Farbenfrohes Hufeisen von Bruno Taut in Berlin
Die farbenfrohe „Hufeisensiedlung“ von Bruno Taut in Berlin hat ihre ursprüngliche Farbigkeit wieder erhalten. Gestrichen wurden die Häuser der Siedlung mit Keim’schen Mineralfarben. Die Farbenfreudigkeit Bruno Tauts ist legendär und gilt als wesentliches Merkmal seines architektonischen Erbes. Die Aufgabe, Farbe in die Stadt zu bringen, war für Taut „keine ästhetische, sondern eine ethische, da es sich darum handelt, auch den Bewohnern der scheußlichsten Mietskasernen und der traurigsten Hinterhöfe ein bescheidenes Stückchen Lebensfreude zu bringen“.
Die Hufeisensiedlung im Bezirk Neukölln, die Taut ab 1925 gemeinsam mit dem Stadtbaurat Martin Wagner und dem Gartenbauer Leberecht Migge auf den Flächen des ehemaligen Rittergutes Britz plante, war eines der ersten Projekte des sozialen Wohnungsbaus. Mit ihr wurde die Phase des Großsiedlungsbaus in Deutschland eingeleitet. Ihren Namen verdankt die Hufeisensiedlung dem markanten, rund 350 Meter langen und hufeisenförmig gebogenen Wohnriegel. Taut ließ ihn um eine Geländemulde mit einem kleinen Teich herum aufbauen. Die für Taut charakteristische Rhythmisierung der Baukörper durch Vor- und Rücksprünge und der Einsatz von Farbe als eigenständiges architektonisches Element sorgen für Individualität im einheitlichen Gesamtbild. Die „rote Front“, der dreigeschossige Mehrfamilienriegel mit flachgeneigtem Pultdach, ist in einem warmen, kräftigen Rot gehalten, die vorgezogenen Treppenhäuser und vorspringenden Eckbauten sind in einem helleren Rot-Ton ausgeführt. Die rückseitige rote Fassade wird durch weiß abgesetzte Balkone gegliedert.
Im Juli 2008 wurde die Hufeisensiedlung in die Welterbe-Liste aufgenommen. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wurden seitdem umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt. Wesentlicher Be-
standteil war die Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbildes und der originalen Farb- und Oberflächengestaltung. Schäden und dem Denkmalschutz widersprechende An- und Umbauten ließ man beseitigen. Dächer sowie Kellerdecken wurden zur energetischen Ertüchtigung denkmalgerecht gedämmt. Fenster, Türen und Balkone wurden modernisiert und in der Originalfarbe gestrichen. Der Altputz wurde mit Keim „Algizid-Plus“ gründlich nass gereinigt, an Fehlstellen ausgebessert und entsprechend dem historischen Vorbild als Madenputz überarbeitet, die Loggien dagegen glatt überputzt. Der anschließende Anstrich erfolgte mit Mineralfarben nach den historischen Bruno-Taut-Originalrezepturen in Weiß, Blau, Gelb und Rot.