Trockengelegt

Obwohl sie „Natur pur“ sind, so werden sie doch selbst von ausgewiesenen Naturfreunden nur höchst ungern auf der Hausfassade gesehen: Algen und Pilze. Diese Mikroorganismen zerstören zwar im Regelfall die Bausubstanz nicht, bewirken aber, dass die Oberflächen unansehnlich schwarz-grau-grün-braun aussehen.

Ärgerlich kann das vor allem werden, wenn dies während der Dauer der Sachmangelhaftung passiert. Algen und Pilze an der Fassade sind vom Bauherren nicht immer hinzunehmen. Das LG München hat hier einen Präzedenzfall geschaffen: Algen und Schimmel bilden demnach einen wesentlichen Mangel der Werk-leistung.

Natur pur – nicht aber für Bauherren

Doch wie entsteht der mikrobielle Befall eigentlich, und wie kann man sich davor schützen? Algen- und Pilzsporen sind allgegenwärtig. Sie sind im Wasser und in der Luft vorhanden. Wind sorgt dafür, dass sie überall hingelangen. Die Mikroorganismen sind nicht wählerisch bei der Auswahl ihres Standorts, weil sie gewissermaßen Selbstversorger sind. Man kann Sie deshalb auf den unterschiedlichsten Materialien antreffen: auf glatten wie auf rauen, auf organischen wie auf anorganischen. Gestrichene oder verputzte Fassaden können ebenso befallen werden, wie Oberflächen aus Metall, Glas, Kunststoffen oder anderen Materialien. Die entscheidende Voraussetzung für das Wachstum von Algen und Pilzen ist Feuchtigkeit.

Unstrittig ist, dass mikrobieller Bewuchs an Fassaden ganz wesentlich von den kleinklimatischen Verhältnissen beeinflusst wird. Algen und Pilze treten vermehrt in der Nähe von Flüssen und Gewässern auf, da hier meist eine höhere Luftfeuchtigkeit herrscht.

Jahrelang galt die Annahme, dass Regen die Hauptursache für die Feuchtigkeit auf Fassaden ist. Es ist eine vielfach dokumentierte Tatsache, dass überall dort, wo Fassaden-Teilbereiche vom Niederschlag weitgehend verschont und damit trocken bleiben, sich in der Regel auch keine mikrobiologischen Belastungen finden. Regen ist jedoch lediglich eine der Ursachen für Feuchtigkeit auf Fassaden.

Niederschlag ist nicht die einzige Ursache

Viel kritischer als Niederschlag ist das Phänomen der Betauung, das vor allem an wärmegedämmten Fassaden auftritt und Wasser als Tröpfchen an der Oberfläche entstehen lässt. Insbesondere bei gedämmten Fassaden ist die Feuchtebelastung durch Tauwasser erheblich höher als durch Regen. Dies liegt an dem durch das Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) veränderten Wärmehaushalt der Fassade. Die Außendämmung verhindert, dass sich die Fassade von innen her erwärmen kann. Die gedämmte Oberfläche kühlt dann vor allem in der Nacht durch Abstrahlung bis zu 3° Celsius unter die Lufttemperatur ab, was zwangsläufig zu Tauwasserbildung führt.

Heute übliche WDV-Systeme haben einen dünnschichtigen hydrophoben Putzaufbau, der mangels Masse rasch betaut und vor dem Eindringen von zu viel Feuchtigkeit geschützt werden muss. Entsprechend werden Putze und Beschichtungsmaterialien hoch hydrophob (wasserabweisend) ausgerüstet. Als Folge davon bildet sich während der Tauperioden flüssiges Wasser in Form von Tropfen auf der Fassadenoberfläche, das nur sehr langsam wieder abtrocknet. In diesem länger anhaltenden feuchten Milieu finden Algen und Pilze ideale Wachstumsbedingungen. Eine biozide Ausrüstung der Produkte ist vor diesem Hintergrund heute leider unumgänglich und deshalb zum Standard geworden. Biozide töten zwar die entstehenden Mikroorganismen, waschen sich aber nach und nach ab und verlieren mit der Zeit ihre Wirksamkeit an der Fassade. Außerdem können die Stoffe so ins Erdreich und das Grundwasser gelangen.

Reduzierung der Betauung

Im Interesse einer optimalen Algenprävention muss also die Reduzierung der Betauung von Fassadenober-flächen im Vordergrund stehen. Eine alternative Lösung zur Vermeidung von mikrobiologischem Bewuchs an Fassaden wurde von Schwenk Putztechnik entwickelt. Das hydroaktive dickschichtige WDV-System Aqua Pura Vision besitzt eine gesteuerte Wasseraufnahme und -abgabe. Der dickschichtige Putzaufbau ist mit einem mineralischen Anstrich versehen. Die hydrophile Mineralfarbe saugt alle Feuchtigkeit zügig auf und verhindert so, dass sich Wassertropfen auf der Fassade ablagern. Die darunter liegenden mineralischen Putze nehmen die Feuchtigkeit auf, speichern sie und geben sie wieder ab. Der dickschichtige Armierungsputz verhindert, dass die Feuchte bis zur Dämmung eindringt. Dank des kapillaraktiven Edelputzes und der hohen Diffusionsfähigkeit der Farbe findet dann eine außergewöhnlich schnelle Rücktrocknung der aufgenommenen Feuchtigkeit statt. Auf diese Weise wird Algen und anderen Mikroorganismen die Wachstumsvoraussetzung entzogen.

Verkürzte Phasen der Tauwasserbildung

Der dickschichtige Aufbau des Systems weist zudem im Vergleich zu dünnschichtigen WDV-Systemen eine erhöhte thermische Masse auf und kühlt an der Oberfläche langsamer aus. Dieses bessere Wärmespeichervermögen gewährleistet eine Verzögerung beim Erreichen der Taupunkttemperatur. So werden die Phasen der Tauwasserbildung auf der Oberfläche deutlich verkürzt (etwa 20-25 Prozent).

Verarbeitung und Kosten

Die Untergrundvorbehandlung und die Befestigung der Dämmplatten unterscheiden sich nicht von den Arbeiten an herkömmlichen WDV-Systemen. Das Aufbringen der dickschichtigen Armierungslage (7-10 mm) stellt dagegen höhere Anforderungen an die Ausführung. Die stärkere Putzdicke muss auch bei der Detailausbildung beachtet werden, zum Beispiel bei Fensteranschlüssen und Fensterbänken. Das Herstellen des Edelputzes geht wie gewohnt vonstatten, und der zweifache Anstrich mit der Pura Mineralfarbe ist problemlos, sofern man mit den Besonderheiten von mineralischen Silikatanstrichen vertraut ist.

Das Pura System darf wegen der hydrophilen Oberfläche nicht in den Sockel geführt werden. Eine konsequente getrennte Sockelausbildung ist hier erforderlich.

Bei Pura Vision WDV-Systemen muss man mit rund 15 bis 20 Prozent Mehrkosten gegenüber einem vergleichbaren dünnschichtigen System kalkulieren. Dafür bietet das dickschichtige mineralische WDV-System den bestmöglich Schutz gegen Algen- und Pilzbewuchs auf natürliche Weise ohne Biozide.

Hoch hydrophobe Putze verlangsamen die
Trocknung der Fassade

Die schnelle Rücktrocknung entzieht Mikroorganismen den Nährboden

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