Baustellen-Praxistest: „Cat S40 Rugged Smartphone“
Das „Cat S40“ lässt sich mit Handschuhen und nassen Fingern bedienen, es übersteht Stürze auf Beton und ist vor Wasser und Staub geschützt. Gleichzeitig soll das neue Mobiltelefon die Erwartungen der Nutzer an ein modernes Smartphone erfüllen. Leser und Redaktion der bauhandwerk haben das Gerät getestet. Mit Videos!
Die Benutzung von mobilen Kommunikationsmitteln ist für die meisten Menschen zu einer Selbstverständlichkeit geworden – nicht nur im Privatleben, sondern auch auf der Arbeit. Dabei geht es heute nicht mehr nur um die telefonische Erreichbarkeit, auch der Austausch von E-Mails oder die Recherche im Internet wird von unterwegs erledigt. Geschäftsreisende buchen Hotelübernachtung sowie Flug- oder Zugtickets oder verwenden das Smartphone, um sich in einer fremden Stadt zurecht zu finden. Viele Handwerksunternehmen nutzen das Handy zur Arbeitszeiterfassung ihrer Mitarbeiter, oder um mit der eingebauten Kamera Baustellen zu dokumentieren, oder um sich Notizen zu machen. Doch die meisten handelsüblichen Smartphones sind mit den Anforderungen, die Handwerker an sie stellen, überfordert: Was im Büro, auf der Geschäftsreise, im Sakko oder in der Aktentasche tadellos funktioniert, taugt noch lange nicht für den Einsatz in der Werkstatt oder auf der Baustelle. In den Taschen von Handwerkern sammeln sich Staub- und Schmutzpartikel, die das Display zerkratzen oder sich in Öffnungen setzen, Spritzwasser oder Stürze führen oft zum Totalversagen der empfindlichen Geräte.
Der Hersteller Bullitt Mobile hat sich auf die Entwicklung von robusten mobilen Endgeräten spezialisiert, die unter der Marke „CAT“ vertrieben werden. Das neueste Modell, das „Cat S40“ haben wir in der Redaktion auf Herz und Nieren getestet und mit auf die Baustelle genommen. Außerdem haben fünf Leser je ein Exemplar erhalten, um es unter realen Bedingungen im Arbeitsalltag auszuprobieren. Die Bewertungen fallen sehr differenziert aus: Während sich das „S40“ in Punkto Robustheit und Baustellentauglichkeit keine Blöße gibt, überzeugen die „normalen“ Smartphone-Eigenschaften nicht auf ganzer Linie.
Unverwüstlich wie eine Planierraupe
Bei der Marke Caterpillar denkt man zunächst an riesige und unverwüstliche Baumaschinen wie Planierraupen, Bagger und Muldenkipper. Von diesem Image will auch das in Lizenz hergestellte „Cat S40“ profitieren. Tatsächlich zeichnet sich das „Rugged Smartphone“ durch eine sehr robuste Bauweise aus. Das Gehäuse besteht aus einem soliden Aluminiumrahmen, der oben, unten und an der Rückseite mit Gummi gegen Stöße geschützt ist. Die abgerundeten Ecken ertragen harte Schläge besser als übliche Gehäuseformen, und das „Gorilla Glass“ der neuesten Generation schützt das Display zuverlässig vor Kratzern oder Rissen. Alle Öffnungen wie Lautsprecher, Mikrofone, Kameras und Bedienelemente sind wasserdicht ausgeführt, Kopfhörer- und USB-Anschluss sowie das Fach für die SD-Karte und die SIM-Karten werden durch wasserdicht schließende Klappen geschützt. Sind diese nicht korrekt verschlossen, erscheint auf dem Bildschirm eine Warnung sowie eine Anleitung zur Behebung das Problems.
Baustellentauglich
Tatsächlich hält das „S40“ in Punkto Robustheit, was der Hersteller verspricht. Das haben alle Tester bestätigt. „Hat alles ausgehalten“, bestätigt Zimmerermeister Markus Vollmer von der Firma Vorderwisch aus Gütersloh. Auch Malermeister Jürgen Wittrowski hat den Sturztest gemacht und das Handy bei Schleifarbeiten großen Staubbelastungen ausgesetzt. Im Gegensatz zu seinem „iPhone 5s“, das bei der Arbeit schon zweimal kaputt gegangen sei, hielt das „S40“ diesen Anforderungen klaglos stand. Auch die Redaktion der bauhandwerk hat das Smartphone mehrfach aus 1,80 m auf Beton und in eine mit Wasser gefüllte Mörtelwanne fallen lassen, ohne dass es zu sichtbaren Beschädigungen oder gar zum Ausfall gekommen wäre. Ich selbst habe das „S40“ im Urlaub sogar problemlos beim Schnorcheln als Unterwasserkamera missbraucht. Zwar hatte der Autofokus bei dieser nicht vorgesehenen Einsatzmöglichkeit Schwierigkeiten, das Motiv scharf zu stellen, das Handy blieb aber dicht, und die Salzrückstände des Meerwassers ließen sich unter dem Wasserhahn abspülen.
