Schwungvoller Auftritt
Umbau und Sanierung des Deutschen Theaters in München
Die Umbau- und Sanierungsarbeiten haben das zu Beginn dieses Jahres wieder eröffnete Deutsche Theater in München vollkommen verwandelt. Zu Recht errang die TM Ausbau GmbH mit ihren Innenausbauarbeiten im Gebäude den nationalen und Mitte Juni auch den internationalen Sieg bei der Rigips Trophy.
Das zwischen 1894 und 1896 erbaute Deutsche Theater in München gehört zu den kulturellen Wegmarken der bayerischen Landeshauptstadt. Der Zuschauersaal des prachtvollen Bauwerks im Neorokoko-Stil wurde jedoch bereits 1943 während des Zweiten Weltkriegs durch eine Fliegerbombe zerstört. Es folgte eine notdürftige Renovierung und die Wiedereröffnung im Jahr 1951, bevor Ende der 1970er-Jahre eine erneute Renovierung notwendig wurde. 2008 entschloss sich die Deutsche Theater Grund- und Hausbesitz GmbH in eine umfassende Generalsanierung der Bausubstanz sowie die Modernisierung von Sicherheits- und Haustechnik zu investieren. Während der Spielbetrieb in einen provisorischen Zeltpalast ausgelagert war, machten sich Denkmalexperten, Architekt, Raumakustiker und Trockenbauprofis an die Arbeit. Zu Beginn dieses Jahres fanden die Sanierungs- und Umbauarbeiten mit einer feierlichen Wiedereröffnung ihren Abschluss. Für ein heute visuell wie akustisch einzigartiges Theatererlebnis mitverantwortlich waren die Ausbauexperten der TM Ausbau GmbH aus Puchheim. Sie erschufen ein Meisterwerk des modernen Trockenbaus, für das sie zu Recht auf nationaler und internationaler Ebene ausgezeichnet wurden: mit dem Sieg in der Kategorie Trockenbau sowohl bei der Rigips Trophy 2013 I 2014 als auch im Rahmen der Saint-Gobain Gypsum International Trophy, die im Juni dieses Jahres in Berlin stattfand. „Wir haben Anfang 2011 mit den ersten Planungen und Umsetzungen im Deutschen Theater begonnen“, erinnert sich Martin Sedlmair, verantwortlicher Bauleiter von TM Ausbau. „Wir waren für den kompletten Trockenbau im Zuschauersaal sowie in allen Foyer-, Garderoben-, Technik- und Verwaltungsräumen des Theaters zuständig. Die für die Theaterbesucher heute wohl sichtbarsten Spuren hat unser Team sicherlich im Zuschauersaal und dem Foyer hinterlassen. Dort sind mit Blick auf die Optik, die Akustik und das Licht einzigartige Räume entstanden.“
Der erste Eindruck entscheidet ...
... auch bei Theaterbesuchern. Und so setzt bereits das Foyer des Deutschen Theaters eindrucksvolle Akzente. Lichtkanäle und dreidimensional gschwungene Deckenelemente prägen auch hier das Raumgefüge. Alles in diesem Gebäudeteil scheint zu fließen: Die angrenzenden Bauteile wie Stützenverkleidungen und Garderoben wurden ebenfalls in Trockenbauweise ausgeführt. Die Rundungen, Nischen und Ablagen erstellten die Trockenbauer mit gebogenen Glasroc F Platten. „Die dadurch entstehenden Anschlüsse der Decken an die vertikalen Bauteile haben wir mit Schattenfugen ausgeführt, um die Decken weitestgehend zu entkoppeln und so einer Rissanfälligkeit der einzelnen, extrem geformten Teilflächen entgegen zu wirken. In eindrucksvoller Erinnerung geblieben ist mir auch die Oberflächenbehandlung der Wand- und Deckenflächen im Foyer. Anders als im großen Veranstaltungssaal wurden die Oberflächen hier weiß – teilweise mit Akustikputz – ausgeführt. Die Lichtkanäle können blaues, grünes, rotes oder weißes Licht erzeugen und sorgen damit für sehr unterschiedliche Raumstimmungen. Die Illumination des Raumes erfolgt größtenteils durch diese Lichtkanäle. Das bedeutet viel Streiflicht, das auf Wände und Decken fällt. Und so haben wir die Spachtelarbeiten immer wieder unterbrochen, um bei eingeschalteter Beleuchtung die bisher bearbeiten Oberflächen zu begutachten und etwaige Unebenheiten direkt zu beseitigen. In diesen Momenten wurde vielen in unserem Team vielleicht zum ersten Mal bewusst, welche Wirkung dieses neu geschaffene Gebäudeinnere auf die künftigen Besucher haben könnte“, erzählt Martin Sedlmair.
Raumakustische Aufgabenstellung im Veranstaltungssaal
Die raumakustisch größten Herausforderungen warteten naturgemäß im zentralen Veranstaltungssaal: Für ein Raumvolumen von etwa 7300 m3 sollte eine aus-gewogene, auf musikalische Darbietungen unter Verwendung einer elektroakustischen Anlage hin ausgerichtete Akustik geschaffen werden. Die mit den raumakustischen Planungen beauftragte Müller-BBM GmbH gab für den besetzten Innenraum Nachhallzeiten von etwa Tsoll = 0,95 bis 1,05 s bei einer Frequenz von 500 bis 2000 Hz als anzustrebende Zielmarke vor. Für tiefere Frequenzen sollte eine deutliche Reduzierung der Nachhallzeiten auf Tsoll = 1,40 bis 1,50 s (125-Hz-Oktavte) erreicht werden.
