Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten
Eine Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten kommt vor allem dann in Frage, wenn es im Zuge von Sanierungsarbeiten neben der energetischen Verbesserung der Bausubstanz um die Beseitigung von Feuchte- und Schimmelschäden geht.
Innendämmungen verhalten sich feuchtetechnisch weit unproblematischer als die Glaser-Berechnungen es befürchten lassen. Der Hauptgrund dafür ist, dass bei einer Hintermauerung der Außenwände mit kapillar leitfähigen Baustoffen und Putzen eine eventuelle lokale Erhöhung der Feuchte hin zu verdunstungsfähigen Oberflächen verteilt wird. Zu solchen Baustoffen zählen neben Lehm- oder Porenbetonsteinen auch Kalziumsilikatplatten. Solche Platten finden vor allem bei der Schimmelpilzprophylaxe und im Brandschutz ihr Anwendungsgebiet.
Kalziumsilikatplatten als Innendämmung auf
Sandsteinmauerwerk
Im folgenden Beispiel sollte der Giebel samt Erker eines aus Sandstein erbauten Hauses mit Kalziumsilikatplatten von innen gedämmt werden. Der Hausgiebel mit seinem Erker bestand aus einem 40 cm dicken, innen nur 2,5 cm dick verputzten Sandsteinmauerwerk. Der steinerne Giebel musste selbstverständlich original erhalten werden. Daher war eine Dämmung außen mit einem WDVS nicht möglich. Um dennoch einen der EnEV angenäherten U-Wert zu erreichen, setzte der Planer eine Innendämmung aus Kalziumsilikatplatten ein, die auf dem alten Innenputz appliziert wurde. Da es sich um den Westgiebel handelt, der in besonderem Maße von Schlagregen betroffen ist, musste die innen liegende Wärmedämmung sehr genau bedacht werden. Um dem tief in den Sandstein eingedrungenen Regenwasser eine raschere Verdunstung zu ermöglichen, sollten innen nur variabel Schichten oder solche mit einem hohen Wasseraufnahmekoeffizienten angeordnet werden.
U-Wert-Berechnung und die Forderungen der EnEV
Durch eine Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten lässt sich der von der EnEV geforderte U-Wert von 0,35 W/m²K für die allgemeine Wärmedämmung von Außenwänden bei Altbauten in der Praxis mit diffusionsoffenen Baustoffen allerdings nur schwer erreichen, da die Dämmdicken auf der Innenwand 10 cm oder mehr betragen müssten. Erreichbar sind bei einer Dämmdicke von 6 cm U-Werte von 0,7 bis 0,8 W/m²K. Die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten für den Westgiebel ergab in unserem Fall für eine 6 cm dicke Innendämmung aus Kalziumsilikatplatten (Rohdichte etwa 300 kg/m³) einen U-Wert von 0,76 W/m2K. Hier kommt die zusätzliche Erleichterung der Anlage 3 Absatz 1 d der EnEV zum Tragen: Bei innenraumseitigen Dämmschichten gelten die Anforderungen in Verbindung mit der Schlagregenbeanspruchungsgruppe 1 als erfüllt, wenn der Wärmedurchgangskoeffizient des Wandaufbaus 0,84 W/(m²K) nicht überschreitet, was hier der Fall ist. Eine dickere Dämmschicht innen war wegen des Erkers in der Westwand nicht möglich. Sie hätte die Breite des Erkers zu stark beeinträchtigt und wäre auch aus bauphysikalischer Sicht nicht sinnvoll.
