Parken im Denkmal
Instandgesetzt und erweitert: Das älteste Parkhaus Deutschlands
Parkplatznot ist kein Phänomen unserer Tage: Schon Anfang des 20. Jahrhunderts – dem Beginn der Massenmotorisierung – war dies ein oft beklagter Zustand. Daher erbaute man Ende der 1920er Jahre in Halle an der Saale ein modernes Parkhaus, das mittlerweile dringend sanierungsbedürftig geworden war.
Abgestellte Autos am Straßenrand und auch mitten auf der Fahrbahn sorgten schon zu Beginn des Autozeitalters für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Mit der Erfindung des Parkhauses sollte sich das ändern: Eines der ältesten Parkgebäude in Deutschland befindet sich in Halle an der Saale. Die „Großgarage Süd“ entstand von 1927 bis 1929 nach dem Vorbild US-amerikanischer Parkhäuser jener Zeit. Der Architekt Walter Tutenberg erbaute die „Aufzugsgarage“, ein damals hochmodernes Parksystem, das mit sehr viel weniger Platz auskam als herkömmliche Rampen-Garagen. Sie verfügte über 150 Stellplätze auf vier Ebenen, die rund um den hohen Lichthof mit Glasdach und Glasfassade angeordnet waren. Ein in der Mitte des Gebäudes installierter Aufzug transportierte die Fahrzeuge in die drei höher gelegenen Ebenen und ins Kellergeschoss. Von dort rangierte sie ein Chauffeur in die rechts und links platzierten Boxen. Diese konnten vom Fahrstuhl aus angefahren oder über eine Schiebebühne erreicht werden. Das Betriebskonzept war auf eine ganzheitliche Betreuung ausgelegt, denn neben einem Wasch- und Reparaturservice gab es einen Kurierdienst, einen Frisiersalon, eine Tankstelle und Schlafgelegenheiten für die Fahrer.
Bis kurz nach der Wiedervereinigung war die Großgarage in Betrieb, doch dann legte der TÜV das marode Gebäude 1991 wegen technischer Mängel still. Von da an blieb es bis auf weiteres ungenutzt und verfiel. Erst viele Jahre später kamen erste Sanierungsbestrebungen auf. Diese sahen vor, das baugeschichtliche Parkhaus als Denkmal zu erhalten. Doch die Parkplatznot im dicht besiedelten Innenstadtgebiet der Pfännerhöhe machte einen Umbau und eine Instandsetzung der alten Parkflächen zur Nutzung für die Anlieger dringend erforderlich. Der Eigentümer Bauverein Denkmal GmbH aus Halle entschied deshalb, das Gebäude umfassend zu sanieren. Vorgabe war es, so viel historisches Bauwerk wie möglich zu erhalten. Vor allem die alte Deckenkonstruktion, die seinerzeit noch nicht in Stahlbeton, sondern in klassischer Ziegelbauweise erstellt worden war, sollte nicht verändert werden.
Hoher Sanierungsbedarf der Bausubstanz
Die Sanierung erwies sich als schwierige Aufgabe – wie die sorgfältige Bauwerksanalyse der Fachplaner von der ahrens bauplan GmbH ergab: Das Gebäude wies erhebliche Schäden an der Bausubstanz auf. Die undichten Dachflächen hatten die Konstruktion über Jahre hinweg stark beschädigt. Da die Tragfähigkeit der alten Decken zuverlässig war, konnten diese jedoch erhalten bleiben. Sie wurden instand gesetzt und mit einem zeitgemäßen Oberflächenschutz versehen. Im Zuge der Sanierungsarbeiten entfernte man den alten Aufzug und ersetzte ihn durch eine spiralförmige Rampe mit Gussasphaltfahrbahn und farbig verglasten Außenwänden, die als Zufahrt zu den Parkebenen dient. Für die Bodenfläche war ein Beschichtungssystem erforderlich, das alle Anforderungen für eine lange Nutzungsdauer und hohe Funktionalität erfüllt. Außerdem musste es sich optisch in die historischen Mauern integrieren lassen. Die ausführende Firma Epowie Bautechnik GmbH aus Eichenzell entschied sich für die Beschichtungssysteme der Sika Deutschland GmbH, die den hohen Ansprüchen dieses Instandsetzungsprojekts entsprachen.
