Heavy Metal Praxiscamp
Das Heavy Metal Praxiscamp ging diesen Sommer in die nächste Runde: Vom 21. bis 26. August trafen sich 14 ausgewählte Azubis und junge Handwerksprofis im Hotel Jagdschloss Kranichstein in Darmstadt, um die kunstvolle Arbeit mit ganz besonderen Metallen zu erlernen.
Unter dem Motto „Tradition meets modern techniques“ stellte das Heavy Metal Praxiscamp den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen eher unbekannten Teilbereich des Malerhandwerks vor. Gleichzeitig beleuchtet das Camp die kunstvollen Facetten des Berufs sowie deren Mehrwert für Kultur und Gesellschaft
Foto: pivopix - Christoph Große
2021 hatte der Landesverband Farbe Gestaltung und Bautenschutz Hessen das Pilotprojekt für junge Malerinnen und Maler auf die Beine gestellt, jetzt war es wieder so weit: Morgens praktische Arbeiten in der Werkstatt, nachmittags abwechslungsreiche Exkursionen in der Umgebung. Beim Heavy Metal Praxiscamp bot sich den 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein ausgewogenes Programm. Der Lehrgang stand unter dem Motto „Tradition meets modern techniques“ und stellte ihnen einen eher unbekannten Teilbereich des Malerhandwerks vor: die Arbeit mit Gold und anderen Metallen. Gleichzeitig beleuchtete er die kunstvollen Facetten des Berufs sowie deren Mehrwert für Kultur und Gesellschaft. „Wir wollen den jungen Handwerkerinnen und Handwerkern eine Balance aus Theorie, Praxis und Kultur bieten“, erklärt Ingeborg Totzke, Stiftungsrätin Handwerk bei der Sto-Stiftung. „Alle Veranstaltungen sind themenbezogen und haben immer eine direkte Verbindung zum Workcamp.“
Anleitung durch erfahrene und leidenschaftliche Profis
Vergoldermeister Sven Mohr von der Restaurierungsmanufaktur Texturwerk führte die Gruppe durch das gesamte Praxiscamp und brachte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Arbeit mit historischen und modernen Metallbeschichtungstechniken näher. Unterstützt wurde er dabei von einem Team erfahrener und leidenschaftlicher Profis, die nützliche Tipps und Kniffe parat hatten: Kirchenmalerin Maja Lindner, die 2021 selbst als Teilnehmerin bei der Camp-Premiere dabei war, Ralf Dreßbach, Ausbildungstrainer des Verbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz Hessen, Deborah Schönburg, Magistra Artium der Kunstgeschichte und Altgermanistik sowie ausgebildete Vergolder- und Fassmalerin, und Lackraum-Werkstattleiter Stefan Noack.
Ein Team aus erfahrenen und leidenschaftlichen Profis brachte den jungen Handwerkerinnen und Handwerkern die Arbeit mit historischen und modernen Metallbeschichtungstechniken näher und gab ihnen nützliche Tipps und Kniffe an die Hand
Foto: pivopix - Christoph Große
„Wir haben viel Neues kennengelernt“, berichtet Danka Radeva begeistert von ihrer Teilnahme am Workshop: „Poliment-, Öl- und Hinterglasvergoldung sowie die Arbeit mit Liquid Metal und Kupferoxid.“ Theorieeinheiten zu Material, Werkzeug, Untergrund und Techniken rundeten den Praxisteil ab, bei dem die Camperinnen und Camper das gelernte auch gleich selbst anwenden konnten.
Kunst, Kultur und Kulinaria
Neben den Workshops wartete ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm auf die Gruppe, das sowohl fachliche als auch kulturelle Akzente setzte und bei dem auch die Gaumenfreuden nicht zu kurz kamen. Beim Besuch des traditionsreichen Handwerksbetrieb Steuernagel & Lampert GmbH in Groß-Bieberau nahm sich Kunsthistorikerin M.A. Deborah Schönburg beispielsweise die Zeit, die Nachwuchshandwerkerinnen und -handwerker in die Welt der Vergoldung und Fassmalerei sowie der Denkmalpflege einzuführen. Neueste Errungenschaft der Steula-Gruppe ist der Erwerb der Hembus Tapetenmanufaktur, die Tapeten und Borten in Handarbeit erstellt. Bei einer Führung durch die Altstadt von Frankfurt erlebten die jungen Menschen, dass die Arbeit von Malern wirkliche Kunst sein kann. Sie erfuhren alle Details zu den Rekonstruktionen und Neubauten auf den historischen Parzellen der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Altstadt zwischen Dom und Römer.
Morgens praktische Arbeiten in der Werkstatt, nachmittags abwechslungsreiche Exkursionen in der Umgebung: Beim Heavy Metal Praxiscamp bot sich den 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein ausgewogenes Programm
Foto: pivopix - Christoph Große
Ein ganz besonderes Highlight wartete gegen Ende des Camps: der Ausflug zur Darmstädter Mathildenhöhe. Sowohl die Gebäude des Weltkulturerbes als auch die Schätze im Inneren hinterließen einen bleibenden Eindruck. Das Museum inspirierte die Malerinnen und Maler mit seiner Ausstellung zum innovativen Schaffen der Künstlerkolonie Darmstadt zwischen 1904 und 1914 und stellte eindrucksvoll unter Beweis, wie Kunst, Architektur und Handwerk im Alltag harmonisch – teils schlicht, teils farbenfroh – ineinandergreifen.
„Das Heavy Metal Praxiscamp ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, fasst Teilnehmer Martin Schulte zusammen. „Nicht nur wegen der Techniken, die wir gelernt haben, sondern vor allem wegen der Erkenntnis, wie breit der Beruf des Malers angelegt ist.“