Sanierung der Louis Lepoix Berufsschule in Baden-Baden mit einer Keramikschindelfassade

Im Rahmen der Generalsanierung der Berufsschule werden die Gebäude an moderne Standards angepasst. Zugleich bleiben gestaltprägende Elemente aus der Erbauungszeit erhalten.

Die 80er Jahre gelten in der Architektur als schwierig, in Teilen als schlimmste Zeit der Postmoderne. Allerdings hat dieses Jahrzehnt auch den einen oder anderen Youngtimer hervorgebracht, der inzwischen zwar in die Jahre gekommen, aber in jedem Fall erhaltenswürdig ist. So auch die Louis Lepoix Berufsschule, bekannt als Schulzentrum West Baden-Baden.

Das Ensemble besteht aus zahlreichen Schulformen und damit auch unterschiedlichen Schulgebäuden, die jedoch nicht als Einzelbauten erscheinen, sondern als Bestandteile einer gestalteten Landschaft. Die aufgelockerte, campusartige Bebauung ist durchzogen von Wegen und Grünflächen.

Das Schulzentrum West in Baden-Baden war das erste eigenständige Projekt eines jungen Architektenteams (Hannes Hübner, Ulrich Kohlleppel und Heinz Frassine), das dem Architekturbüro Behnisch & Partner (Olympiastadion 1972) entstammte. Hübner und seine Kollegen gingen seinerzeit als Sieger aus dem durch die Stadt Baden-Baden ausgelobten Architektenwettbewerb hervor.

Die Bauteile drei und neun werden derzeit einer Generalsanierung unterzogen, die als Modell für die Modernisierung der weiteren fünf Baukörper dienen wird, das Architektur- und Ingenieurbüro pbr Planungsbüro Rohling AG aus Stuttgart erbringt hierfür die Architekturplanung und berichtet über die einzelnen Maßnahmen. Neben der Neustrukturierung der inneren Raumorganisation erfolgt eine Fassadensanierung. Die Maßnahmen dienen dazu, die Gebäude mit Blick auf die Energieeffizienz, den Brandschutz und die bauphysikalischen Belange an aktuelle Standards anzupassen, dabei die gestaltprägenden Elemente zu erhalten.

Neue innere Organisation

„Um ein höheres Maß an Flexibilität zu ermöglichen, werden Innenwände zurückgebaut und Klassenzimmer so angeordnet und ausgestaltet, dass diese zur Abhaltung von Veranstaltungen zusammengeschaltet werden können. Überdies erfolgt die Einrichtung eines Werkstattbereichs mit 3D-Drucktechnik sowie die Modernisierung der Malerwerkstatt“, heißt es aus dem Architektenbüro.

Keramik statt Holz

Die bestehende Holzschindelfassade ist prägend für die Berufsbildende Schule. In ihrer Kleinteiligkeit und strukturellen Qualität fügt sich diese gut in das Ensemble aus lauter kleinen Gebäuden ein. Gleichwohl zeigen sich die an einer Holzkonstruktion angebrachten Holzschindeln nach inzwischen mehr als 40 Jahren der Witterung trotzend nicht mehr von ihrer besten Seite. Zahlreiche Schindeln seien abgebrochen oder hätten sich vollständig von der Fassadenkonstruktion gelöst. Zur Erneuerung der Fassade wurden unterschiedliche Fassadenmaterialien untersucht und mit dem Bauherrn sowie dem Gestaltungsbeirat der Stadt Baden-Baden abgestimmt. Dabei war die Grundvoraussetzung für die Auswahl eines neuen Materials, das äußere Erscheinungsbild der Baukörper zu erhalten.

 „Neben einer Holzfassade, ausgeführt als Stülpschalung, wurden eine Metallfassade, ausgeführt als Aluminium-Wandschindeln oder als Stahl-Wandschindeln, sowie eine Keramikfassade, ausgeführt als Schindeleindeckung, in Betracht gezogen“, berichten die Architekten. Die erneute Anbringung einer Holzschindelfassade kam für den Bauherrn aufgrund des schnell einsetzenden Alterungsprozesses, aber auch aus brandschutztechnischen Gründen nicht in Frage. Dem Aspekt der Nachhaltigkeit sollte dennoch Rechnung getragen werden, so dass die Entscheidung zugunsten der Keramikschindelfassade fiel.

Äußerst langlebig und wartungsarm, kostengünstig im Unterhalt, witterungs- und schmutzresistent, stellt die Keramikschindel ein nachhaltiges Fassadenmaterial dar, das über Struktur und Farbgebung dem Erscheinungsbild der Bestandsfassade am nächsten kommt. Die Keramikschindeln werden als vorgehängte hinterlüftete Fassade auf einer Aluminium-Unterkonstruktion angebracht. Dabei werden mehrere Schindeln zu einem Modul zusammengefügt und in die Unterkonstruktion gehängt.

 Gestaltgebende Elemente hervorheben

Im Rahmen der Modernisierung erfolgt auch die energetische Sanierung der Gebäude 3 und 9. Zum Teil werden die Fenster ausgetauscht und die Dämmung verstärkt, außerdem wird eine dezentrale Lüftungsanlage eingebracht. Die Gestaltungsidee im Innenraum sieht vor, die bestehenden gestaltgebenden Elemente hervorzuheben, während die neu eingebrachten Materialien und Einbauten in gedeckten Farben dezent in den Hintergrund rücken. Trotz erhöhter Brandschutzanforderungen können die raumprägenden Holzbinder im Gebäude 3 erhalten und sichtbar bleiben. Die Stahlkonstruktion in Gebäude 9 hingegen muss aufgrund brandschutztechnischer Belange zu großen Teilen verkleidet werden. Auch die großzügigen Fensterbänder sollen in ihrer prägnanten Form erhalten bleiben. Um künftig die Räume vor Überhitzung zu schützen, ist für die Scheddachverglasung ein außenliegender, feststehender Sonnenschutz vorgesehen. Zudem werden die Fensterbänder durch einen Aluminiumrahmen betont. (bhw/ela)

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