Auch die Bedienung mit Handschuhen, ein wichtiges Kriterium nicht nur für Handwerker, sondern auch für Outdoorsportler, war problemlos, sofern im Menü der Handschuhmodus ausgewählt war. Diese Einstellung hat allerdings den Nachteil, dass dann eine Bedienung ohne Handschuhe praktisch nicht mehr möglich ist, weil das Display zu empfindlich reagiert. Hier wäre es hilfreich, wenn man den Modus mit der programmierbaren Taste wechseln könnte, was aber leider nicht vorgesehen ist.
Insgesamt kann man dem „S40“ ausgezeichnete Baustellentauglichkeit attestieren. Man muss sich schon wirklich sehr ungeschickt, um nicht zu sagen doof anstellen, um dieses Smartphone zu zerstören. Zwar erfüllen Schutzhüllen für normale Smartphones auch ihren Zweck, die „eingebaute“ Staub- und Wasserdichtigkeit (IP 68) sowie Stoßfestigkeit ist aber zuverlässiger und bequemer als Nachrüstlösungen. Auch an der Bedienbarkeit mit nassen Fingern oder Handschuhen und an der Ablesbarkeit des Displays bei Helligkeit gibt es wenig auszusetzen. Da das „S40“ mit vollem Akku locker über den Tag kommt – in der Regel haben unsere Tester das Handy nur alle zwei bis drei Tage ans Ladegerät gehängt – könnte man in dieser Disziplin die volle Punktzahl vergeben, gäbe es da nicht die Einschränkung bei der Sprachqualität beim Telefon. Wahrscheinlich eine unerwünschte aber technisch notwendige Nebenwirkung der wassergeschützten Lautsprecher und Mikrofone.
Verbindungsfreudig
Eine deutlich größere Spreizung der Testergebnisse gab es bei der Beurteilung der normalen Smartphonefunktionen. Von totaler Begeisterung und uneingeschränkter Kaufempfehlung bis hin zu deutlicher Kritik an der Bedienbarkeit, der Menüführung, der Tastatur und der Audioqualität reichen die Aussagen. Das liegt natürlich zum großen Teil an den unterschiedlichen Erwartungen und Vorerfahrungen mit anderen Smartphones, manche Funktionen sind aber schlicht verbesserungsbedürftig.
Zu allererst fällt dem Benutzer die wertige Anmutung positiv auf. Das „Cat S40“ kommt in einer schön gestalteten Verpackung im Caterpillar-Design und liegt nach dem Auspacken angenehm schwer in der Hand. Der gebürstete Aluminiumrahmen mit den versenkten Schrauben und der Gummierung vermittelt das Gefühl hoher Verarbeitungsqualität. Schon beim Einlegen der SIM-Karte oder beim Anschließen des Ladegerätes fällt eine der Bauart geschuldete Besonderheit auf: Man muss die Abdeckklappen entfernen. Das kann mit den bei Handwerken üblichen kurzen Fingernägeln schon in eine ziemliche Fummelei ausarten, besonders wenn man das Handy „nur mal eben“ bei der Fahrt zur Baustelle im Auto laden will.
Als sehr positiv wurde die Möglichkeit beurteilt, zwei SIM-Karten gleichzeitig zu verwenden. So kann man mit dem Firmenhandy parallel die private Mobilnummer nutzen. Auch für Handwerker in grenznahen Regionen oder in ländlichen Gebieten mit schlechter Netzabdeckung kann die zweite SIM eines anderen Netzanbieters nützlich sein.
Im Auslieferungszustand ist das „S40“ nach dem Einschalten sehr verbindungsfreudig und mitteilsam, was Nutzern mit Volumentarifen leicht eine böse Überraschung bereitet, da selbst bei moderater Nutzung die üblichen Datenpakete im Nu aufgebraucht sind. Es empfiehlt sich also, das Handy direkt nach dem Einschalten in den Flugmodus zu versetzen und so zu konfigurieren, dass datenintensive Funktionen nur im WLAN funktionieren. Selbst dann „verbraucht“ das „S40“ bei gleicher oder sogar zurückhaltenderer Nutzung deutlich mehr MB als beispielsweise mein privates iPhone 4. Insgesamt sind die Konfigurationsmöglichkeiten für ein Android-Smartphone beim „S40“ sehr begrenzt. Da haben Nutzer von Samsung- oder HTC-Modellen deutlich mehr Auswahl.
