Mitarbeitersuche 2.0

Die Suche nach neuen Mitarbeitern ist längst kein Selbstläufer mehr. Die Herausforderungen, passende Mitarbeiter zu finden, haben sich in den letzten Jahren stark verändert und sind komplexer geworden – besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, Fachkräfteengpässen und der Digitalisierung.

Im Jahr 2010 benötigten Unternehmen in Deutschland im Durchschnitt 70 Tage, um einen Arbeitsplatz neu zu besetzen – 2015 waren es bereits 85 Tage. Um diese Vakanzzeiten zu verkürzen, kommt es für die Unternehmen entscheidend auf eine gut geplante Suche an. Und dabei ist es wesentlich zu wissen, welche Wege besonders erfolgreich sind. Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt es deutlich: Neueinstellungen über Empfehlungen stehen auf dem Siegertreppchen ganz oben. Von je 100 neu eingestellten Mitarbeitern haben die Unternehmen im vergangenen Jahr 29 über Empfehlungen eigener Beschäftigter oder persönliche Kontakte gefunden. Berücksichtigt man, dass dieser Suchweg nur in jedem zweiten Fall genutzt wurde, liegt die Erfolgsquote sogar bei 59 Prozent – höher als bei allen anderen Arten der Personalsuche. Auffällig ist, dass kleine Betriebe fast doppelt so oft auf persönliche Netzwerke zur Mitarbeitergewinnung setzen wie große Firmen.

Unternehmen, die es schaffen, ihre Beschäftigten zu Unternehmensbotschaftern zu machen, eröffnen sich auf diesem Weg ein vielversprechendes Potenzial. Denn welche Werbung kann authentischer sein als die Empfehlung durch einen Freund? In diesem Zusammenhang ist auch die digitale Vernetzung der Mitarbeiter in sozialen Netzwerken von Belang. Es gibt bereits Anbieter, die mit Hilfe innovativer Technologie Unternehmen unterstützen, die richtigen Talente zu finden und ein digitales „Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter“-Programm für Unternehmen offerieren. Ein Mitarbeiter wird allerdings nur dann zum Unternehmensbotschafter, wenn er sich im Unternehmen auch wohlfühlt, gefördert und wertgeschätzt wird. (Mehr hierzu im nächsten Heft).

Position ändert sich

Unternehmen werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie selbst nun in der Position des Bewerbers sind. Herkömmliche Methoden wie Stellenanzeigen in Zeitungen haben zwar noch nicht ausgedient, entsprechen aber immer weniger dem Puls der Zeit und sind oft wenig erfolgversprechend. Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass eine erfolgreiche Personalsuche zukünftig neue und kreative Wege beschreiten muss. Die Digitalisierung ist hierbei ein willkommenes Werkzeug, das Unternehmen gezielt nutzen können, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und Bewerbungsprozesse schneller, aktueller, günstiger, rund um die Uhr und mit einer viel größeren Reichweite zu gestalten.

Online-Bewerbung ermöglichen

Eine eigene Website, auf der ein Unternehmen nicht nur seine Leistungen, sondern auch sich selbst präsentiert, ist heute ein „Muss“. Solch eine Website sollte authentisch sein und dem potenziellen Bewerber Lust darauf machen, bei genau diesem Unternehmen arbeiten zu wollen. Und noch eines muss eine solche Webseite sein: mobilfähig. Immer noch ignorieren viele Unternehmen die rasante Entwicklung der Nutzung mobiler Endgeräte (Smartphones und Tablets). Die Folge ist, dass Nutzer mobil Karriereseiten, Stellenanzeigen und Online-Bewerbungsformulare nur mit großer Mühe oder gar nicht lesen können. Firmen, die sich zügig auf mobile Endgeräte einstellen, verschaffen sich im Rekrutierungswettbewerb einen deutlichen Vorsprung.

Digitale Werkzeuge aufbauen

Das sogenannte E-Recruiting zeigt sich in vielen weiteren Facetten: Soziale Netzwerke, Podcasts, Blogs und vieles mehr. Es ist aber nicht notwendig, alle Methoden des E-Recruitings umzusetzen. Um zielgerichtet handeln zu können, geht es darum, die einzelnen Maßnahmen zu prüfen und jene auszuwählen, die am besten zum Unternehmen passen.

Auch wenn es mit Aufwand verbunden ist, digitale Rekrutierungswerkzeuge aufzubauen und zu pflegen, ist dieser Bereich für die Mitarbeitergewinnung von großer Bedeutung und wird in Zukunft immer wichtiger werden. Die Frage für Unternehmen lautet daher nicht, ob sie auf diesen bereits fahrenden Zug aufspringen, sondern wann.

Autorin
Zuzana Blazek ist Senior Researcherin im Kompetenzfeld „Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte“ am Institut der deutschen Wirtschaft Köln.
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