Älteste Brücke Deutschlands wird saniert

Neben dem Dom ist die zwischen 1135 und 1146 erbaute, 336 m lange Steinerne Brücke das bedeutendste Kulturdenkmal der Stadt Regensburg. Mit einst 15 Pfeilern und 16 Bögen galt sie im Mittelalter als echtes Weltwunder. Seit 2010 wird das über 800 Jahre alte Bauwerk aufwendig saniert.

Die Steinerne Brücke verbindet seit über 800 Jahren die Regensburger Altstadt mit dem heutigen Stadtteil Stadtamhof auf der gegenüberliegenden Donauseite. Unter Kaiser Barbarossa war sie sogar Ausgangspunkt zweier Kreuzzüge. Zerstörungen durch Kriege und Hochwasser haben der eindrucksvollen Brücke über Jahrhunderte hinweg zugesetzt. So ist von ehemals drei Brückentürmen heute nur noch der Turm des Brückentors auf der Altstadtseite erhalten. Nach der Sprengung mehrerer Bögen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs beauftragte die Stadt in den 1950er und 1960er Jahren die Erneuerung der gesprengten Bögen und sorgte so für die Standsicherheit der Pfeiler. In den letzten Jahrzehnten führten die zunehmende Verkehrsbelastung, eine unzureichende Entwässerung und die fehlende Abdichtung zu gravierenden Schäden am Natursteinmauerwerk. Die Brücke musste zeitweise sogar für den Kraftfahrverkehr völlig gesperrt werden.

Abdichtungskonzept für eine
historische Natursteinbrücke

Für die laufende Instandsetzung haben eine sichere Abdichtung sowie eine gut funktionierende Entwässe­rung – vor allem zum Schutz vor eindringendem Niederschlagswasser – höchste Priorität. Gemeinsam mit den Abdichtungsspezialisten der Max Bögl Bauun­ter­nehmung aus Neumarkt, die mit der Ausführung der Instandsetzungsarbeiten beauftrag ist, erarbeitete die Firma Sika Deutschland ein technisches Konzept und legte Probeflächen zur Beurteilung der Abdichtung an. Nach Prüfung zweier Abdichtungsvarianten entschied sich der Bauherr – das Tiefbauamt der Stadt Regensburg – in Absprache mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege für den Einbau einer hochelastischen Spritzabdichtung aus einem 2-Komponenten-Harz auf Polyurethan-Basis. Diese Abdichtung wird nach Stabilisierung und Ausgleich des Füllmauerwerks mit Hochdruckspritzmaschinen auf eine zuvor sandgestrahlte Trägerschicht aus Gussasphalt aufgebracht. Entscheidend für die Nachhaltigkeit der Instandsetzungsarbeiten ist die vollständige Abdichtung des Mauerwerks gegen Feuchtigkeit und die zügige Ableitung des Oberflächenwassers über den neuen Brückenbelag in die Einläufe und Wasserspeier.

Instandsetzung in vier Bauabschnitten

Aufgrund des umfangreichen Sanierungsaufwands ist die Ausführung der Arbeiten in vier Bauabschnitte aufgeteilt. Die ersten Brückenbögen wurden bereits im Herbst 2013 instand gesetzt. Schrittweise folgen die weiteren Bauabschnitte. Die Fertigstellung ist bis 2017 geplant. Jeder Bauabschnitt beginnt mit dem Rückbau des Brückenoberbaus, der die Brüstung, den Fahrbahnaufbau aus Pflaster- und Magerbeton sowie die Leitungen bis zum Füllmauerwerk umfasst. Anschließend folgen die Bogensicherung sowie die Instandsetzung von Bögen und Stirnmauerwerk. Dann werden beschädigte Bereiche im Füllmauerwerk ausgetauscht und die Abdichtungsebene hergestellt. Gemäß ZTV-ING für Betonfahrbahntafeln im Brückenbau wird nun das Grundierharz „Sikagard-186“ auf­gebracht, das für einen sicheren Porenschluss der Betonunterlage sorgt. Als elastische und rissüberbrückende Dichtungsschicht dient im Anschluss der schnell reagierende, zweikomponentige Flüssigkunststoff „Sikalastic-821 LV“. Ein abschließender Anstrich mit der schnelltrocknenden Harz-Kautschuk-Kombination „Sikalastic-823“ sorgt für eine sichere, gut haftende Verbindungsschicht zwischen Flüssigkunststoff und Gussasphalt. Sobald die Abdichtung auf der Betonfläche ausgehärtet ist, wird die neue Brückenoberfläche mit Granitplattenbelag, Brüstung und Beleuchtung fertiggestellt.

Durch die Sanierungsarbeiten erhält das hauptsächlich aus Kalkstein und Grünsandstein bestehende Brückenbauwerk einen sicheren und dauerhaften Schutz vor eindringendem Wasser. Die laufende Sanierung trägt entscheidend dazu bei, dass die historische Steinerne Brücke in Regensburg auch in den kommenden Jahrhunderten ein einzigartiges Wahrzeichen und Kulturdenkmal der Stadt Regensburg bleiben wird.

Autor
Reiner Erdmann ist als Key Account Manager Konstruktiver Ingenieurbau bei der Firma Sika Deutschland GmbH in Stuttgart tätig.
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