Von Raesfeld nach Venedig

Die Absolventin des Techniker-Lehrgangs „Angewandte Baudenkmalpflege und Altbauerhaltung“ an der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld Cornelia Kay wurde als Stipendiatin für einen 3-monatigen Kurs am Europäischen Ausbildungszentrum für Berufe der Denkmalpflege in Italien ausgewählt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung vergibt über den Zentralverband des Deutschen Handwerks jährlich bis zu 10 Vollstipendien zur Teilnahme am 3-monatigen Baudenkmalpflegekurs am Europäischen Ausbildungszentrum für die Berufe in der Denkmalpflege im italienischen Thiene. Für das Stipendium in der Nähe von Venedig können sich Handwerker aus den Bereichen Farbe, Stuck, Naturstein, Metall und Holz bewerben. Zugangsvoraussetzung ist – neben einer handwerklichen Ausbildung mit Abschluss als Geselle oder Meister – eine mindestens 12-monatige Erfahrung in der handwerklichen Denkmalpflege. Die gebürtige Rosenheimerin Cornelia Kay gehört zu den ausgewählten Stipendiatinnen in Deutschland. Sie hat 2014 die „Fachschule für Technik – Fachrichtung angewandte Baudenkmalpflege und Altbauerhaltung“ in der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld abgeschlossen.

Nach der Schule war sie auf der Suche nach einem Beruf mit kreativen Herausforderungen. Ein Praktikum in einem Malerbetrieb passte zu dieser Motivation. Nach der dreijährigen Lehre arbeitete sie noch ein Jahr als Gesellin und ging anschließend für ein Jahr nach Neuseeland. „Mit diesen neuen Erfahrungen ging es für mich nicht mehr zurück in den alten Beruf. Ich suchte neue Herausforderungen und eine Perspektive im erlernten Beruf. Die Suche im Internet hat mich mehrfach zu Informationen über die Schule und schließlich zur Anmeldung in Raesfeld geführt“, erzählt Cornelia Kay, die bereits für ihre erfolgreiche Gesellenprüfung in Oberbayern ein Stipendium erhalten hatte. Als Jahrgangsbeste im Maler-Innungsbezirk Rosenheim wurde ihr dafür eine Anerkennung in Form eines Gutscheins übergeben. „Das Geld habe ich in Spezialwerkzeuge für Vergoldearbeiten investiert.“

Sie hat sich beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) für das Thiene-Stipendium beworben, weil sie sich gerne im Bereich der Denkmalpflege fortbilden möchte. „Es wird heutzutage immer schwieriger, die alten Techniken und das Wissen zum Erhalten von denkmalgeschützten Objekten zu erlernen. Durch meine Technikerausbildung erhielt ich einen Einblick in die vielseitigen Bereiche der Denkmalpflege. Die Kenntnisse und meine späteren Erfahrungen auf der Baustelle zeigten mir aber auch, dass es noch sehr viel Wichtiges und Interessantes zu lernen gibt“, beschreibt sie ihre Motivation.

Durch das Thiene-Stipendium könne sie drei Monat lang bei verschiedenen erfahrenen Dozenten ihr Wissen über historische Bauweisen und Handwerkskunst erweitern und sich über Möglichkeiten zur Pflege und zum Erhalt von Denkmälern informieren. Ihr Hauptinteresse liegt besonders bei Techniken wie Marmor-Steinimitation, Graumalerei und Maserieren. „Außerdem finde ich es sehr spannend, mit Handwerkern aus anderen Nationen zusammenzutreffen und einen Einblick in die Arbeitsweise der italienischen Kollegen zu erhalten.“

Eckard Zurheide, Dozent an der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld und Jury-Mitglied für das Thiene-Stipendium, freut sich, dass Cornelia Kay ausgewählt wurde: „Mit dem Stipendium soll motivierten Handwerkern, die in ihrem erlernten Beruf bereits an denkmalpflegerischen Aufgaben mitgewirkt haben, ein weiterer Schritt in diese besondere handwerkliche Aufgabe des Umgangs mit Kulturgütern geebnet werden. Aus den eingereichten Bewerbungen hat die Jury die Begabtesten ausgewählt. Cornelia Kay gehört zweifelsfrei dazu“.

Autor
Wolfgang Ronau leitet die Öffentlichkeitsarbeit der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld.
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