Zugluft adé
Obwohl Klimaanlage oder Heizung auf Volldampf liefen, blieb das Raumklima im Kinosaal des Eden Palasts in Aachen oft unangenehm: Trockene Heizungsluft, stickige Hitze und Zugluft trübten das Kinovergnügen. Abhilfe schaffte erst eine Dämmung der komplizierten Deckenkonstruktion.
Der Eden Palast ist eines von Aachens letzten alteingesessenen Lichtspielhäusern. Das traditionsreiche Kino wurde 1937 erbaut und hat sich sein Flair trotz diverser Umbauten und Erweiterungen größtenteils erhalten. Besonders der für über 400 Personen ausgelegte Saal „Eden 1“ versprüht mit seiner nostalgischen Aufmachung und dem originalen Balkon den Charme längst vergangener Kinozeiten.
Doch ganz ungetrübt war das Kinovergnügen für die Besucher dennoch nicht. Im Sommer herrschte häufig ein stickig-schwüles Raumklima. Auch auf Höchstbetrieb gelang es der Klimaanlage nicht, das zu beheben. Im Winter lief die Heizung auf vollen Touren und dennoch blieb der Raum kühl. Schuld daran war die ungedämmte Decke des Kinos: Die warme Luft stieg auf, kühlte an der Decke herunter und fiel als unangenehme Zugluft in den Kinosaal ab. Die hohe Heizleistung führte zudem zu einer sehr trockenen Raumluft im Saal.
Vier Fliegen mit einer Klappe schlagen
Im Sommer 2014 entschieden sich die Betreiber, die CineKarree, in den Komfort ihrer Gäste zu investieren, und gaben die Dämmung der Kinodecke in Auftrag. Den Zuschlag erhielt die Raida Dämmtechnik aus Imgenbroich, etwa 30 Kilometer südlich von Aachen (siehe auch bauhandwerk 10.2015, ab Seite 61). „Wir sind lokal dafür bekannt, schwierige Dämmaufgaben zu meistern und ausgefallene Lösungen erfolgreich umzusetzen“, so Georg Raida, Inhaber des Unternehmens. Eine knifflige Aufgabe war das Projekt im Eden Palast allemal: Die Holzbalkenkonstruktion, an der die Saaldecke an relativ dicken Eisenstäben abgehängt ist, macht diese besonders kleinteilig und schwer zugänglich. Zudem ist ihre Traglast nur sehr gering, so dass die Decke zum einen nicht begehbar ist, zum anderen dadurch aber auch die Dicke der künftigen Dämmschicht eingeschränkt wird. Dennoch sollten eine durchgängige Dämmschicht hergestellt und der U-Wert der Decke deutlich verbessert werden. Gleichzeitig mussten aber auch die strengen Brandschutzauflagen des Kinos erfüllt werden. Es galt, vier Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Aufblasdämmung für Problemdecken
Für Dämmprofi Raida lag die Lösung der verschiedenen Problematiken auf der Hand. Er empfahl, die Kinodecke per Aufblasdämmung mit „Supafil Loft Plus“ von Knauf Insulation energetisch zu sanieren. Der Dämmstoff ist besonders leicht und erzielt selbst bei geringer Dicke eine bessere Dämmleistung als andere Materialien wie beispielsweise Zellulose oder Holzfaser. Zudem kann die Dämmung locker aufgeblasen werden und bildet so auch bei komplizierten Deckenkonstruktionen eine ebene Dämmschicht. Darüber hinaus besteht das Dämmmaterial aus reiner Glaswolle. Der Dämmstoff ist von Natur aus nicht brennbar und damit in die Baustoffklasse A1 eingestuft. Ein weiterer Vorteil: Für die Sanierung per Aufblasdämmung ist es nicht nötig, eine komplette Baustelle einzurichten, Lärm und Schmutz werden vermieden. Die Kinobetreiber mussten also keine Beeinträchtigung der Spielzeiten in Kauf nehmen und die Kinobesucher konnten die Filme ohne Einschränkung genießen. Schlagende Argumente, die den Inhaber der CineKarree sofort überzeugten.
