Umnutzung der „Roten Kaserne“ in Frankfurt (Oder)

Die Gebäude der ehemaligen „Roten Kaserne“ in Frankfurt (Oder) verteilen sich auf einer Fläche von rund 190 ha. Um 1888 als Stützpunkt eines Artillerie-Regiments erbaut, unterliegt sie dem Denkmalschutz. Seit 2011 wird sie zu Wohnungen umgebaut und daher von innen gedämmt.

Wer die ursprünglichen, militärisch geprägten Gebäudebezeichnungen hört und die imposanten roten Klinker- und Backsteinfassaden sieht, kann nachvollziehen, warum das historische Areal der Roten Kaserne in Frankfurt (Oder) unter Denkmalschutz steht: Reitstall, Reithalle, Mannschaftshaus I, II und III, Villa, Stabshaus – sie alle bilden eine eindrucksvolle und einzigartige Kulisse für den seit 2011 entstehenden modernen Wohnraum. Neben Miet- und Eigentumswohnungen sind es Räume für altersgerechtes Wohnen und für Wohngemeinschaften, die speziell auf die Integration behinderter Menschen ausgerichtet sind, zu denen die alte Kaserne umgebaut wird.

„Die historischen Gebäude, eingebettet in einen ursprünglichen Baumbestand prägen das Ortsbild und erzeugen an dieser Stelle im Stadtgebiet eine spezielle Identität, die durch die Sanierung und Neunutzung gesichert und langfristig erhalten wird“, erläutert Bauherr Michael Schönherr. „Der vorhandene Baumbestand und das Platzgefüge im Innenbereich der Anlage sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität der Bewohner in diesem Quartier. Diesem Anspruch und dem historischen Charakter hatten sich alle Sanierungsmaßnahmen unterzuordnen.“

Um die Außenwände der einzelnen Gebäude mit einer zeitgemäßen Dämmung auszustatten und sie zu KfW-Effizienzhäusern 55 umzuwandeln, blieb aus diesem Grund nur eine Variante: die Dämmung von innen. „Im allerersten Bauabschnitt haben wir zunächst mit einer klassischen Vorsatzschale und einer darin integrierten Dämmung aus 200 mm Mineralwolle begonnen – wirksam, aber vergleichsweise aufwendig. In einem Gespräch mit dem Fachberater der Firma Rigips haben wir die ,RigiTherm’-Innendämmlösung kennengelernt und zunächst versuchsweise eingesetzt“, berichtet Bauleiter Frank Tenbusch. „Schon nach wenigen Tagen waren unsere Mitarbeiter im Umgang mit dem System so geübt, dass die Dämmung der Wände doppelt so schnell vonstatten ging, wie mit den Vorsatzschalen. Nach diesen Erfahrungen war es für uns naheliegend, für alle Gebäude auf diese Lösung von Rigips zu vertrauen.“

Innendämmung passt sich dem Bestand an

In einem ersten Schritt bereitete das Team um Frank Tenbusch die Rauminnenseiten der etwa 40 cm dicken Außenmauern mit einer Grundierung („Rikombi Grund“) auf die Montage der Dämmplatten vor. Die Innendämmung aus „RigiTherm 032“-Verbundplatten in 140 mm Dicke besteht aus einer hoch wärmedämmenden EPS-Dämmschicht der WLG 032, kaschiert mit einer 12,5 mm dicken „Rigips Bauplatte RB“.

Zum Verkleben der Dämmplatten empfiehlt der Hersteller das Punkt-Wulst-Verfahren, weil damit besonders sicher und effizient Luftkonvektion hinter den Platten vermieden wird. Für die bauphysikalische Sicherheit von Innendämmsystemen eine entscheidende Bedingung. Zudem können mit dem leicht anzumischenden Systemmörtel ,Rifix ThermoPlus’ auch problemlos Untergrundunebenheiten von bis zu 20 mm ohne Ausgleichsspachtelung an der Wand nivelliert werden. Entscheidender Vorteil der Lösung sind die optimal aufeinander abgestimmten Systemkomponenten. So gehört neben der Verbundplatte auch die so genannte „ThermoPlatte“ zum System. Sie ist je nach Anforderung nur 20 oder 30 mm dick und wird als Dämmplatte für wärmebrückengefährdete Bereiche wie Fensterlaibungen, einbindenden Wände und Decken oder in Heizkörpernischen eingesetzt. Auch bei Fensterrundbögen, wie sie in vielen Gebäudeteilen der Roten Kaserne anzutreffen waren, konnten diese schlanken Platten problemlos der runden Form angepasst und verarbeitet werden.

Die „ThermoPlatte“ besteht aus einem wärmedämmenden Polystyrol-Hartschaumkern, der beidseitig zementkaschiert und mit einem Gewebe versehen ist. Der Zuschnitt kann mit einem handelsüblichen Cuttermesser erfolgen. Für die Auskleidung von Rundungen ritzten die Handwerker die Dämmplatten in Frankfurt einfach auf der Innenseite quer zur Verlegerichtung etwa alle 100 mm ein. Ergänzt wird die „ThermoPlatte“ vom „ThermoProfil“: Diese U-förmige Kunststoffleiste wird auf die Außenkante der Platte gesteckt, die später den Fensterrahmen berührt, und bildet einen bauphysikalisch sicheren und optisch sauberen Anschluss an diesen.