Verzicht auf eine Dampfsperre
Eine Dampfsperre ist für den gewählten Aufbau der Dämmung innen nach DIN 4108-3 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden gefordert, da der sd–Wert von Innendämmung und Innenputz am Westgiebel etwa 0,5 m beträgt. Diese Konstruktion benötigt jedoch keine Dampfsperre, obwohl die Anbringung einer Innendämmung immer dazu führt, dass die außerhalb der Dämmung liegenden Bauteilschichten kälter werden. Besonders im Winter könnte es daher am Übergang der Innendämmung zur Außenwand zu einer Unterschreitung der Taupunkttemperatur und infolgedessen zu Schimmelpilzbildung kommen, falls keine Austrocknung mehr erfolgen kann. Wissenschaftliche Studien hierzu haben jedoch gezeigt, dass dies beim Einsatz von Kalziumsilikatplatten wegen ihrer hohen Saugfähigkeit und ihrer Alkalität nicht zu befürchten ist. Es zeigte sich dabei auch, dass das Berechnungsverfahren nach Glaser bei solchen kapillaraktiven Dämmungen nicht einfach übernommen werden darf, weil diese größere Tauwassermengen durchaus ausgleichen können.
Korrekte Ausführung ohne Hohllagen
Außerdem muss der Handwerker darauf achten, dass es hinter der Kalziumsilikatplatte zu keinen Hohllagen kommt. Aus diesem Grunde sollten die vorhandenen Unebenheiten der zu sanierenden Bauteiloberfläche nicht größer sein als 2 mm pro Meter, um diese mit dem Plattenkleber ohne Hohllagen ausgleichen zu können. Werden im Gebäude diese Toleranzen überschritten, muss der Handwerker die entsprechende Wandteiloberfläche mit einem kapillar aktiven Kalkputz egalisieren. Das Hinterfüllen von Hohllagen durch Granulat, wie es verschiedene Hersteller empfehlen, entspricht nicht der Baustellenpraxis und lässt sich vor Ort nur schwerlich – wenn überhaupt – realisieren.
Wärmebrücken müssen besonders berücksichtigt werden
Bei Wärmebrücken handelt es sich immer um örtlich begrenzte Fehlstellen in der Wärmedämmung, die dafür sorgen, dass Wärme an dieser Stelle aus einem Bauteil abfließt. Die Temperatur auf der Oberfläche der inneren Seite der Gebäudehülle liegt an solchen Stellen deutlich niedriger als in den angrenzenden Bereichen. Wärmebrücken erhöhen den Heizenergieverbrauch, sie verschlechtern die Behaglichkeit im Raum und können in vielen Fällen eine Schädigung der Bausubstanz durch Feuchteschäden und Schimmelpilze mit sich bringen. Wärmebrücken müssen daher nach DIN EN ISO 10 211-Teil 1 und 2 bei der Innendämmung besonders berücksichtigt werden. Insbesondere muss dabei die Dämmung der Fensterlaibungen und ein wärmebrückenfreier Übergang an die Fußbodendämmung gewährleistet sein.
Folgende Wärmebrücken müssen im Zusammenhang mit einer Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten besonders beachten werden:
Mauerwerk
Dickes Mauerwerk hat in der Regel viele Hohlräume infolge alter Heizungsleitungen, anderer Maueraussparungen und insbesondere Heizkörpernischen. Auch eine Füllschicht zwischen zwei Schalen des Mauerwerks kann Hohlräume infolge von Bindemittelauswaschungen aufweisen. Diese Hohlräume und vor allem die Heizkörpernischen stellen Wärmebrücken dar. Deshalb muss man zur Berechnung des U-Werts stets die schlechtest mögliche Annahme einbringen. Das Anbringen von Kalziumsilikatplatten muss auf jeden Fall hohlraumfrei erfolgen.
Betonsturz, -decken und -pfeiler
Die Wärmeleitung ist im Beton mehr als viermal so hoch als in einem Ziegelmauerwerk. Eine Zusatzdämmung nur auf der Innenseite eines Betonpfeilers reicht nicht aus, da die Wärme dann weiterhin seitlich, etwa durch das Mauerwerk, abfließen kann. Nur durch eine durchgehende, innen die Außenwand gänzlich überziehende Wärmedämmung kann der Wärmebrückeneffekt vollständig ausgeschaltet werden. Vergleichbare Situationen liegen bei Fensterstürzen und Stahlbetondeckenauflagern vor. Die Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten muss bei solchen Wänden in ausreichender Dicke durchgehend angebracht werden.