Umgesetzt wurde das raumakustische Konzept unter anderem durch akustisch unterschiedlich wirksame Teilflächen von zwei übereinanderliegenden Decken in verschiedenen, planerisch vorgegebenen dreidimensionalen Höhenlinien. „Die gesamte Deckenfläche ist unterteilt in schallreflektierende und schallabsorbierende Teilflächen. Für die schallabsorbierenden Deckenbereiche haben wir zunächst eine schalldämmende Unterdecke gemäß Rigips-System 4.05.24 erstellt. Als Unterkonstruktion dienten mit Noniusabhängern an Weitspannträgern befestigte CD 60/27 Profile als Grund- und Tragprofile. An diese haben wir dann einlagig Bauplatten RB geschraubt. Davon wiederum etwa 250 mm tief abgehängt wurden dann schallabsorbierende Rigiton Lochplatten RL 8/18 mit einer 30 mm dicken Mineralfaserdämmung als Auflage. Über dem Balkon und Teilen der Rang-Sitzplätze betrug die Abhängehöhe nur etwa 100 mm. So blieb eine ausreichende Raumhöhe erhalten. Auf diese Weise wurden rund 650 m2 Deckenfläche schallabsorbierend ausgebildet“, so Martin Sedlmair.
Etwa 400 m2 schallreflektierende Deckenflächen erstellten die Mitarbeiter der TM Ausbau GmbH vor allem im vorderen Zuschauerbereich. Unter die Unterdecke hängten sie hierzu glatte Bauplatten RB (2 x 12,5 mm) mit einer Mineralwolleauflage (60 mm) ab. Als rein optische Deckenuntersicht verschraubten sie daran anschließend die Rigiton-Lochplatten.
Und es ward Licht aus Leuchtenkanälen
Montagegenauigkeit sowohl bei den Abhänge- und Unterkonstruktionen als auch bei der Ausbildung der dreidimensional geschwungenen Lochdecken erforderten die integrierten Leuchtenkanäle – eines der optischen Highlights im großen Saal. Diese Elemente fertigte die für außergewöhnliche Vorfertigungselemente bekannten Gewölbetechnik- und Ausbauspezialisten der Voringer GmbH Sie aus Rigidur H-Gipsfaserplatten vor, so dass diese vor Ort nur noch exakt eingepasst werden mussten. Besondere Erschwernis dabei: Die Lichtbänder sollten optisch nahtlos von der Decke in die Wandflächen übergehen. Die Lichtkanäle mit integrierter Beleuchtung stellen ein wesentliches Gestaltungselement dar. Rund 300 mm breit und 200 mm tief verlaufen sie bogenförmig innerhalb der Decken- und Wandverkleidungen. Etwa 113 laufende Meter durchleuchten die Deckenflächen, etwa 107 m entfallen auf die Wände. Gerade die gebogenen Geometrien der Lichtkanäle ergaben eine Reihe komplexer Herausforderungen: So gab es eine Vielzahl nicht rechtwinkliger Kreuzungspunkte. Es mussten passgenaue Übergänge in die Kanäle der vertikal angrenzenden Wandverkleidungen geschaffen werden, obwohl diese erst zu einem viel späteren Zeitpunkt montiert werden konnten. Durch die teils extreme Deckengeometrie wurden Trennfugen notwendig, die für den Zuschauer unsichtbar in den Übergang zwischen den Lichtkanälen und der Sichtdecke integriert sind. Besonders eindrucksvoll und kontrastreich wirken die Lichtkanäle heute nach Inbetriebnahme im Zusammenwirken mit den in einem dunklen Rot gestrichenen Decken- und Wandflächen.
Gut verpackte Bühnentechnik
Die Mitarbeiter der TM Ausbau GmbH montierten ebenfalls aus Rigidur H-Gipsfaserplatten die optisch ansprechende Verkleidung der Lüftungsanlage und Bühnentechnik über der Bühne. „In der Form eines überdimensionalen, radial angeordneten Kühlergrills“, wie es Martin Sedlmair beschreibt. „Dessen Abhängung erfolgte mit Stahlbauprofilen und unter Einbindung der Bühnen- und Haustechnik. Die Herausforderung bei dieser Konstruktion lag unter anderem in der hohen Oberflächengüte der schwarz beschichteten Decke. Zur Verkleidung der Lüftungsauslässe haben wir auf halbrund gefertigte Rigidur H-Formteile zurückgegriffen und alle Flächen mit dem Vario Fugenspachtel, ProMix Plus-Fertigspachtel und ProMix Finish auf Q 3-Qualität gebracht.“
Wandverkleidungen im Zuschauersaal
Die seitlichen Wandverkleidungen des Zuschauersaals erstellten die Trockenbauer als Vorsatzschalen – in unterschiedlichen Radien gebogen und zugleich vertikal um 3 Grad geneigt. „Für diese Sonderkonstruktionen mit bis zu 8 m Höhe, die wir gemeinsam mit Rigips-Fachberatern entwickelt haben, waren Standsicherheitsnachweise notwendig“, so der Bauleiter. Die Basis für die Wände bildete eine rückseitige Knaggenkonstruktion in Sandwichbauweise aus Rigidur H, darauf eine Unterkonstruktion aus Schwingbügeln und CW 50-Profilen zur Aufnahme der Resonanzabsorber, die ebenfalls in Sandwichbauweise aus Rigidur H und biegsamen Glasroc F Platten in 6 mm Dicke gefertigt wurden. Der untere, von Anpralllasten beanspruchte Wandteil wurde mit einer doppelten Lage Hartgipsplatten beplankt. Diese Leistungen überzeugten sowohl die Jury der Rigips Trophy 2013/2014 als auch die der Saint-Gobain Gypsum International Trophy.
Autoren
Martin Büsch ist Leiter Kommunikation und Marketing, Karin Melder Projektmanagerin für Messen, Events und Promotion bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf.