauzulieferern und schließlich als Geschäfts­führer der Remmers Fachplanung gearbeitet. „Gerne nehme ich die Herausforderung an, die Herr Siever­ding mir mit dieser Aufgabe übertragen hat“, sagt Ralf Theil. Anders als in börsennotierten Konzernen werde in Inhaber geführten Unternehmen wie Remmers mit ruhiger Hand geführt und nicht nur auf Quartalsergebnisse geschielt. „Das ist ein echter Wettbewerbsvorteil, denn dadurch kann man Strategien und Konzepte umsetzen, deren Wirkung erst längerfristig sichtbar wird, die dann aber umso nachhaltiger für Erfolg sorgen“, so Theil.

Vertrieb neu strukturiert

Eine seiner ersten Maßnahmen bei Remmers in der neuen Position ist die Neustrukturierung des Vertriebs. Diese historisch gewachsene Struktur gilt es behutsam an die modernen Markterfordernisse anzupassen. „Besonders die jungen Leute wollen heute gar keine Einzelkämpfer mehr sein, sondern Teil eines Teams“, sagt Theil, der einen kooperativen Führungsstil bevorzugt. Er habe einen Paradigmenwechsel eingeleitet, hin zur Ausbildung eines Wir-Gefühls.

Das ist konsequent, schließlich wurde bereits 2011 am Stammsitz in Löningen ein modernes Logistkzentrum eingeweiht, dessen Leistungsfähigkeit 2013 mit dem European Award for Logistics Excellence ausgezeichnet wurde. Durch ausgefeilte Abläufe, die zum großen Teil von den eigenen Mitarbeitern ausgetüftelt wurden, kann sichergestellt werden, dass eingehende Bestellung in den meisten Fällen innerhalb von 24 Stunden oder weniger beim Kunden eintreffen.

Remmers Fachplanung

Neben der Umstrukturierung des Vertriebs will Ralf Theil Remmers vor allem durch den Service der Remmers Fachplanung wettbewerbsfähiger machen und gleichzeitig auch das früher eher rudimentäre Projektgeschäft stärken und ausbauen. In Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in eine eigenständige Gesellschaft überführten Bernhard Remmers Institut für Analytik (BRIfA) werden RAL-zertifizierte fachplanerische Leistungen und bauphysikalische Untersuchungen angeboten. Das Besondere: Wer diese kostenpflichtigen Leistungen in Anspruch nimmt, steht bei eventuellen späteren Rechtstreitigkeiten nicht allein da. „Üblicherweise bekommt man als Planer vom Hersteller für ein Produkt ein Musterleistungsverzeichnis ohne Anerkennung einer Haftungspflicht für den konkreten Anwendungsfall, falls etwas nicht funktionieren sollte“, erklärt Ralf Theil. Im Gegensatz dazu steht die Remmers Fachplanung verbindlich für ihre Beratung ein. Ein starkes Argument, schließlich kann für ein Planungsbüro oder einen ausführenden Handwerksbetrieb ein Rechtstreit schnell existenzbedrohend werden. Gerade beim Bauen im Bestand schafft dieser Service für alle Beteiligten eine große Sicherheit, zumal die Mitarbeiter der schon 1974 gegründeten Remmers Fachplanung ihrerseits mit anerkannten Spezialisten aus ganz Europa vernetzt sind und auf deren fachliche Expertise zurückgreifen können.

Diese kostenpflichtige Serviceleistung – das remmers consulting concept – spiegelt nach Ansicht von Ralf Theil den Bedarf an einer verbindlichen Beratungsleitung für den Planungsverantwortlichen  im Bauwesen wider: „Wichtig ist nicht das kurzfristige Geschäft. Ich ermutige die Mitarbeiter zu einer langfristigen Denke“. Nur so sei seriöses Arbeiten möglich. Gleichwohl ermögliche die engere Zusammenarbeit und Vernetzung Vorteile für Lieferanten und Planer. Eine win-win-Situation, wie man dazu neudeutsch sagt.

Autor

Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften
bauhandwerk und dach+holzbau.
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