Fehlerhafte Anschlüsse beim Wärmedämmverbundsystem
Typische Problemzonen an WDVS-Fassaden, Teil 3
Fehlerhafte Anschlüsse entstehen bei der Montage eines WDV-Systems nicht selten zum Nachbargebäude oder zu einer Gaube hin. Auch bei Anschlussdetails wie Trittblechen bei Balkon- und Terrassentüren sowie Rollladen-Führungsschienen wird noch einiges falsch gemacht.
Der Anschluss eines WDVS an eine Dachgaube erfolgt oft mit einem „Unterschnitt“. Hierdurch wird die Wärmedämmwirkung an dieser Stelle wesentlich geschwächt. Zu solchen Ausführungsfehlern kommt es vor allem, seitdem die seitlichen Anschlüsse von Dachgauben mit einem WDV-Systemen ausgeführt werden. Dies kann viele Ursachen haben:
Zur Vermeidung grundlegender Baumängel muss der folgende Grundsatz gelten: „Abdichtungsebene = Rohbauebene“. Wenn davon abgewichen und die „Abdichtung“ (in unserem Beispiel ein Blechwinkel) auf das WDVS geführt wird, kann es zu der bereits erwähnten „Hinterläufigkeit“ (also Wasserschäden) führen, wenn nicht ein so genanntes „Z“-Profil die Abdichtungsebene zwischen Blechwinkel und Rohbauebene (Gaubenwand/Mauerwerk) herstellt. Darüber hinaus erfolgte auch der Anschluss der „dünneren“ Dämmung ohne ein „Z“-Profil. Die Unterspannbahn (Steildach) oder die Abdichtung (Flachdach) werden bei einer solchen Einbausituation häufig auf dem WDVS hochgeführt und nur durch eine Kappleiste abgedeckt. Es kommt so immer wieder zu bauphysikalischen Problemen und daraus resultierenden Feuchtigkeitsschäden.
Ähnliche Probleme, wie bei dem Anschluss des WDV-Systems an Dachgauben, finden sich auch im Anschlussbereich zu Nachbargebäuden wieder. Es stellt sich wieder die Grundsatzfrage: „Wo und wie hoch verläuft die Abdichtung?“ In dem in unserem Beispiel dargestellten Fall verläuft die Abdichtung des Daches direkt auf dem WDVS des angrenzenden Gebäudes. Auch hier gilt, dass diese Form des Anschlusses nach DIN 18195-9: 2010-04 nicht zulässig ist. Ein fachgerechter Anschluss kann sinngemäß wie beim Anschluss der Gaube an das WDV-System ausgeführt werden.
Trittbleche bei Balkon- und Terrassentüren
Vor Balkontüren werden häufig relativ dünne Fensterbleche (zum Beispiel 0,7 mm Zinkblech) zur Abdeckung der Türschwelle anstelle eines stabileren Trittblechs montiert. Dies hat zum einen eine „Verbeulung“ des Blechs zur Folge, führt aber auch dazu, dass die darunterliegende Wärmedämmung und Abdichtung beschädigt werden kann, denn das Auflager für dieses Blech stellt die Wärmedämmung selbst dar. Auch wenn diese aus extrudiertem Polystyrol-Hartschaum (XPS) besteht, ist ein Nachgeben des Blechs zu erwarten. Dies führt zu einem Eindrücken beziehungsweise einer Verschiebung der Wärmedämmung und des Bleches und kann eine Schwächung der thermischen Hülle an der Türschwelle zur Folge haben.
Über dem Türschwellenbereich eines WDVS muss ein ausreichend stabiles/dickes Trittblech angebracht werden, das nicht auf dem Dämmstoff aufliegen darf.
Rollladen-Führungsschiene mit Abdichtungsproblemen
Rollladen-Führungsschienen werden oft zu früh montiert, so dass keine Fensterbänke montiert beziehungsweise keine vernünftigen Abdichtungsaufkantungshöhen und -anschlüsse hergestellt werden können. Dies hat die gleichen Ursachen, wie beim Anschluss eines WDV-Systems an eine Dachgaube. Die Folge ist eine fehlerhafte Abdichtung des Sockelbereichs der Tür, da eine vollständige Verklebung unter Berücksichtigung der notwendigen Abdichtungsaufkantungs-höhe nicht möglich ist.
Der hier abgedruckte Beitrag erschien erstmalig in der Zeitschrift Der Bausachverständige 3/13.
Autor
Dipl.-Ing. Joachim Schulz ist geschäftsführender Gesellschafter der IGS Ingenieur-Gesellschaft Schulz und als Architekt, beratender Ingenieur und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK tätig. Als Lehrbeauftragter unterrichtete er an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin in den Bereichen Baustoffe/Bauchemie und Sichtbeton. Er ist europaweit als Bausachverständiger tätig.
Literaturhinweis von Joachim Schulz: Architektur der Bauschäden, Springer Vieweg.