Außenwandecken
Geometrisch bedingte Wärmebrücken entstehen dort, wo die wärmeaufnehmende Innenoberfläche kleiner als die wärmeabgebende Außenoberfläche ist. Das ist an Gebäudekanten und vor allem an Gebäudeecken der Fall. Geometrische Wärmebrücken können nicht vollständig vermieden werden. Werden die Kalziumsilikatplatten nicht passgenau zugeschnitten oder wird nicht ausreichend Kleber auf der Rückseite beziehungsweise an den Stoßfugen verwendet, entstehen Hohllagen an den Außenecken. Auf diese Weise wird ein Wiederbefall mit Schimmelpilzen auf der alten Wandoberfläche, im Eckbereich dieser Wärmebrücke, ermöglicht. Eine handwerklich einwandfreie Ausführung der Wärmedämmung an der inneren Oberfläche der Außenwand reduziert jedoch diese Auswirkung entscheidend. Nur durch eine Wandflächenbeheizung können Feuchteschäden gänzlich verhindert werden.
Fensteranschluss
Bleibt zwischen Fensterrahmen und Laibung eine nicht gedämmte Lücke, so ist der Wärmeverlust in der Fensterlaibung sehr hoch. Laibung und Rahmen bleiben kalt und werden oft feucht. Es kommt zwangsläufig zu Schimmelbildung. Deshalb muss der Handwerker auch die Fenster- beziehungsweise Türlaibungen des Außenmauerwerks fachgerecht in die Klimaplattenebene einbinden. Dafür bieten Hersteller 15 mm dicke, so genannte Laibungsplatten an. Hier ist es wichtig, die Funktionalität der Fensterelemente aufrechtzuerhalten; das heißt Fensterscharniere dürfen auf keinen Fall in den Plattenaufbau mit eingebunden und eingespachtelt werden. Dies führt nämlich dazu, dass die Fenster nicht mehr im 90°-Winkel geöffnet werden und Spachtelungen herausbrechen können. Sollen die Fenster nicht verändert werden, besteht eine gute Lösung darin, die Fensteröffnung innen rundum ebenfalls mit mindestens 3 cm Dämmstoff bis zum Fensterrahmen zu dämmen.
Innenwand-, Fußboden- und Deckenanschluss
Auch die Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten endet in der Regel an den Innenwänden. Allerdings können dort Zonen mit stark abgesenkter Oberflächentemperatur und erhöhtem Wärmeverlust entstehen. Eine gute Lösung zur Vermeidung solcher Wärmebrücken ist eine Flankendämmung auf beiden Seiten der Innenwand und an der Decke beziehungsweise am Fußboden. Der Wärmeverlust wird deutlich verringert, und kalte Zonen werden vermieden. Die Flankendämmung muss sich allerdings bis zur nächsten Innenwandkante erstrecken, will man Absätze in der Wandfläche vermeiden.
Eine bessere Lösung ist das Ersetzen der gemauerten Innenwand durch eine Trockenbauwand mit innerer Wärmedämmung. Dies ist zwar wirtschaftlich aufwendiger, garantiert aber glatte Wandflächen ohne Absätze, wie man sie in Bädern oder Küchen für die Installation braucht. Die Flankendämmung an Decken und Fußböden lässt sich freilich bei Altbauten mit Holzbalkendecken nur schwerlich ausführen. Hier sollte man zu Wärmedämmungen innerhalb der Holzbalkendecke greifen, also die Kalziumsilikatplatten zwischen die Deckenbalken einlegen.
Was Handwerker grundsätzlich beachten sollten
Grundsätzlich sollte die wärmedämmende Hülle eine Außenwand innen vollkommen lückenlos umfassen. Eine sehr gute Dämmwirkung kann man in einem alten Gebäude nicht immer konsequent einhalten. An Ausnahmestellen können daher etwas verringerte Dämmwirkungen zugelassen werden.
Der Handwerker muss darauf achten, dass es hinter der Kalziumsilikatplatte zu keinen Hohllagen kommt