Vorteile liegen im geprüften System

Die Vorteile einer geprüften Systemlösung spielten dem Ausbauteam auch an anderer Stelle entscheidend in die Hände. Teile des Mannschaftshauses I und II verfügten über Holzbalkendecken, was beim Einbringen einer Innendämmung Probleme mit sich bringen kann. „Durch eine Innendämmung wird der Energiestrom durch die Wand nach außen um etwa 70 Prozent reduziert. Das Mauerwerk wird insgesamt kälter. Das bleibt in der Regel nicht ohne Folgen für den Feuchtegehalt aller in Zusammenhang stehenden Bauteile, also auch für die in den Außenwänden aufliegenden Holzbalkenköpfe“, beschreibt Adam Bialas, Innendämmexperte bei Rigips, die bauphysikalischen Zusammenhänge. Durch eine für diese bauspezifische Gegebenheit ungeeignete Innendämmlösung kann die Feuchtigkeitszunahme kritisch werden, wodurch die Holzbalken langfristig geschädigt werden könnten. Entsprechend müssen bei der Sanierung solcher Räume einige Bedingungen erfüllt sein: Das Mauerwerk darf nur den bauüblichen Feuchtegehalt aufweisen, und es muss ein ausreichender Schlagregenschutz vorhanden sein. Darüber hinaus darf die Holzfeuchte der bestehenden Holzbalken einen bestimmten Holzfeuchte­anteil nicht überschreiten. Die Balkenköpfe müssen luftdicht zum Mauerwerk hin abgedichtet sein, um Luftkonvektion zu verhindern, und die Ober­flächen­temperatur in den Gefachen zwischen den Balken darf nicht zu stark absinken. „Mit dem ,Rigi­Therm’-System stellen wir eine eigens für diesen Anwen­dungsfall geprüfte und nachgewiesen sichere Lösung zur Verfügung. Je nach bauspezifischen Gegebenheiten bieten wir unseren Kunden zudem eine Prüfung aller möglichen Einbauvarianten an“, so Adam Bialas weiter.

Für Frank Tenbusch und seine Kollegen begann die Arbeit in den Räumen mit Holzbalkendecken zunächst mit dem Öffnen der Deckenbekleidung aus verputzten Schilfrohrmatten an den Randbereichen, um die Holzbalken freizulegen. Die anschließende Holzfeuchtemessung ergab, dass die Balken einen Feuchtegehalt von weit unter den maximal zulässigen Wert von 20 Masseprozent aufwiesen und damit in einem tadellos trockenen Zustand waren. Nachdem die Auflagehölzer für den Einschub an den Balken zurückgeschnitten waren, erfolgte der luftdichte Anschluss der Holzbalken an das Mauerwerk mit einer universell einsetzbaren Abdichtungsmasse („Isover Vario DoubleFit“). „Anschließend haben wir das Mauerwerk zwischen den Balken wie alle anderen Wandflächen grundiert. Dann wurde die ,ThermoPlatte’, die wir auch für die Dämmung der Fensterlaibungen genutzt haben, in die Gefache verlegt, bevor der Deckenraum wieder verschlossen wurde“, so Frank Tenbusch.

Historische Bausubstanz konstruktiv geschützt

Durch den Einsatz der „RigiTherm 032“-Verbundplatte in der Fläche und der „ThermoPlatte“ in den Gefachen der Holzbalkendecken ist die gesamte Konstruktion doppelt geschützt: Zum einen besitzt die Ver­bund­platte eine diffusionsbremsende Wirkung, die die Massiv­wand vor zusätzlichem Feuchteeintrag von der Raum­innenseite schützt. Zum anderen sorgt die we­sentlich schlankere „ThermoPlatte“ dank ihres ge­rin­gen und exakt abgestimmten sd-Wertes dafür, dass noch genügend Raumwärme an das angrenzende Mauer­werk und die Balken gelangt. So werden diese trocken gehalten und konstruktiv vor Holzfeuchte geschützt. Ein weiterer Vorteil auch für die nachfolgenden Ge­werke: Aufgrund der dampfbremsenden Wirkung des Systems sind der Oberflächengestaltung keine Grenzen gesetzt – der Auftrag von Farben oder Tapeten lässt die bauphysikalische Sicherheit unangetastet.

„Von der so optimal geschützten Bausubstanz bekommen die Mieter und Eigentümer eigentlich gar nichts mit. Für sie ist der Wohnkomfort gut gedämmter Innenräume natürlich viel entscheidender“, erläutert Bauherr Michael Schönherr. So benötigen die Räume nur kurze Aufwärmzeiten und bieten – in Verbindung mit modernen, dreifach verglasten Fenstern – ein hohes Maß an Behaglichkeit. Die niedrige „zweite Miete“ für die Bewohner der Roten Kaserne verleiht dem historischen Quartier zusätzliche Attraktivität.

Autoren
Martin Büsch ist Leiter Kommunikation und Marketing, Karin Melder Projektmanagerin für Messen, Events und Promotion bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf.

Auch bei Fensterrundbögen konnten die schlanken Dämmplatten der runden Form angepasst werden

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr Wohnpark West, Frankfurt (Oder)

Architektin Ines Zoschke, Sankt Augustin

Ausbauarbeiten Schönherr + Fritsch Bau GmbH, Frankfurt (Oder)

Fachberater Michael Zettelmann, Saint-Gobain

Rigips, Düsseldorf

Herstellerindex (Auswahl)

Innendämmung RigiTherm, Saint-Gobain Rigips, Düsseldorf, www.rigips.de

Abdichtungsmasse Vario DoubleFit, Saint-Gobain Isover G+H, Ludwigshafen, www.isover.de

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