Schnittstelle an Sockel und Fenstern
Die Ursachen für Schäden am WDVS sind oftmals auf eine fehlerhafte beziehungsweise unzureichende Planung, Koordination oder Bauausführung an den Schnittstellen der aufeinandertreffenden Gewerke zurückzuführen. Besonders problematisch: die Dämmung des Sockels sowie Fenster- und Türanschlüsse.
Anschlüsse, die bei der Erstellung eines WDVS und bei der Ausbildung des Sockels auftreten, sind:
Sockelausbildung
Bei der Sockelausbildung kommt es vor allem im Bereich der Schnittstelle Bauwerksabdichtung/Putz beziehungsweise Dämmarbeiten zu Problemen. Noch vor der Ausführung dieser Arbeiten sollte daher abgeklärt werden, ob das Bauwerk eine fachgerechte Bauwerksabdichtung im erdberührten Bereich und am Sockel aufweist. Der Schutz des Bauwerks vor Feuchtigkeit und Wasser wird unter anderem in der DIN 18 195 „Bauwerksabdichtungen“ geregelt. Sie gilt dabei nicht für Bauwerke beziehungsweise Bauteile, die an sich schon ausreichend wasserundurchlässig sind (zum Beispiel Weiße Wannen).
Bei genutzten Flachdächern gilt neben der DIN 18 195 Teil 5 auch die Flachdachrichtlinie (Fachregel für Dächer mit Abdichtungen herausgegeben vom ZVDH und Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.). Bei nicht genutzten Flachdächern gilt die DIN 18 531 „Dachabdichtungen“ in Ergänzung mit der Flachdachrichtlinie. Die in diesen Regelwerken angegeben Abdichtungshöhen müssen unbedingt eingehalten werden. So muss beim Lastfall „Bodenfeuchte und nicht stauendes Sickerwasser“ (gemäß DIN 18 195 Teil 4) die Bauwerksabdichtung im Sockelbereich planmäßig bis 300 mm über die Geländeoberkante geführt werden. Im Endzustand darf dabei die Abdichtungshöhe von 150 mm nicht unterschritten werden. Beim Lastfall „von außen drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser“ (gemäß DIN 18 195 Teil 6) muss die Bauwerksabdichtung im Sockelbereich (wegen der Gefahr der Stauwasserbildung) sogar mindestens 300 mm über die Geländeoberkante geführt werden.
Falls der Handwerker vor Ausführung der Dämm- beziehungsweise Putzarbeiten im Sockelbereich feststellen sollte, dass keine Bauwerksabdichtung vorhanden ist oder technische Mängel an der bestehenden Abdichtung vorliegen, sollten von ihm Bedenken gemäß VOB/B § 4 (3) angemeldet werden. Denn bei einer nicht fachgerecht hergestellten Bauwerksabdichtung kann aufgrund von Kapillarwirkung Feuchtigkeit im Wandbildner nach oben steigen und sich dann im Sockelbereich anreichern. Dies kann zu einer rückseitigen Durchfeuchtung des Sockelputzes und somit zu Sockelschäden führen.
Terrassen- und Balkontüren
Besonderes Augenmerk sollte man auf eine fachgerechte Bauwerksabdichtung im Anschlussbereich von Terrassen- und Balkontüren legen. Grundsätzlich muss die Abdichtung im Bereich der Laibung und an den seitlichen Türrahmen ebenfalls mindestens 150 mm über die Geländeoberkante zu geführt werden. Falls bei Hauseingängen, Terrassentüren und Balkontüren die erforderlichen Aufkantungshöhen nicht eingehalten werden können, müssen gemäß DIN 18 195 Teil 9 besondere Maßnahmen gegen das Eindringen von Wasser oder das Hinterlaufen der Abdichtung eingeplant werden. Das können hier das Hinterfahren von Türschwellen und Türpfosten mit der Abdichtung oder der wasserdichte Anschluss der Abdichtung an die Türen mit Klemmprofilen sein. Gemäß der Flachdachrichtlinie ist eine Verringerung der Anschlusshöhen bis auf mindestens 5 cm möglich, wenn die örtlichen Verhältnisse zu jeder Zeit einen einwandfreien Wasserablauf im Türbereich sicherstellen (zum Beispiel wannenförmiger Entwässerungsrost mit unmittelbarem Anschluss an die Entwässerung).
Besonders anspruchsvoll gestaltet sich die Ausbildung von Anschlüssen bei ebenerdigen Terrassen- und Balkontüren. Diese barrierefreien Übergänge erfordern abdichtungstechnische Sonderlösungen und zusätzliche Maßnahmen (Türrahmen mit Flanschkonstruktion, Überdachungen, Gefälle der wasserführenden Ebene).
In jedem Fall sollten sich Planer und Handwerker darüber im klaren sein, dass Putzsysteme keine Abdichtungsfunktion übernehmen können. Auch eine Sockelputzabdichtung kann nicht die Funktion einer Bauwerksabdichtung übernehmen. Die Putzabdichtung ist lediglich dazu da, den Putz vor Feuchtigkeit und Nässe zu schützen.
Ausbildung von Fensteranschlüssen
Auch im Anschlussbereich des WDVS an Fenster- und Fenstertürrahmen muss vor der Ausführung der Dämmarbeiten die Vorleistung kontrolliert werden. Bei der fassadenseitigen Fensterabdichtung stellt sich oft die Frage, ob die Dämmplatten des WDVS auf bestehenden Fensteranschlussfolien aufgeklebt werden können. Vor den Dämmarbeiten sollte daher abgeklärt werden, ob die vorhandenen Fensteranschlussfolien überputzbar beziehungsweise für eine Verklebung der Dämmplatten geeignet sind. Falls dies nicht der Fall sein sollte, müssen auch hier Bedenken angemeldet werden.
Zudem sollte man im Vorfeld abklären, mit welchen Anputzleisten der Anschluss des WDVS an die Fenster beziehungsweise die Fenstertüren hergestellt werden kann. Die Wahl der entsprechenden Anputzleisten ist dabei abhängig von der Einbauposition des Fensters, der Fenstergröße und der verbauten Dämmstoffdicke. Die für den jeweiligen Anwendungsfall geeigneten Anputzleisten für das WDVS der Firma Baumit können der untenstehenden Tabelle entnommen werden.
Zusammenfassung
Bei der Anschlussausbildung zeigt sich, wie wichtig es ist, dass die an einem Bauvorhaben Beteiligten höchste Sorgfalt walten lassen und nicht nur auf die fachgerechte Ausführung ihrer eigenen Leistung achten. Besonders dann, wenn ein „Fremdgewerk“ großen Einfluss auf das eigene Gewerk hat, sollten bei erkennbaren Mängeln am Fremdgewerk noch vor Ausführung der eigenen Leistung Bedenken angemeldet werden.
Autor
Gabriel Gotovac arbeitet als Anwendungstechniker bei der Firma Baumit in Bad Hindelang.
Putzsysteme können keine Abdichtungsfunktion übernehmen
Web-Service
Hier können Sie eine Tabelle downloaden, die geeignete Anputzleisten für das WDVS von Baumit auflistet.