Gesagt, getan: Ende September 2014 fiel der Startschuss für das Projekt, das aufgrund der baulichen Gegebenheiten eine weitere Hürde für die Raida Dämmtechnik bereithielt. Der Eden Palast ist in einen Häuserblock integriert, der straßenseitig geschlossen bebaut ist. Die Fassade des Kinos ist unwesentlich breiter als ein normales Stadthaus, dafür erstreckt sich das Gebäude sehr weit nach hinten. Zwar gibt es einen kleinen Innenhof, der aber aufgrund einer zu niedrigen Toreinfahrt nicht mit dem Lkw befahren werden kann. Fahrzeug, Einblasmaschine und Material mussten also relativ weit entfernt auf der Straße stehen bleiben. „Bis zur ersten Tür war das bereits eine Entfernung von etwa 65 m“, sagt Georg Raida. „Insgesamt benötigten wir etwa 160 m Schlauch, um die Kinodecke überhaupt zu erreichen. Um diese Distanz zu überbrücken, haben wir sieben 25-m-Stücke zusammengekoppelt und den Schlauch vom Lkw über den Bürgersteig – natürlich mit Brücken – durch den Innenhof und das Treppenhaus in das Obergeschoss gelegt. Das war aber nur möglich, da wir mit einer der leistungsstärksten Einblasmaschinen auf dem Markt arbeiten. Sonst hätten wir Maschine und Material ausladen und im Innenhof aufstellen müssen“, so Raida.
Balanceakt mit vollem Erfolg
Das Dämmen an sich ging dagegen schnell vonstatten. Die insgesamt 473 m2 Fläche waren in nur sieben Stunden energetisch saniert. „Und das obwohl wir die Leistung der Einblasmaschine aufgrund der Schlauchlänge etwas reduzieren mussten“, erklärt Raida. „Sonst wären wir wohl um eine halbe Stunde schneller gewesen. Mit einem eingespielten Team sind selbst so komplizierte Flächen wie diese eine lockere Tagesbaustelle.“ Insgesamt wurden 90 Säcke „Supafil Loft Plus“ verarbeitet, um eine 15 cm dicke Dämmschicht herzustellen. Von den Mitarbeitern verlangten die Arbeiten allerdings Trittsicherheit: Sie mussten von Balken zu Balken balancieren, um mit dem Schlauch auch wirklich jeden Quadratzentimeter der Kinodecke zu erreichen. „Das geht nur mit viel Umsicht und ohne Zeitdruck“, so Georg Raida. Der Dämmstoff konnte dabei fast überall locker aufgeblasen werden. Nur an wenigen Stellen war es nötig, ihn „feucht“ aufzubringen. „Es gab einige aufsteigende Bauteile, die mit einer Neigung von bis zu 60 Grad sehr steil waren“, erläutert Raida. „Da hätte eine einfache Aufblasdämmung nicht gehalten, das Material wäre sehr wahrscheinlich abgerutscht.“ Mithilfe einer speziellen Mischdüse wurde dem Dämmstoff daher eine Wasserglasverklebung zugeführt: Über feine Hochdruckdüsen rund um die Hauptdüse, die das Dämmmaterial leitet, wird der Kleber dabei fein verwirbelt, so dass er sich gleichmäßig mit den Glaswollefasern mischt. Der so behandelte Dämmstoff haftet dadurch problemlos und dauerhaft auch an steil geneigten Bauteilen und sorgt für eine durchgängige Dämmschicht über die gesamte Kinodecke.
Trotz der nur 15 cm dicken Dämmung gelang es, den U-Wert der Kinodecke von 3,6 W/m²K auf 0,24 W/m²K mit Holzanteil zu senken. „Wir hätten zwar gerne dicker gedämmt“, verrät Raida, „aber das Ergebnis lässt wirklich nicht zu wünschen übrig. Die Kinobetreiber und -besucher sind äußerst zufrieden. Der Dämmeffekt ist deutlich spürbar und das Raumklima wesentlich besser. Dass einiges an Energie für Heizung und Klimaanlage gespart wird, ist dann noch ein positiver Nebeneffekt.“