Gewöhnungsbedürftige Menüführung
Auch die Bedienbarkeit und die Menüführung empfinde ich an vielen Stellen als unlogisch und schwer nachzuvollziehen. Mir fehlt der Schalter zum Stummschalten. Gleichzeitig führt die unübliche Anordnung der zwei Lautstärketasten und des Ausschalters an der gleichen Gehäuseseite häufig zu Fehlbedienungen. Die programmierbare Taste, die sich im Menü als „programmierbarer Schlüssel“ (Übersetzungsfehler: im Englischen bedeutet „Key“ sowohl „Taste“ als auch „Schlüssel“) versteckt, ist eine gute Idee. Allerdings wäre es noch besser, wenn man damit nicht nur eine bestimmte App starten, sondern der Taste auch gezielt Funktionen wie Stummschaltung oder Flugmodus zuweisen könnte.
Audioqualität enttäuschte
Eine echte Enttäuschung war für mich die Audioqualität. Während ich die mäßige Wiedergabe der eingebauten Lautsprecher und Mikrofone mit der guten Wasserdichtigkeit entschuldigen kann – einen Tod muss man halt sterben – ist der Sound von Musikdateien so schlecht, dass die Nutzung als MP3-Player schlicht nicht möglich ist. Das gilt nicht nur für das Hören über die mitgelieferten Kopfhörer, auch wenn man das „S40“ über Bluetooth oder über ein AUX-Kabel (dann ist der Sound besonders schlecht) mit dem Autoradio verbindet, stellt sich kein akzeptables Hörerlebnis ein – von Musikgenuss ganz zu schweigen.
Insofern ist es dann auch nicht ganz so tragisch, dass das „S40“ bei der Zusammenarbeit mit einer SD-Karte sehr wählerisch ist. Eigentlich hatte ich mich nämlich darauf gefreut, einen Großteil meiner Musiksammlung auf der brandneuen 64 GB SanDisk micro SD-Karte unterzubringen und so ständig mobil verfügbar zu haben. Die Karte wird auch erkannt und lässt sich formatieren, nach kurzer Zeit kann dann aber nicht mehr auf die Dateien zugegriffen werden. Einige probehalber auf die SD-Karte verschobene Urlaubsfotos sind so unwiederbringlich verloren gegangen. In diesem Zusammenhang erwarte ich auch einen besseren Support. Meine E-Mail, in der ich mich absichtlich nicht als Journalist und Produkttester zu erkennen gegeben habe, wurde erst mit einigen Tagen Verspätung und inhaltlich mit der lapidaren Frage, ob ich schon mal versucht hätte, ob die Karte in anderen Geräten funktioniere, beantwortet. Ja! Das hatte ich selbstverständlich vor meiner Anfrage ausprobiert. Genauso, wie alle anderen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (Formatieren in einem anderen Gerät, Karte neu einlegen, nochmals formatieren, usw.).
Auch die eingebauten Kameras haben mich nicht überzeugt. Die 8 Megapixel Hauptkamera liefert zwar deutlich höher aufgelöste Fotos als die meines iPhones (5 Megapixel), trotzdem sind die Bilder je nach Belichtungssituation kontrastarm und die Farben stimmen auch nicht. Dies bestätigen auch viele Leser-Tester, die zum Vergleich Smartphones von Samsung, Sony und Huawei heranziehen konnten.
Fazit
Das „Cat S40“ ist ein Arbeitstier. In seiner Kernkompetenz leistet es sich kaum eine Schwäche – bis auf die, vermutlich der Wasserdichtigkeit geschuldete, nicht optimale Sprachqualität. An der Baustellentauglichkeit gibt es nichts zu meckern. Wer dieses Smartphone kaputtkriegt, dem sollte man erst recht keine teuren Werkzeuge oder Fahrzeuge anvertrauen. Sehr gut: Durch die zweite SIM-Karte lassen sich dienstliche und private Nutzung trennen. Nicht nur auf der Baustelle, sondern auch in der Freizeit macht man mit diesem wertig und cool aussehenden Smartphone eine gute Figur.
Menüführung und Bedienkomfort werden je nach Vorerfahrung unterschiedlich bewertet, insgesamt laufen aber alle Anwendung flüssig und stabil. Abzüge gibt es für den schlechten Sound und die im Vergleich zu aktuellen Smartphones eher mittelmäßige Kamera.
bauhandwerk und dach+holzbau.
Spezifikationen Cat S40
Maße 144,9 x 74,1 x 12,5 mm
Gewicht 185 g
Betriebssystem Android 5.1 Lollipop
Prozessor Qualcomm MSM8909 QuadCore
Speicher 16GB ROM Flash, 1GB RAM,
erweiterter Speicher: microSD bis 64 GB
Eigenschaften Übersteht Stürze aus bis zu 1,80 m;
IP68 und Mil-Spec 810G zertifiziert;
Wasser-, staub- und stoßfest;
Extrem helles Display;
Akku mit hoher Kapazität (3.000 mAh);
Corning Gorilla Glass 4;
8 Megapixel-Kamera; 4G/LTE;
Bedienung mit Handschuhen (Glove-On-Technologie);
Bedienung mit nassen Fingern (Wet-Finger Tracking);
Waterproof Signal-Sensoren
Hersteller Bullitt Mobile Ltd., Reading/UK;