Onkel Tauts Farbtraum
Mit der Großsiedlung Onkel-Toms-Hütte in Berlin-Zehlendorf hat Bruno Taut Architekturgeschichte geschrieben. Unter Mitwirkung von Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg entstanden hier, am Rande des Grunewalds, Reihenhäuser und Mietwohnungen für 2200 Menschen, finanziert von der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GEHAG.
Alle Gebäude wurden als Mauerwerksbauten errichtet und mit Flachdächern, Putzfassaden sowie typisierten Bauelementen ausgestattet. Fenster, Türen und Traufbretter wurden farbig gefasst, Sockel, Lisenen und Brüstungen in Sichtmauerwerk ausgeführt. Die außergewöhnliche Farbigkeit ist das Markenzeichen der Siedlung Onkel-Toms-Hütte. Nicht umsonst trägt sie im Volksmund auch den Namen „Papageiensiedlung“.
Wesentlicher Bestandteil der Sanierung in den mehrgeschossigen Wohnhäusern in der Wilskistraße, die in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz erfolgte, war die Wiederherstellung der originalen Farbigkeit. Der raue Fassadenputz aus den 70er-Jahren überspachtelten die Handwerker entsprechend dem historischen Vorbild mit einem feinen mineralischen Glattputz. Anschließend wurde mit Keim‘schen Mineralfarben nach den historischen Bruno-Taut-Originalrezepturen gestrichen: Die weiße Südfassade der
Gebäudezeilen an der Wilskistraße kontrastiert mit den roten Klinkerlisenen, Brüstungen und dem Sockel, die zurückgesetzten Obergeschosse sind in einem leuchtenden Blau gefasst. Die Nordseite ist zart gelb, Obergeschosse und Balkone halten mit einem kräftigen Grün dagegen. Die bauzeitlichen Holzfenster und -türen wurden aufgearbeitet und in Originalfarbtönen gestrichen. Durch die dreifach variierende Farbgestaltung mit Schwarz, Weiß, Gelb und Rot wird die Gliederung der Fassaden intensiviert und bildet im Zusammenspiel einen feinen Farbklang.
Innen setzt sich diese Farbkomposition fort. Analog zu den Fassaden stellte man die Originalfarbigkeit der Treppenhäuser wieder her. Wände und Decken wurden zunächst von mehreren Schichten Dispersionsfarbe befreit, anschließend mit einer Dünnputzschicht überarbeitet und mit mineralischer Innenfarbe von Keim originalgetreu gefasst. Auch die Treppengeländer und die Innentüren zu den Wohnungen lackierten die Maler nach Bruno Tauts Farbvorgaben.