Beschichtungssystem für lange Nutzungsdauer
Insgesamt setzten die Mitarbeiter der Epowie Bautechnik rund 3000 m2 Bodenfläche mit dem Beschichtungssystem Sika CarDeck Elastic I instand. Das einschichtige, flexible OS 11b-Aufbau-System ist nach DIN EN 1504-2 und DIN V 18026 zertifiziert und hat sich für den Schutz von Parkbauten bewährt. Der Schichtaufbau setzt sich aus Grundierung, Oberflächenschutzschicht und Versiegelung zusammen. Nach einer gründlichen Untergrundvorbereitung erhielt die Bodenfläche zunächst eine Grundierung und Egalisierung mit dem Epoxidharzbindemittel Sikafloor-156. Dieses zeichnet sich durch seine niedrige Viskosität und eine einfache Dosierbarkeit aus. Es folgte eine Egalisierung mit dem Epoxidharzbindemittel Sikafloor-161, welche die Handwerker mit Quarzsand abstreuten. Im nächsten Arbeitsschritt erhielten die Oberflächen eine Schutzschicht aus Sikafloor-350 N Elastic. Das lösemittelarme Polyurethanbindemittel ist speziell für befahrbare und rissgefährdete Flächen vorgesehen und realisiert hochelastische und flüssigkeitsdichte Beläge auf Beton oder zementösen Untergründen. Die abschließende Deckversiegelung erfolgte mit dem besonders robusten und abriebfesten Epoxidharzbindemittel Sikafloor-358. Es versiegelt abgestreute, starre sowie flexible Beschichtungen für begeh- und befahrbare Flächen im Innen- und Außenbereich.
Das Beschichtungssystem lässt sich leicht verarbeiten, ist abriebfest und chemikalienbeständig – im Parkhaus sind dies enorm wichtige Eigenschaften. Es verfügt außerdem über eine hohe dynamische Rissüberbrückung II T+V. Dadurch hält es auch einer dynamischen Wechsellastbeanspruchung durch den Fahrzeugverkehr stand und schützt die Bodenflächen wirksam bei Rissbildungen – aggressive Medien wie Tausalze können so erst gar nicht ins Bauwerk eindringen und konstruktive Elemente schädigen.
Nutzung der Parkboxen nach Abschluss der Sanierungsarbeiten
Neben den Bodenflächen erhielten auch die Wände der 18 m2 großen Parkboxen ein neues Gewand – mit Sikagard-675 W Color. Dabei handelt es sich um einen flexiblen, wasserverdünnbaren Schutzanstrich auf Acrylat-Dispersions-Basis. Er sorgt für eine ästhetische Farbgestaltung von Sichtbetonfassaden und kann auf vorhandene Beschichtungen oder direkt auf den Beton aufgetragen werden. Durch den Bau der Rampenauffahrt sind einige der alten Stellplätze für Fahrzeuge allerdings nicht mehr erreichbar. Nur die südlichen Garagenboxen sind wieder nutzbar, so dass das Parkhaus heute nur noch 88 Parkplätze besitzt. Diese stellt der Betreiber Dauermietern zur Verfügung. Die anderen Boxen werden als Archiv- bzw. Lagerräume vermietet. In einer der Parkboxen erinnert heute noch eine kleine Ausstellung an die einstige Parkgarage in der Pfännerhöhe mit Originalgegenständen wie zeitgenössischen Schildern, Lampen und Fahrstuhlteilen.
Autor
Marcus Rybarski ist im Marketing Service, Business Unit Contractors Flooring/Waterproofing bei der Sika Deutschland GmbH in Stuttgart tätig.
Das Beschichtungssystem musste sich optisch in die historischen Mauern integrieren lassen